Scharfe Pranken
keine Gedanken. Geht’s dir gut?«
»Mir geht’s gut. Sehr gut! Und ich freue mich so, dich zu sehen.«
Blayne drückte den Grizzly erneut an sich, und MacRyrie beugte sich ein wenig zu ihr hinunter und tätschelte ihr den Rücken. Er senkte den Kopf und blähte seine Nasenlöcher, und sein Blick schoss zu Bo hinüber. Der Hybride hob herausfordernd die Arme und schnaubte, als der Grizzly seine Reißzähne aufblitzen ließ.
»Blayne?«
Blayne hob ihren Kopf von MacRyries Brust und sah zu Van Holtz hinüber, der ein paar Meter von ihr entfernt stand. »Blayne, es tut mir … es tut mir …«
Sie löste sich aus MacRyries Armen und ging zu Van Holtz hinüber.
»Es tut mir so …«
Die Ohrfeige hallte im ganzen Raum wider und schreckte sämtliche Anwesenden auf, selbst Bo und ihren Vater. Aber Van Holtz nahm es wie ein Wolf und wich keinen Zentimeter zurück.
»Lüg mich nie wieder an«, sagte sie. »Hintergeh mich nie wieder. Das nächste Mal kommst du nicht so ungeschoren davon, das verspreche ich dir.«
»Ich weiß.« Van Holtz zuckte mit den Schultern. »Kriege ich jetzt eine Umarmung?«
Ein Lächeln breitete sich auf Blaynes Gesicht aus, und sie sprang in Van Holtz’ Arme, was Bo ein Seufzen entlockte. Diese Frau brauchte Bo schon allein deshalb in ihrem Leben, damit er sie vor diesen Idioten beschützen konnte, mit denen sie unbedingt befreundet sein wollte.
Van Holtz drückte Blayne an sich und presste seine Nase gegen ihren Hals. Die Umarmung dauerte keine zwei Sekunden, da schoss auch sein Blick zu Bo hinüber, wie zuvor der des Grizzlys. Aber diesmal … grinste Bo.
»Sehr richtig«, sagte er, ohne ein einziges verdammtes Wort zu sprechen. »Sie gehört mir. Finger weg!«
Aber gerade als Bo das Bedürfnis verspürte, die Worte doch laut auszusprechen, baute sich sein Onkel vor ihm auf. »Du solltest wieder nach Hause gehen. Und Blayne mitnehmen«, flüsterte er.
Sicher, es war durchaus möglich, dass sein Onkel ihn rauswarf, weil er oder Blayne oder sie beide ihm auf die Nerven gingen, aber Bo kannte ihn besser. Irgendetwas stimmte nicht. Er nickte und hob an, Blayne in süßlichem Tonfall mitzuteilen, dass es an der Zeit war, aufzubrechen – aber diese verdammten Wolfshundeohren …
Er war kaum um seinen Onkel herumgegangen, da hatte sie sich bereits von Van Holtz gelöst und blickte in die versammelte Runde. »Warum wollen Sie, dass wir gehen?«, fragte sie.
»Blayne …«
»Warum, Grigori?«
»Sagen Sie es ihr«, drängte Ezra Thorpe. »Sie können es ihr ebenso gut sagen.«
»Mir was sagen?«
Wie üblich war es Van Holtz, der das Reden übernahm. »Die, die dir das angetan haben, die dich entführt haben, gehören einer größeren Organisation an. Einem illegalen Kämpferring, der in mehreren Bundesstaaten agiert. Wie es scheint, halten sie die Hybriden, nachdem sie sie geschnappt haben, für ein paar Wochen oder Monate an der Ostküste fest, um sie auf die Kämpfe vorzubereiten, und verkaufen sie dann an verschiedene Abnehmer im ganzen Land.«
»Okay. Und weiter?«
Grigori zuckte mit den Schultern. »Du hast uns nach dieser alten Farm am Strand gefragt. Wie es aussieht, sind die Streuner in der Stadt von dort gekommen. Aber sie züchten nicht nur Kampfhunde, Blayne.«
Bo, der sich nicht sicher war, ob er wirklich richtig gehört hatte, fragte: »Willst du damit sagen, dass sie ihre Geschäfte die ganze Zeit auf Gestaltwandler-Gebiet abgewickelt haben?«
»Sieht so aus. Sie kommen vom Pazifik und benutzen die Stürme als Deckung.«
»Aber woher wissen Vollmenschen von Ursus County, von dieser Farm ganz zu schweigen?«, wollte Bo wissen.
»Daran arbeiten wir noch«, gestand Van Holtz. »Unablässig.«
Blayne ließ ihren Blick über die Männer im Raum schweifen. Außer Bo und ihrem Vater vermieden sie alle den Augenkontakt mit ihr.
»Was?«, fragte sie schließlich. »Was erzählt ihr mir nicht?«
Als niemand antwortete, ergriff Niles Van Holtz das Wort. Er hatte die ganze Zeit über schweigend in einer Ecke gestanden.
»Wir sind nicht nur hergekommen, um dich zurückzuholen, Blayne. Wir haben gerade ein Team losgeschickt, um die ganze Bande auszuheben. In diesem Moment.«
Bo war sich allerdings noch immer nicht sicher, weshalb sich alle so seltsam verhielten. Ein Blick auf ihren Vater genügte jedoch, und Blayne wandte sich wütend den beiden Van-Holtz-Männern zu. »Ihr werdet sie alle umbringen … stimmt’s?«
»Sie sind Vollmenschen«, sagte Bo. Er war nicht
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