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Scharfe Pranken

Scharfe Pranken

Titel: Scharfe Pranken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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Wie üblich sollte ihr Vater auch damit recht behalten. Hätte sie auch nur den geringsten Zweifel an der Richtigkeit seiner Aussage gehabt, hätte sie nur noch eine Weile gemeinsam mit den fünftausend anderen Gestaltwandlern in diesem Stadion sitzen und dem gewalttätigen Barbaren dabei zusehen müssen, wie er den viel kleineren Leoparden immer tiefer ins Eis rammte. Und warum tat er das? Weil der kleinere Leopard ihm seinen Puck weggenommen hatte.
    Das gegnerische Team, die Charleston Butchers, versuchte, Novikov aufzuhalten, aber er schüttelte einen nach dem anderen wie hilflose Welpen von seinem Rücken. Als die Sirene ertönte, hielt Novikov sofort inne, was ihn in gewisser Weise nur noch kaltblütiger erscheinen ließ.
    Der neue Mittelstürmer und Enforcer der New York Carnivores richtete sich auf. Er war nicht mehr der einen Meter fünfundachtzig große, knapp einhundertzwanzig Kilo schwere Halbwüchsige mit dem Aussehen eines Serienkillers, den sie vor all den Jahren kennengelernt hatte. Oh nein, inzwischen war er ein knapp zwei Meter zwanzig großer, gut einhundertsiebzig Kilo schwerer Serienkiller, der durchaus erwachsen aussah.
    Dank all der Blutspritzer auf dem Sicherheitsglas, das die erstklassigen Plätze, auf denen sie und Gwen saßen, von der Eisfläche trennte, konnte sie glücklicherweise weder sein Gesicht noch seine Furcht einflößenden Augen erkennen. Novikov rührte sich nicht von der Stelle. Er stand einfach nur da und starrte in ihre Richtung.
    »Er kann sich nicht mehr an mich erinnern«, versuchte sie verzweifelt, sich selbst zu beruhigen. »Er kann sich unmöglich noch an mich erinnern.« Blayne wiederholte das Mantra immer wieder in ihrem Kopf, während sich vor ihrem Gesicht eine behandschuhte Hand hob und über das Glas wischte. Sie verschmierte das Blut, bis das Glas immerhin so klar war, dass Novikov hindurchsehen und Blayne direkt angaffen konnte.
    Er kaute Kaugummi. Sie auch. Kalte blaue Augen, die sich nicht wie bei den meisten Löwen und Löwen-Hybriden mit der Zeit golden verfärbt hatten, starrten sie eisig an. Blayne starrte zurück. Diesmal würde sie nicht wegrennen. Sie hatte ihre Hausaufgaben gemacht und verstand inzwischen mehr von Serienkillern. Nicht dass sie einen Beweis dafür hatte, dass Novikov tatsächlich einer war, aber ein Mädchen konnte niemals vorsichtig genug sein. Sie hatte gelernt, keinerlei Furcht zu zeigen. Serienkiller machten Jagd auf all jene, die sie für schwach hielten. Sie mochte zwar kein ganzer Wolf sein, aber sie hatte genügend von ihrem Vater mitbekommen, um Rückgrat zu entwickeln. Also … also Vorsicht!
    Falls irgendjemand Blayne später fragen würde, ob sie eine Ahnung hatte, wie lange sie einander angestarrt hatten, wusste sie jetzt schon, dass sie mit Nein würde antworten müssen, wenn sie bei der Wahrheit bleiben wollte. Es kam ihr wie Stunden vor, aber die schlichte Logik sagte ihr, dass es wohl eher dreißig Sekunden waren. Aber es war immerhin lange genug, dass einer von Novikovs Teamkollegen ihm auf die Schulter hauen konnte, um ihn dazu zu bewegen, vom Eis zu fahren. Wahrscheinlich keine gute Idee. Novikov bekam den aufdringlichen Wolf am Arm zu fassen und schleuderte ihn über die gesamte Länge der Eisfläche direkt in das unbewachte Tor der gegnerischen Mannschaft. Zwar bekam er dafür keinen Treffer zugesprochen, aber die Menge jubelte trotzdem.
    Blayne glotzte ihn mit offenem Mund an. Das war sein eigener Mitspieler gewesen, keiner seiner Gegner. Wo bleibt die Loyalität?, fragte sie sich.
    Angesichts der Tatsache, dass er das Geschrei und Gejohle der Zuschauer völlig zu ignorieren schien, um stattdessen Blayne anzustarren, vermutete sie, dass er seine Fans auch nicht gerade liebte. Mit diesem unglaublich wütenden –  okay, na schön, diesem wütenden und wunderschönen!  – Gesicht starrte er sie durch all das Blut an.
    Dieser Kerl mochte eine halbwüchsige Bären-Katze gewesen sein, als sie ihm vor Jahren zum ersten Mal begegnet war, aber nun war er ein voll ausgewachsenes Raubtier. Er hatte nicht nur den Wachstumsschub der Bärenwandler hinter sich, auch die goldbraune Löwenmähne hatte unter seinem dichten weißen Haarschopf zu wachsen begonnen. Die beiden Haarfarben vermischten sich zu einer seidigen Mähne, die sich bis auf seine breiten Schultern ergoss und ihm eine Art »Rock-and-Roll trifft Punk«-Look verlieh, der ihm ziemlich gut stand. Und seine Augen mochten noch so blau sein – die Form seiner Lider

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