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Scharfe Pranken

Scharfe Pranken

Titel: Scharfe Pranken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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ihr Gewicht zu schätzen. Dann legte er sie wieder ab und schrieb Dr.   Luntz eine SMS mit den Angaben über Blayne und der Adresse der Apotheke. Als er fertig war, rief er in der Apotheke an, um sie vorzuwarnen und sich zu vergewissern, dass sie die Medikamente sofort liefern konnten. Als alles erledigt war, setzte er sich neben der Couch auf den Boden. Blayne war inzwischen eingeschlafen. Sie gab ein leises Wimmern von sich und hatte ihre Stirn in tiefe Falten gelegt, was ihm verriet, dass sie Schmerzen hatte. Er befühlte den Eisbeutel und stellte fest, dass er nicht mehr kalt war. In der Hoffnung, dass sie noch einen zweiten im Gefrierfach hatte, nahm er den Beutel und erhob sich. Er nutzte die Gelegenheit, um sich ausführlich auf der Müllhalde umzusehen, die sie als ihr Zuhause bezeichnete – sie hatte wirklich Nerven.
    »Wie kann sie nur so leben?«, fragte er sich und kam im selben Moment zu dem Schluss, dass sie so nicht leben konnte.

Kapitel 11
    Blayne schlief tief und fest. So tief, dass sie sich nur noch daran erinnern konnte, dass jemand sie geweckt, ihr mehrere große Pillen in den Rachen gestopft und dann versucht hatte, sie zu ertränken. Als sie das nächste Mal aufwachte, fühlte sie sich schon viel besser. Und sie war am Verhungern.
    Sie setzte sich gähnend auf und streckte sich. Ihre Migräne war verschwunden, ihr Gesicht fühlte sich nicht mehr zehnmal größer als der Rest ihres Körpers an, und sie konnte wieder aus beiden Augen sehen. Draußen war es noch immer dunkel, aber sie hatte keine Ahnung, wie spät es war. Sie sah auf ihre Uhr, erinnerte sich jedoch gleich wieder daran, dass sie nicht funktionierte. Okay, dann hatte Bo damit eben recht. Sie brauchte eine neue Uhr … diese Aufgabe würde sie irgendwann in Angriff nehmen.
    Sie stand auf und trottete ins Bad – ihr Bedürfnis zu pinkeln war größer als ihr Bedürfnis, etwas zu essen. Sie ging auf die Toilette, wusch sich die Hände und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Dort blieb sie stehen und sah sich mit offenem Mund um.
    »Was … warte … wo ist … hä …?«
    »Fühlst du dich schon wohl genug, um auf zu sein?«
    Blayne blickte über ihre Schulter. Bo Novikov stand in ihrer Küchentür. Tatsächlich musste er sich ein wenig bücken, weil er zu groß für den Türrahmen war. Wenn sie ehrlich sein wollte, hatte sie vergessen, dass er vorbeigekommen war. Fragen nach dem Warum und woher er wusste, wo genau sie in Brooklyn wohnte, traten in den Hintergrund, als ihr mit einem Schlag bewusst wurde, dass sie entgegen ihrer ersten schockierten Vermutung doch nicht von extrem ordentlichen Dieben ausgeraubt worden war.
    Sie zeigte auf ihr Wohnzimmer. »Was hast du gemacht?«
    »Aufgeräumt. Sieht jetzt viel besser aus, findest du nicht?«
    Blayne machte ein paar Schritte in den Raum hinein. »Wo sind denn meine Sachen?«
    »Meinst du den ganzen Müll?«
    Blayne wandte sich wieder dem unverschämten Kerl in ihrer Wohnung zu. »Müll? Hast du meine Sachen gerade als Müll bezeichnet?«
    »Sind sie das nicht?«
    »Nein! Das ist kein Müll. Das sind meine Sachen!«
    »Die allesamt Müll waren.«
    Genervt von seiner stoischen Ruhe und selbstgerechten Haltung klagte Blaye ihn an: »Du hast alles weggeschmissen, oder?«
    »Na ja …«
    »Weil du dachtest, es sei Müll. Aber es war kein Müll. Das waren meine Sachen.«
    »Blayne …«
    »Meine!«, kläffte sie. »Nicht deine. Meine, meine, meine! «
    »Blayne …«
    »Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Du kommst in meine Wohnung. Nimmst meine Sachen. Und schmeißt meinen ganzen Scheiß weg!«
    Blayne schäumte ohnehin bereits vor Wut, aber als Bo sie ansah, die Augen verdrehte und ein ermattetes, aufgesetztes Seufzen ausstieß, reichte es ihr endgültig!
    »Raus!«, bellte sie. »Verschwinde aus meinem Haus! Sofort! « Sie drehte sich um, um die paar Schritte bis zur Wohnungstür zu stampfen und sie dramatisch aufzustoßen, aber er bekam ihr Sweatshirt zu fassen und wirbelte sie wieder herum. Einen kurzen Augenblick lang glaubte sie, er wolle sie schlagen, aber anstatt sie so zu drehen, dass sie ihn ansehen konnte, drehte er sie mit dem Gesicht zur Wand hinter der Couch. Sie hatte die Bücherregale dort mit allem möglichen Kram vollgeräumt, als sie eingezogen war, in der Absicht, sie bei Gelegenheit neu einzuräumen. Leider hatte sich diese »Gelegenheit« nie ergeben.
    Nun waren die drei deckenhohen Bücherregale neu eingeräumt und sämtliche Bücher und Zeitschriften, die

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