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Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte sie. Jene Wohnung war ein Museumsstück, Symbol des abgeschlossenen Lebensabschnitts eines Mannes, der nicht mehr existierte. Robert hatte sich das Telefon geschnappt, ein paar alte Kontakte genutzt und in wenigen Tagen die neue Wohnung gekauft. Da er bar bezahlen konnte, waren die Formalitäten schnell erledigt. Die Einrichtung und der Hausstand waren rasch bei Antiquitätenhändlern und auf Versteigerungen gefunden. Es war toll, reich zu sein. Außer den Büchern, Fotos und den Dingen, die mit seiner Arbeit zusammenhingen, nahm Robert nichts aus der alten Wohnung mit.
    Und damit waren sie schon im Winter, im Hier und Jetzt angekommen. Robert stand auf, nahm Tablett und Tischchen weg, setzte sich an den Bettrand und ergriff Annes Hand.
    »Möchtest du auf die Insel zurück?« Anne stammte von der Isle of Man, und während Robert an seinem Buch schrieb, hatten sie die meiste Zeit dort gelebt. Er mochte die Insel und war gerade im Begriff, ein Cottage zu kaufen; davon hatte er Anne aber noch nichts erzählt.
    Sie schüttelte den Kopf. Täuschte er sich, oder hing da tatsächlich eine Träne an der schwarzen Wimper? War das noch seine kühle, beherrschte Muse? Die nie die Fassung verlor, stets aus der Distanz betrachtete?
    »Anne ...«, stieß er erschrocken hervor.
    Waren noch nicht alle Wunden abgeheilt? Hatte er etwas übersehen? Es hatte sie beide schwer erwischt gehabt; mit tiefen Verletzungen hatten sie sich durch ein Portal aus dem zum Grauen pervertierten, ehemals paradiesischen Reich des Priesterkönigs Johannes geschleppt. Gerade noch im letzten Moment waren sie dem Zorn Sinenomens entkommen. Anne hatte sie beide in die Anderswelt gebracht, in die Nähe ihrer Elfenheimat, wo sie eine Heilquelle kannte, unter der eine Ley-Linie verlief. Dort waren sie geblieben, bis die Wunden sich schlossen und die Kräfte zurückkehrten. Anne war dabei übler dran gewesen als Robert, der seinen Ekel überwinden musste und Tiere gejagt hatte, um deren Blut zu trinken. Einen Teil dessen, was er in sich aufgesogen hatte, hatte er an Anne weitergegeben. Robert überbrückte seine Schuldgefühle damit, indem er sich einredete, es seien Elfentiere gewesen, und in harter Selbstdisziplin hatte er keines von ihnen getötet. Immer nur so viel genommen, damit es keinen Schaden gab.
    Aber ihn schüttelte die Erinnerung daran, mit welch wachsender Gier er den zumeist gazellenartigen Tieren nachgestellt und dann die Fangzähne in der pochenden Kehle vergraben hatte. Er hatte bereits getötet, Elfen im Reich des Priesterkönigs, und trug die Schuldgefühle deswegen immer noch mit sich herum. Aber die Sache mit dem Blut war weitaus schlimmer. Beinahe wäre er selbst zum Tier geworden, und er hoffte inständig, dass er sich wieder in der Gewalt hatte. In München, in der Menschenwelt, war er inzwischen zum routinierten Blutbank-Dieb geworden. Er stahl aus der Zentrale oder aus Krankenhäusern, wann immer sich eine Gelegenheit ergab. Auch wenn das wenig moralisch war, blieb es die beste Alternative, und er legte immer einen Geldschein hin, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Zum Glück brauchte er es nicht öfter als ein- oder zweimal im Monat – noch. Wie und wann Anne sich versorgte, fragte er nie. Er wusste allerdings, dass sie, klug genug, nie tötete.
    Robert hätte sie gern an sich gezogen, ihren Kopf an seine Brust gedrückt, doch er wusste, dass ihr das menschliche Trostspenden unangenehm war. Also streichelte er nur schüchtern ihre Hand. »Anne ...«
    »Es ist alles in Ordnung«, murmelte sie.
    Das sah er ganz und gar nicht so. »Nichts ist in Ordnung, Anne. Anstatt das zu sagen, hättest du mir früher eine geknallt und mich vom Bett gestoßen. Seit wir hier in München sind, wirst du jeden Tag matter und teilnahmsloser. Vielleicht sollten wir doch auf die Insel fliegen, zu deinem Ursprung ...«
    »Ich kann nicht dorthin!«, unterbrach sie, beinahe in gewohnter Heftigkeit. Aber dann fügte sie leiser hinzu: »Noch nicht. Und ... du musst hier sein, wegen deines Buches.«
    Sie waren sozusagen gerade zum Termin eingetroffen. Das Buch war fertig, der Lektor wünschte ein Gespräch, und die Presse rannte dem Verlag die Tür ein. Bereits in der ersten Woche waren hunderttausend Exemplare über den Ladentisch gegangen. Robert war nie stolzer gewesen als an dem Tag, an dem er sein erstes eigenes Buch in Händen hielt.
    Ja, es war toll, reich zu sein. Und berühmt, aber ohne dass es jemand wusste. Robert war froh, dass Anne

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