Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)
Tod.«
»Das hört sich an, als hättest du eine Teufelei im Sinn.«
»Die Einzige, die hier für Teufeleien infrage kommt, steht hinter mir.«
Sie lachte.
Dann schwiegen sie. Carmen schaute ab und zu auf die Uhr. Er spürte ihren Schweiß. Die linke Hand lag an seiner Kehle. »Nur als Tipp, die Tropfen helfen dir, schmerzlos zu sterben. Ich werde dir gleich eine so hohe Dosis Insulin verpassen, dass die allein reichen würde. Allerdings ist dieser Tod schmerzhaft und kann dauern. Ich habe mit dem Doktor über den Insulinschock gesprochen und weiß Bescheid.«
Stachelmann spürte ihre Verunsicherung. Er wehrte sich nicht, das irritierte sie. Aber wie soll man sich wehren mit einer Pistole am Kopf?
Dann löste sie ihre Hand von seiner Kehle. Sie kramte hinter seinem Rücken, die Hand kehrte zurück in sein Gesichtsfeld, darin eine Sprayflasche. Sie hielt die Flasche vor seine Nase und drückte. Ein feuchter Nebel benetzte sein Gesicht. Sie sprayte immer weiter. Sein Körper wurde schwer, sie nahm die Pistole weg, er sackte auf den Boden, der Kopf schlug auf.
»Tschüs, Josef«, sagte sie. »Ist schade um dich.« Dann ging sie in den Flur, öffnete die Wohnungstür und verschwand.
* * *
Als sie im Präsidium eintraf, zitterte sie am ganzen Körper. Reiß dich zusammen, reiß dich zusammen. Sie sah die verwunderten Blicke der Kollegen, denen sie begegnete. Als sie ihr Dienstzimmer betrat, glaubte sie, ihre Nerven einigermaßen im Griff zu haben. Kaum saß sie am Schreibtisch, kam Taut herein und sagte: »Einsatz! Im Lohkoppelweg 7 in Lokstedt wurde eine Leiche gefunden. Oder auch nicht. Anonymer Anruf.«
Kurz sagte: »Das gibt's doch nicht, das ist Ossis Adresse!«
Das Zittern kam wieder.
Taut schaute sie neugierig an. »Was ist los?«
»Ein Infekt oder so was«, sagte sie.
»Lass dich krankschreiben.«
»Nein, ich muss mit. Ossis Wohnung. Du verstehst, ich muss mit!«
»Ist ja gut, ich bin auch dabei.«
Zusammen mit Kurz fuhren sie zu Ossis Wohnung. Unterwegs marterte Carmen ihr Hirn. Wer hatte angerufen? Wer konnte in Ossis Wohnung hinein? Und warum anonym? Beruhige dich, Stachelmann ist tot, der kann dich nicht verraten. Niemand sonst war in der Wohnung, niemand sonst hat zugehört. Du bist aus dem Schneider, keiner kann dir was.
Die Tür war verschlossen, so wie Carmen sie zurückgelassen hatte.
»Du hast noch einen Schlüssel?«, fragte Taut.
Carmen nickte. Hoffentlich sieht er nicht, wie meine Hand zittert. Sie holte den Schlüsselbund aus der Hosentasche und gab ihn Taut.
Der guckte sie verwundert an. »Welcher?«
»Der ... der mit dem gelben Überzug.«
Taut schloss auf. Er betrat als Erster die Diele und ging zum Wohnzimmer. Er öffnete die Tür, dann rief er: »Verdammte Scheiße, das ist dieser Stachelmann.«
Kurz und Carmen drängten sich ins Wohnzimmer. Neben dem Schreibtischstuhl lag Stachelmann, verkrampft.
»Nicht anfassen!«, donnerte Taut, dabei hatten die beiden anderen regungslos gestanden. »Noch einer«, sagte Taut. »Am selben Ort, es würde mich nicht wundern, wenn nicht auch auf die gleiche Weise.«
»O Gott!«, sagte Carmen.
»Der hilft hier auch nicht mehr«, sagte Taut. »Kurz, ruf den Notarzt.« Er kniete sich nieder und fasste mit dem Finger an Stachelmanns Hals. »Mausetot«, sagte Taut. Carmen spürte die Erleichterung.
Da drehte Stachelmann den Kopf und schaute groß aus seinen Augen.
Carmen schrie auf. Taut fuhr zurück, Kurz rülpste vor Schreck.
»Guten Tag!«, sagte Stachelmann.
»Nein!«, rief Carmen.
»Herr Taut, nehmen Sie Ihrer Kollegin die Handtasche weg, schnell.«
Carmen zog die Tasche an ihren Körper.
»Seit wann trägst du eine Handtasche?«, rutschte es Kurz heraus.
»Seit sie Insulinspray transportieren muss, um Leute umzubringen«, sagte Stachelmann.
Sie drückte mit beiden Armen die Tasche noch fester an ihren Körper. »Du Lügner!«, schrie sie. »Du bist ein gottverdammtes Schwein!«
»Dass eine Dame so flucht«, sagte Stachelmann ruhig.
Taut hatte sich im Griff. »Gib mir die Tasche!«
»Nein!«, sagte sie. »Das darfst du nicht!«
Taut gab Kurz einen Wink. Der trat hinter Carmen, packte sie an den Oberarmen und zog sie auseinander, während Taut an der Tasche zog. Mit einem Ruck riss er sie endlich an sich. Er griff hinein, dann hatte er das Spray in der Hand. Und dann die Tramalflasche.
»Ist nur Wasser drin«, sagte Stachelmann. »Das Insulin und das Tramal finden Sie in der Wohnung der Dame. Ich habe mir vorhin erlaubt,
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