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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian V Ditfurth
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    1
    Sie traten aus dem Haus Kettengasse 25. Drei hatten sich eingehakt, einer ging vorneweg zu einem VW-Käfer, der um die Ecke im Unteren Faulen Pelz stand, an der Mauer des Gefängnisses. Über ihnen hing der Vollmond hinter Stacheldraht.
    Sie sagten kein Wort. Der Mann, der eng zwischen zwei anderen ging, schien unwillig zu sein. Er drehte zwei- oder dreimal den Kopf zurück, als wollte er bleiben. Dabei fielen ihm lange braune Locken ins Gesicht, sodass er den Kopf schüttelte, um etwas sehen zu können. Es wirkte, als wollte er nein sagen. Doch er wehrte sich nicht.
    Sie mussten alle auf der Fahrerseite einsteigen, so dicht stand der Wagen an der Mauer. Der Mann, der vorne gegangen war, klappte den Fahrersitz vor, dann schob sich einer der beiden, die den Langhaarigen eingehakt hatten, auf die Rückbank. Er trug einen roten Vollbart. Die beiden anderen drückten den Langhaarigen hinein, dann quetschte sich der andere Begleiter daneben. Er hatte ein hageres Gesicht mit hervorstehendem Kinn. »Was soll das?«, sagte der Langhaarige in einem Ton, in dem Ungläubigkeit mitschwang.
    Sie hatten geklingelt in der Wohnung im Dachgeschoss und ihn gleich herausgezerrt, als er die Tür geöffnet hatte. Woher hatten sie gewusst, dass er allein war? Marianne und Ingo waren noch nicht zurück vom Kino. Was hatten sie vor? Er spürte die Angst, aber dann sagte er sich, sie wollten ihn nur erschrecken. Die tun keinem was, die nicht.
    »Wirst schon sehen«, sagte der Mann, der sich hinters Steuer gesetzt hatte.
    Da schüttelte sich der Langhaarige, er drängte zur Tür, wollte den Fahrersitz nach vorn drücken, aber die beiden neben ihm hatten keine Mühe, ihn zu halten.
    »Lass den Quatsch«, sagte der mit dem Kinn, der links vom Langhaarigen saß.
    Der Langhaarige fiel zurück auf die Bank.
    Der Motor startete erst nach dem vierten Versuch. Der Fahrer gab zu viel Gas, dann nahm er den Fuß abrupt vom Pedal, stieg auf die Bremse und würgte den Motor ab. Die Insassen wurden durchgeschüttelt. »Reiß dich zusammen!«, brüllte der Vollbart auf der Rückbank. »Kannst du nicht mehr fahren, oder was?«
    Der Fahrer antwortete nicht. Er startete den Motor erneut, trat die Kupplung und legte den ersten Gang ein. Der Motor heulte kurz auf, dann beschleunigte der Wagen ruckartig, hätte fast ein parkendes Auto gerammt, und endlich wurde die Fahrt ruhiger.
    Sie fuhren langsam die Friedrich-Ebert-Anlage hinunter. An der großen Kreuzung ging es rechts ab in die Sofienstraße, dann über die Brücke nach Neuenheim. In Handschuhsheim bog der Wagen wieder rechts ab, den Hang hinauf; der Weg wurde immer kurviger. Die Scheinwerfer tanzten die Böschung entlang, Büsche und Bäume trugen noch kein Laub. War der Langhaarige erst überrascht, dann erstaunt gewesen, so griff jetzt wieder die Angst nach ihm, langsam und von unten. Der Darm wurde unruhig, dann der Magen, schließlich kam der Schweiß, und er fragte: »Was habt ihr vor?«
    »Mach dir nicht ins Hemd«, sagte der Mann mit dem Kinn neben ihm, ohne ihn anzusehen.
    Schweigend fuhren sie in den Wald. Der Langhaarige kannte die Gegend, grau ragte die Ruine des St.-Michaels-Klosters im Mondlicht. Hier hatten sie im letzten Sommer unter Bäumen gesessen, Joints geraucht und Bier getrunken. Aber jetzt war hier niemand, die Kneipe noch nicht geöffnet. Der Fahrer steuerte den Käfer auf den großen Parkplatz hinter der Gaststätte. Sie waren die Einzigen. Dann stiegen sie aus, und die beiden von der Rückbank hakten den Langhaarigen wieder unter. Der ließ sich mitziehen, er war allein, die waren zu dritt. Sie führten ihn weg von der Gaststätte weiter in den Wald hinein. Sie näherten sich der rund gemauerten Bühne der Thingstätte von hinten. Die beiden führten den Langhaarigen durch den Eingang zwischen den beiden Flügeln, dann sah er die Treppen und Sitzreihen aus Stein, die sich steil nach oben streckten. Irgendwo schrie ein Kauz. Geraschel im Wald, der Langhaarige spürte, wie der Vollbart rechts neben ihm zuckte. Erst jetzt entdeckte der Langhaarige den langen, dicken Gegenstand in der Hand des Fahrers. Sie näherten sich der Stahlgittertür des linken Bühnenflügels, von den Sitzreihen aus gesehen. Das lange Ding entpuppte sich als Bolzenschneider mit Hebelgriffen. Der Fahrer setzte die Zange an den Bügel des Vorhängeschlosses, drückte die Griffe zusammen und zog sie auseinander. Das wiederholte er an einer zweiten Stelle des Schlossbügels, und mit einem Klacken

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