Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
anders als seine abgetragenen Cowboystiefel. Als er den Kopf drehte, fiel das Licht auf den goldenen Knopf, den er in einem Ohr trug. Irgendwie sah er nicht wie die Art Mann aus, der sich die Ohren durchstechen ließ.
Seine Züge unter der jugendlich straffen, teakbraunen Haut waren breit und flach und hatten einen in ihrer Leere bedrückenden Ausdruck. Er ließ die schwarzen Augen über die wimmelnde Menge schweifen, als suche er nach etwas. Sie blieben einen Moment an ihr hängen, und das ließ sie den Atem anhalten. Dann wanderte sein Blick weiter.
Charles konnte das Fliegen nicht ausstehen. Und besonders hasste er Flüge, bei denen jemand anderes in der Pilotenkanzel saß. Er war selbst bis nach Salt Lake geflogen, aber mit seinem kleinen Jet in Chicago zu landen, hätte
seine Beute aufscheuchen können - und er zog es vor, Leo zu überraschen. Außerdem war er nach der Schließung von Meigs Field nicht mehr selbst nach Chicago geflogen. Es gab um O’Hare und Midway einfach zu viel Luftverkehr.
Großstädte mochte er auch nicht. Es gab so viele Gerüche, dass sie seine Nase verstopften, und so viel Krach, dass er Fetzen von hundert unterschiedlichen Gesprächen aufschnappte, ohne sich auch nur darum zu bemühen - aber es war durchaus möglich, dass ihm entging, dass sich jemand von hinten an ihn anschlich. Auf der Gangway, als er das Flugzeug verlassen hatte, war jemand gegen ihn gestoßen, und er hatte sich wirklich anstrengen müssen, nicht erheblich fester zurückzuschubsen. Die späte Ankunftszeit half, wenigstens das schlimmste Gedränge zu vermeiden, aber es gab hier seiner Ansicht nach immer noch zu viele Menschen.
Er konnte auch Handys nicht leiden. Als er seines nach der Landung wieder eingeschaltet hatte, wartete bereits eine Nachricht von seinem Vater auf ihn. Jetzt würde er also nicht direkt zum Autoverleih und dann in sein Hotel gehen können, sondern musste eine bestimmte Frau finden und bei ihr bleiben, damit Leo oder seine anderen Wölfe sie nicht umbrachten. Und er kannte nur ihren Vornamen - Bran hatte es nicht für nötig befunden, ihm eine Beschreibung zu geben.
Er blieb vor den Sicherheitstoren stehen und sah sich um, in der Hoffnung, dass seine Instinkte ihm helfen würden, die Frau zu finden. Normalerweise konnte er andere Werwölfe riechen, aber die Lüftung im Flughafen verhinderte, dass er eine Witterung genau wahrnahm. Sein Blick blieb zuerst an einer jungen Frau mit whiskeyfarbenem
Haar und der typisch blassen Haut einer irischer Herkunft hängen; sie hatte den besiegten Blick von jemandem, der regelmäßig geschlagen wurde. Sie sah müde aus, fror offensichtlich und war viel zu dünn. Es machte ihn wütend, ihre Verfassung zu sehen, und er war bereits zu ärgerlich, um seiner Intuition wirklich trauen zu können, also zwang er seinen Blick wieder von ihr weg.
Dann war da eine Frau in einem schlichten Kostüm, das das warme Schokoladenbraun ihrer Haut aufgriff. Sie sah nicht ganz wie eine Anna aus, aber wie jemand, von dem man erwarten könnte, dass sie sich über ihren Alpha hinwegsetzen und den Marrok anrufen würde. Offensichtlich hielt sie nach jemandem Ausschau. Er wäre beinahe auf sie zugegangen, aber dann veränderte sich ihre Miene, als sie die Person entdeckte, auf die sie wartete - und das war nicht er.
Er begann, sich die Menge noch einmal anzusehen, als eine leise, zögernde Stimme links von ihm fragte: »Sir, kommen Sie gerade aus Montana?«
Es war die junge Frau mit dem whiskeyfarbenen Haar. Sie war wohl näher gekommen, während er sich weiter umgesehen hatte - etwas, wozu sie nicht unbemerkt in der Lage gewesen wäre, wenn sie nicht inmitten eines verdammten Flughafens stünden.
Wenigstens musste er nun nicht mehr nach der Kontaktperson seines Vaters suchen. Als sie so nahe war, konnte nicht einmal die künstliche Luftströmung verbergen, dass sie ein Werwolf war. Aber es war nicht seine Nase, die ihm sagte, dass er etwas viel Selteneres als einen gewöhnlichen Werwolf vor sich hatte - sie war ein echter Omega-Wolf.
Die meisten Werwölfe waren mehr oder weniger dominant.
Personen von sanfterem Naturell verfügten für gewöhnlich nicht über die Sturheit, die brutale Veränderung vom Menschen in einen Werwolf zu überleben. Was bedeutete, dass unterwürfige Werwölfe wirklich selten waren.
Aber er hatte auch bemerkt, dass das plötzliche Nachlassen seiner Wut und das unvernünftige Bedürfnis, sie vor der Menge beschützen zu wollen, noch etwas
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