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Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)

Titel: Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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ohne ununterbrochen über die alten Tage zu schwatzen.«
    Sie antwortete nicht, und er suchte nach etwas anderem, worüber sie reden konnten. Konversation war nicht gerade seine Stärke; er hatte das immer seinem Vater und seinem Bruder überlassen, die beide flinke Zungen hatten.
    »Zu welchem Stamm gehörst du?«, fragte sie, noch bevor er ein Thema gefunden hatte. »Ich weiß nicht viel über die Stämme in Montana.«
    »Meine Mutter war eine Salish«, sagte er. »Vom Flathead-Stamm.« Sie warf ihm einen schnellen Blick zu und registrierte seine vollkommen normale Stirn. Ah, dachte er erleichtert, das war eine gute Geschichte, die er ihr erzählen konnte. »Weißt du, woher die Flatheads ihren Namen haben?«
    Sie schüttelte den Kopf. Ihre Miene war so ernst, dass er versucht war, etwas zu erfinden, um sie zu necken. Aber dafür kannte sie ihn nicht lange genug, also sagte er die Wahrheit.
    »Viele Indianer des Columbia-Beckens, überwiegend andere Salish, sorgten dafür, dass die Stirnen ihre Kinder wirklich flach waren - die Flatheads waren einer der wenigen Stämme, die das nicht taten.«
    »Und weshalb wurden gerade sie Flatheads genannt?«, fragte sie.
    »Weil die anderen Stämme nicht vorhatten, die Stirnform der Kinder zu ändern, sie wollten eine Erhöhung des Kopfes. Da die Flatheads das nicht taten, nannten die
andern Stämme uns ›flache Köpfe‹. Und das war nicht schmeichelhaft gemeint.«
    Der Geruch ihrer Angst wurde noch geringer, als sie der Geschichte aufmerksam lauschte.
    »Wir waren die hässlichen, barbarischen Vettern«, sagte er lachend. »Ironischerweise verstanden die weißen Trapper den Namen falsch. Wir waren lange Zeit berüchtigt für etwas, das wir nicht einmal praktizierten. Aber die Weißen hielten uns für Barbaren, ebenso, wie unsere Vettern es taten.«
    »Du sagtest, deine Mutter sei Salish«, bemerkte sie. »Ist der Marrok ein Eingeborener?«
    Er schüttelte den Kopf. »Vater ist Waliser. Er kam her und jagte nach Fellen, als die Felltrapper ihr Handwerk begannen, und blieb, weil er sich in den Duft der Kiefern und des Schnees verliebt hatte.« Genau so drückte es sein Vater immer aus. Charles lächelte wieder, diesmal ein richtiges Lächeln, und er spürte, wie sie sich noch mehr entspannte - und sein Gesicht tat dabei nicht einmal weh. Er würde seinen Bruder Samuel anrufen und ihm sagen müssen, dass er endlich gelernt hatte, dass sein Gesicht keine Risse bekam, wenn er lächelte. Und es hatte nicht mehr als einen Omega-Werwolf gebraucht, um ihm das zu beweisen.
    Sie bog in eine Gasse ein und fuhr dann auf einen kleinen Parkplatz hinter einem der allgegenwärtigen vierstöckigen Wohnhäuser, die überall in diesem Teil der Stadt standen.
    »In welchem Stadtteil sind wir denn?«, fragte er.
    »Oak Park«, antwortete sie. »Heim von Frank Lloyd Wright, Edgar Rice Burrougs und Scorci’s.«
    »Scorci’s?«

    Sie nickte und sprang aus dem Auto. »Das beste italienische Restaurant in Chicago - und mein derzeitiger Arbeitsplatz.«
    Ah, deshalb riecht sie nach Knoblauch.
    »Deine Meinung ist also vollkommen objektiv?« Er glitt aus dem Auto und fühlte sich erleichtert. Sein Bruder machte immer Witze darüber, weil er keine Autos mochte, da nicht mal ein schlimmer Unfall ihn umbringen würde. Aber Charles machte sich auch keine Gedanken ums Sterben - Autos waren ihm einfach zu schnell. Er konnte kein Gefühl für das Land bekommen, durch das sie fuhren. Und wenn ihm unterwegs ein wenig nach dösen zumute war, konnten sie den Weg nicht allein finden. Charles war lieber zu Pferd unterwegs.
    Nachdem er seinen Koffer aus dem Kofferraum geholt hatte, schloss Anna das Auto mit der Fernbedienung ab. Das Auto hupte einmal, erschreckte ihn damit, und er versetzte ihm einen gereizten Blick. Als er sich wieder umdrehte, starrte Anna angestrengt zu Boden.
    Sein Zorn, der in ihrer Gesellschaft verschwunden war, kam zurück, als er die Stärke ihrer Angst spürte. Jemand hatte sie wirklich fertig gemacht.
    »Tut mir leid«, flüsterte sie. Wenn sie in Wolfsgestalt gewesen wäre, hätte sie sich geduckt und den Schwanz unter sich gezogen.
    »Was?«, fragte er und konnte dabei nicht verhindern, dass der Zorn seine Stimme eine Oktave tiefer klingen ließ. »Dass Autos mich nervös machen? Nicht deine Schuld.«
    Er musste diesmal vorsichtig sein, erkannte er, als er versuchte, den Wolf wieder unter Kontrolle zu bekommen. Normalerweise ging er eiskalt vor, wenn sein Vater ihn ausschickte, um Ärger

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