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Schatten eines Gottes (German Edition)

Schatten eines Gottes (German Edition)

Titel: Schatten eines Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Gürtel und kehrte zu seinen Gästen zurück. »Ich entschuldige mich für den unangenehmen Anblick. Er war ein guter Diener, aber seine Neugier wurde ihm zum Verhängnis.«
    »Woher wusstest du, dass er gelauscht hat?«, fragte der Hagere mit den klugen Augen.
    »Mir fiel auf, dass ich die Tür nicht hörte, also hatte er den Raum nicht verlassen. Ich muss gestehen, sie quietscht ein bisschen, ihre Angeln hätten längst geölt werden müssen. Diese Nachlässigkeit war unser Verbündeter. Es darf nicht sein, dass wir scheitern.«

Die Idee
    Die Kartäuserklause St. Marien lag im abgelegenen Bärental, in das nur ein schmaler Fußweg hineinführte. Neben dem Fluss, dessen behelfsmäßige Holzbrücke bei Hochwasser regelmäßig fortgeschwemmt wurde, schlängelte sich ein halb zugewachsener Pfad durch den Teufelsgraben, eine finstere, dicht bewaldete Schlucht, die von den benachbarten Bauern abergläubisch gemieden wurde. Hatte der Reisende die heidnische Wildnis hinter sich gelassen, stand ihm das Schlimmste noch bevor: der Marsch durch die unheimliche Landschaft der kreisrunden Seen: mit Wasser gefüllte Vulkankrater, die Satans Kessel oder Teufelsaugen hießen. Es wurde gemunkelt, in den erloschenen Kratern befänden sich die Pforten zur Hölle. Kurz, es war nicht ratsam, diese Orte ohne das rechte Gottvertrauen zu betreten.
    Vielleicht hatte man deshalb gerade hier eine christliche Klause errichtet, um die Dämonen im Zaum zu halten. Offensichtlich vermochten nur im Glauben gefestigte Männer wie die Kartäusermönche im Bärental den Anfechtungen zu trotzen.
    Das Kloster machte einen bescheidenen, aber gepflegten Eindruck. Inmitten ertragreicher Gemüse- und Obstgärten, die von freundlichen Mönchen gepflegt wurden, befand sich ein aus groben Feldsteinen gemauertes Kirchlein, drum herum schmiegten sich die niedrigen Unterkünfte der Mönche. Alles in allem war es ein sehr abgelegener Flecken, wie geschaffen für die Abkehr von allem Weltlichen, hin zur inneren Einkehr mit Gott.
    So still und verschwiegen, war dieser Ort ebenso für andere Vorhaben trefflich geeignet. Das fand auch Nathaniel. Der schlanke Grieche mit den hageren Zügen versah seit nunmehr drei Monaten die Stelle des Abtes in St. Marien. Dafür hatte er sein Kloster Kaisariani auf dem Hymettos bei Athen verlassen. Damals war er dem Ruf seines Freundes Eusebius gefolgt. Dieser hatte ihm mitgeteilt, dass der Abt von St. Marien im Sterben liege. Die Stelle sei bald vakant, die Mönche alt und in der Einsamkeit bereits ein wenig vertrottelt. Ohne Frage würden sie ihn, Nathaniel, zum Nachfolger wählen. Mit dem Bischof habe er bereits gesprochen. Dieser werde ihn mit Freuden bestätigen, denn der Ruf von Nathaniels Gelehrsamkeit habe sich bereits herumgesprochen. Die Aufnahme in den Kartäuserorden werde eine reine Formsache sein.
    Heute empfing Nathaniel seinen alten Freund Agathos von Soloi, einen Mann mit listigem Blick und rund geschnittenem Bart. ›Du würdest einen guten Odysseus abgeben‹, hatte Nathaniel einmal scherzhaft bemerkt. Agathos hatte in Eleusis immer noch das Amt eines Hierophanten ausgeübt, bis christliche Eiferer ihn verraten hatten. Mithilfe einiger Getreuer und unter Mitnahme eines beträchtlichen Tempelschatzes war ihm die Flucht nach Zypern gelungen, wo er auf der Templerburg Gastria Zuflucht gefunden hatte. Er war bei einem guten Baumeister in die Lehre gegangen und später mit einigen Templern ins heilige Land gezogen, um seine Fertigkeiten in der Baukunst zu vervollkommnen, denn die Araber verstanden diese am besten.
    Als Nathaniel, damals noch ein junger Mönch, seinem Landsmann in Antiochia begegnete, hatte sich Agathos als Architekt bereits einen Namen gemacht. Doch vor allem seine außerordentlich kühnen Ideen begeisterten den jungen Klosterbruder, der von den Künsten und der Kultur des Orients mehr angetan war, als ihm sein Glaube erlaubte. Es stellte sich heraus, dass sie ihre Visionen von wahrhaft großen Lebensentwürfen teilten.
    »Als ich deine Einladung erhielt, wäre ich gern ein Rabe gewesen, um auf schnellstem Wege zu dir zu eilen«, schmunzelte Agathos, als sie in dem kleinen Kreuzgang von St. Marien saßen. »Aber als ich mich in dieser höllischen Schlucht befand, hätte ich mich gern auf Adlerschwingen davon gemacht. Bei Allah, du hattest etwas von einer genialen Idee geschrieben, vor Neugier bin ich fast gestorben, und nun sitze ich hier bei dir in einem Kloster, das vorübergehende Wanderer eher für

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