Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schatten eines Gottes (German Edition)

Schatten eines Gottes (German Edition)

Titel: Schatten eines Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
Vom Netzwerk:
verbringen und freilich für Seitensprünge nicht mehr taugen.«
    Der Alte entriss ihr wütend das Döschen. »Ihr seid wohl die Jungfer Schlaubergerin. Aber wie Ihr wollt, Ihr müsst ja nichts kaufen.«
    Agnes zeigte ihre leeren Handflächen vor. »Ich habe auch nichts, um es zu bezahlen. Aber ich würde gern selbst so einen Handel betreiben. Ich verstehe etwas von Kräutern und – anderen Dingen«, fügte sie geheimnisvoll hinzu.
    »Ja, das fehlte noch!«, geiferte der Alte. »Anderen das Brot stehlen. Schert Euch nur schleunigst fort, Jungfer Bettel, hier in Mainz ist kein Platz für Euch.«
    »Na, das will ich doch mal sehen. Gerade hier neben Euch werde ich meinen Stand aufbauen und die Kunden noch besser hinters Licht führen als Ihr. Am besten, Ihr schließt Euer Geschäft schon jetzt.«
    »Das schlagt Euch nur aus dem Kopf, Jungfer Scharfzunge. Hier bekommt nicht jeder Fremde eine Marktlizenz.«
    »Ich bekomme schon, was ich will«, entgegnete sie schnippisch, aber sie ging weiter. So ein Geschäft für Dumme hätte sie gern selbst aufgezogen. Das wäre eine vorübergehende Lösung ihrer Probleme gewesen. Sie war im Geschichtenerzählen bewandert, denn ihre Mutter hatte verbotene heidnische Bücher besessen und ihr das Lesen beigebracht. Jedoch so selbstsicher, wie sie tat, war sie nicht.
    Eine kleine rundliche Frau, die nebenan Töpfe und Pfannen feilbot und die Auseinandersetzung verfolgt hatte, kam hinter ihrem Stand hervor und sprach sie an: »Junge Frau, Ihr versteht etwas von Kräutern. Ich bin sicher, Ihr könntet Euch damit etwas verdienen, aber in der Stadt erhält man als Fremder nur eine Markterlaubnis, wenn man gewisse Leute schmiert. Versucht Euer Glück vor dem Stadttor an der äußeren Mauer. Dort haben sich viele freie Händler niedergelassen.«
    »Habt Dank für Euren Rat, gute Frau. Ich würde Euch gern etwas abkaufen, aber ich habe nichts.«
    Die Frau lachte. »Wenn Ihr mir später mal einen Liebeszauber überlassen wollt, der wirklich hilft, dann soll es mir recht sein.«
    ***
    An der Stadtmauer hatte sich Agnes im Schatten eines großen Holunderbusches ihren Platz gesucht, wo sie wertlose Gegenstände, aber sorgfältig nach ihrer Wirkung geordnet, auf ihrem Umhang auf der Erde ausgebreitet hatte. Die Waren hatte sie selbst auf den Feldern und am Fluss zusammengesucht oder gebastelt. »Herbei, nur herbei!«, rief sie und lief hüftschwenkend vor ihrem Warenbestand auf und ab.
    »Meine wunderbaren Dinge helfen bei allen Beschwerden und Zipperlein, bei Zahnweh und Herzweh. Sie lindern Kopfschmerz und Liebesschmerz und helfen gegen die Tücken des Alltags.«
    Sie schwenkte eine kleine Flasche mit einer durchsichtigen Flüssigkeit. »Seht mich an! Ich bin achtundfünfzig Jahre alt, aber seit meinem zwanzigsten Jahr trinke ich Wasser aus der Quelle, an der die Heilige Jungfrau drei unschuldigen Hirtenmädchen erschienen ist.«
    »Wo ist denn diese Quelle?«, wollte eine ältere Frau wissen.
    »Im Land der ewigen Gletscher, aber das ist sehr weit von hier. Deshalb habe ich von dort ein paar Flaschen mitgebracht, um den Leuten den Weg zu ersparen.«
    »Wird man denn davon wieder jung?«
    »Unfehlbar. Die Jungfrau Maria hat die Quelle ja gesegnet. Aber nach jedem Schluck müsst Ihr einen Rosenkranz beten. Euer Mann wird staunen.«
    Die Frau lächelte verschämt. »Ich habe gar keinen Mann, aber ich kenne einen, den mag ich. Wenn der mich anschauen würde …«
    »Zweifellos«, nickte Agnes. »Er wird Augen machen. Aber da habe ich noch etwas zum Nachhelfen für hartnäckige Fälle.«
    Die Frau klimperte verständnislos mit den Augen. »Hartnäckig?«
    »Nun ja, manche Männer benötigen eben einen kleinen Schubs in die richtige Richtung. Ich habe hier eine Holzperlenkette, die einer Nonne als Rosenkranz diente. Und zwei Wochen später war sie schon mit dem Priester im Bett.«
    »Mit dem Priester?«, stieß die Frau entsetzt hervor.
    »Er war der Mann ihres Herzens. Diese Kette hier ist ein sehr starker Liebeszauber. Ihr müsst sie nur tragen, aber heimlich; verborgen unter Eurem Brusttuch.«
    Die Frau war hin und hergerissen. »Klingt das alles nicht sehr heidnisch?«
    »Ein wenig schon«, flüsterte Agnes. »Sicher habt Ihr Eure Gebete bezüglich Eures Angebeteten bereits an Gott gerichtet, aber hat er Euch erhört?«
    »Nein, das hat er nicht«, musste die Frau zugeben.
    »Ihr müsst jetzt nur die Hälfte zahlen«, versprach Agnes, um sie gänzlich weichzuklopfen. »Die andere Hälfte zahlt

Weitere Kostenlose Bücher