Schatten im Park
Teufel um seine Seele geprellt. Aber weil er ein schlechter Mensch war, wurde er nach seinem Tod nicht in den Himmel gelassen. So klopfte er in der Hölle an. Der Teufel wollte ihn auch nicht mehr, aus Mitleid schenkte er ihm aber für den dunklen Nachhauseweg eine glühende Kohle, die Jack O’Lantern in eine hohle Rübe steckte. Seitdem irrt der unglückliche Hufschmied mit seiner leuchtenden Rübe über die Erde. Jedes Jahr wandert er durch die Nacht von Halloween … durch jede Straße und jede noch so dunkle Gasse … und sucht nach einem Opfer, das ihm die Zeit vertreibt auf seinem langen, langen Weg in die Ewigkeit. Aus der hohlen, leuchtenden Rübe wurde später der Kürbiskopf.“
Vorbereitungen
In der Pause spielten sie Anderwelt. Wer eine bestimmte Linie überschritt, musste wie ein Zombie über den Gang wanken und heulen. „Was wird das?“, fragte einer der Großen spöttisch.
„Spielt ihr Irrenhaus?“
„Hast wohl nichts von Halloween gehört, Alterchen?“, gab Micha gelassen zurück.
Plötzlich war es still auf dem Gang. Der Große sah sich um. Dann sagte er betont laut: „Halloween? Willst du vielleicht als Gespenst gehen, Kleiner? Pass auf, dass du dich nicht vor dir selber fürchtest. Und schon sind die Hosen voll! Und dann nichts wie nach Hause zu Mami!“
„Bravo, Ritschie!“ Sein Kumpel stand an der Wand und grinste. Ritschie stieß Micha leicht in den Rücken, so dass er nach vorne taumelte.
„He, lass das!“ Moritz drängte sich durch die Zuschauer.
„Ah, das Dickerchen will auch mitmischen! Komm her, wenn du eine Abreibung brauchst. Davon wird man schlank, glaub mir!“
„Morz, bitte!“ Issi zerrte Moritz am Ärmel.
Der wollte sie abschütteln, da quäkte Benji: „Ritschie, in deinem hohlen Kürbis hört man ja die Kerne klappern!“ Die Zuschauer lachten.
„Warte, Karottenkopf!“ Der größere Schüler wollte sich auf Benji stürzen, da kam der Religionslehrer aus der Klasse.
„Habt ihr euch nicht im Gang geirrt?“, fragte er die beiden Größeren. Sie zogen murrend ab, begleitet von ein paar halblauten „Hohlkürbis! Hohlkürbis!“-Rufen.
Einige Schüler hatten sich vorgenommen, zu Halloween maskiert in den Straßen herumzugeistern. Das fand im Dorf wenig Anklang. Moritz’ Eltern waren auch nicht begeistert gewesen, aber sie konnten ihrem Liebling nichts abschlagen. Zurück in der Klasse, zog Moritz ein Lexikon aus dem Bücherregal. Wenn es richtig gruselig werden sollte, musste er sich an die Form halten. Er sah sich das Bild genau an. Das würde er schon hinbekommen.
„Den Halloween-Unsinn brauch ich nicht. Der ist was für Babys!“ Benji schnitt eine scheußliche Grimasse, schrie „Uaahuaahuaah!“ und fuhr auf Issi los. Sie stolperte zurück und zeigte ihm den Vogel. Issi wusste, warum Benji so sauer auf Halloween war. Er hatte einfach kein Geld für Gespenstermasken, außerdem zeigten seine Mutter und sein „Onkel“ nicht das geringste Verständnis dafür.
Micha fragte Moritz: „Gehen wir zu Halloween in einer Gruppe? Ich und du und Issi?“
„Weiß nicht. Eher nicht.“ Moritz wollte unbedingt seine Idee für sich behalten.
„Dann geh ich halt mit Issi, wenn du nicht willst.“ Micha grinste: „Ich weiß schon, was wir machen!“
Benji schaute düster zu Micha, der auf Issi einredete. Die sollten nur ihren Quatsch zu Halloween machen, das war ihm egal. Mit Masken herumrennen und an Türen klingeln, so ein Kinderkram! Er wollte etwas richtig Schauriges tun. Nein, besser: Irgendetwas sollte passieren. Am besten etwas Kriminelles, Gefährliches. Da fiel ihm der Pavillon wieder ein. Er spürte, dass in der nächsten Zeit etwas geschehen würde, etwas ganz Schlimmes. Er wollte mitten drin stecken in der Sache – und als Held wieder herauskommen! „Schaut mal, da geht Benji Illek, der hat den Fall aufgeklärt! Ganz allein. Der muss Mumm in den Knochen haben.“
Und Issi würde ihn endlich bewundern …
„Pass auf, Mama, dass du keinen kaputt machst!“ Issi sah ihrer Mutter zu, die Marienkäfer von der Mauer klaubte.
„Dann hilf mir und steh nicht nur herum!“ Die Mutter schnaubte. Am liebsten hätte sie die Käfer mit dem Staubsauger von der Mauer geholt. Aber nicht vor Issi, die mochte das überhaupt nicht.
„Schau, das sind keine gewöhnlichen Marienkäfer! Die haben verschieden große Punkte!“ Issi hob mit einem Blatt Papier die kleinen Insekten vorsichtig von der Küchenwand. „Wo kommen die jetzt her?“, fragte sie.
Die
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