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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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mich aus dem Weg zu räumen«, wunderte sich der Statthalter.
    »Obwohl sein Plan ziemlich gewieft war«, ergänzte der Leibwächter. »Mit den angeblichen Steuererhöhungen wiegelte er die Bauern auf, die nur mit Euch verhandeln wollten, nachdem seine Leute das den Aufständischen ins Ohr gesetzt hatten. Während der Verhandlungen griffen die Söldner an, und Jukolenko hoffte, dass die Bauern Euch töten.«
    Stoiko nippte am Wein. »Was ja auch um ein Haar funktioniert hätte, wenn ihr euch erinnert. Sicherheitshalber postierte er eigene Leute in der Nähe, die Eurem Tod nachhelfen sollten, falls die Bauern nicht gewollt hätten. Und mit der Niederschlagung des Aufstands wäre Jukolenko der Held am tarpolischen Hof gewesen. Es ist nur schade, dass so viele Unschuldige sterben mussten.«
    »Die eigenen Leute zu schicken war eben ein großer Fehler«, sagte Lodrik, »und wir können froh sein, dass er ihn gemacht hat. Stellt euch vor, er hätte alle Beweise rechtzeitig vernichten können, dann wäre lediglich Kaschenko der Dumme gewesen. Jetzt sind wir ihn, Kaschenko und zehn weitere Adlige für immer los. Konspiration gegen einen Königlichen Beamten wird immer noch mit dem Tode bestraft.« Die Männer lachten.
    »Habt Ihr gesehen, wie die Granburger gejubelt haben?« Stoiko grinste. »Ich hätte niemals gedacht, dass Jukolenko so verhasst bei den Menschen war.«
    »Die Menschen jubelten wohl in erster Linie wegen des lebenden Gouverneurs. Und bis sich die übrigen Adligen und Brojaken von dem Schrecken erholt haben, wird noch einige Zeit vergehen«, mutmaßte Waljakov.
    »Kolskoi konnten wir leider nichts nachweisen. Das Totengerippe wird eine ziemlich Gefahr bleiben. Die Frau Jukolenkos trug es mit Fassung, dass sie von nun an bettelarm ist. Hat Norina sich über die neuen Besitztümer gefreut?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Lodrik. »Ich werde sie erst in drei Wochen sehen, wenn sie ihren Vater abholt.«
    »Sie ist ein sehr hübsches Mädchen«, lächelte Stoiko verschmitzt, »und ich glaube, sie hat Euer Herz erobert.«
    »Das weiß ich nicht genau«, gab der Statthalter zu und wurde rot. »Ich habe sie erst ein paar Mal gesehen, aber …«
    »Ihr vermisst sie doch nicht etwa nach den kurzen Begegnungen? Oder sollte da in der Bibliothek ein bisschen mehr stattgefunden haben als Bücher lesen?«, fragte der Leibwächter ungläubig.
    Stoiko sah sehr erstaunt aus. »Davon weiß ich noch gar nichts. Ihr seid doch nicht etwa unter die Herzensbrecher gegangen? Also hat sie Eindruck gemacht.«
    »Ich glaube schon, obwohl ich es manchmal selbst nicht ganz verstehe, zumal sie mich beim ersten Mal ›dick‹ genannt hat.«
    »Womit sie unbestreitbar nicht log«, schmunzelte der Vertraute.
    Lodrik überhörte den Einwurf, seine Augen nahmen einen verzückten Glanz an, während er weiter von Norina schwärmte. »Sie hat duftendes, schwarzes Haar, ihre Augen sind tiefbraun und so seltsam faszinierend geschwungen. Ich könnte mich in ihnen verlieren.«
    »Ihr meint wohl ›in sie verlieben‹, Herr«, griente der Leibwächter. »Sie ist doch ein gutes Stückchen größer als Ihr, oder? Da müsst Ihr Euch beim Küssen auf einen Schemel stellen, sonst wird da nichts draus.« Er lachte herzhaft über seinen eigenen Witz.
    »Nein, musste ich nicht«, entschlüpfte es dem jungen Mann, und er genoss die fassungslosen Blicke der beiden Männer. »Was macht Torben, unser rogogardischer Freibeuter, eigentlich?«
    »Gut, dass Ihr mich erinnert, Herr. Heute Morgen kam eine Nachricht von ihm an Euch aus Tularky«, sagte der immer noch verdutzte Stoiko und reichte einen Umschlag über das Brett. »Ihr habt sie wirklich geküsst?«
    Der Gouverneur überhörte die Frage gnädig, erbrach das Siegel und las die Zeilen. »Er lässt euch alle schön grüßen«, fasste er den Inhalt zusammen. »Er wird mit dem neuen Schiff sofort wieder Palestaner kapern.«
    »Ich wünsche ihm viel Glück. Immerhin haben wir dem Piraten einiges zu verdanken, auch wenn er mehr tarpolische Gesetze übertreten hat als Jukolenko und seine Kumpane zusammen.« Stoiko leerte den Becher mit dem Gewürzwein. »Wenigstens erhalten die Tarpoler auf diese Weise billige Ware.«
    »Wie er wohl ohne Zähne kauen kann?«, fragte sich Lodrik und schaute abwartend zu Waljakov.
    »Ich habe mich bei ihm entschuldigt«, verteidigte sich der Kämpfer, der die Anspielung sofort verstanden hatte. »Mehrmals sogar. Ich konnte damals ja nicht wissen, dass er kein Attentäter ist.

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