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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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auch jetzt erzählen. Der Hilfssheriff würde es früher oder später sowieso erfahren. «Sie hat etwas entdeckt. Wir haben etwas entdeckt. Da ist eine Höhle in der Nähe vom Steinbruch   –»
    «Die mit den Brettern», sagte Reggie. Als er Jeffreys Überraschung bemerkte, erklärte er: «Paula hat mir davon erzählt.»
    «Woher weiß Paula davon?», fragte Jeffrey. Er hatte Reggies Schwester nie zur Höhle mitgenommen. Es war ein ungeschriebenes Gesetz zwischen Robert, Possum und ihm gewesen, keine Mädchen mit in die Höhle zu bringen. Jeffrey wusste, dass sie sich alle, bis auf das eine Mal, daran gehalten hatten.
    Reggie zuckte nur die Achseln. «Und, was habt ihr entdeckt?»
    «Knochen.» Jetzt war Jeffrey auf Reggies Reaktion gespannt. «Ein Skelett.»
    «Hm.» Reggie schien fast zu lächeln, als er Jeffrey ansah. «Scheint nicht deine Woche zu sein, was, Slick?» Er kicherte heiser, dann lachte er laut los. «Meine Güte», brachte er schließlich prustend hervor und schlug sich auf den Schenkel.
    «Du verhältst dich wirklich wie ein Profi, Reggie», sagte Jeffrey. Er war mehr als erleichtert, als sie endlich in den Elton Drive einbogen. Jessies Mutter stand vorne im Garten und goss die Blumen. Hinter ihr erhob sich die weiß getünchte zweigeschossige Villa mit den mächtigen Säulen, die einen großen Balkon im oberen Stockwerk stützten. Jasper Clemmons hatte sich wahrscheinlich inzwischen zur Ruhe gesetzt, doch er war einmal ein hohes Tier in einer der örtlichen Spinnereien gewesen, und die Villa repräsentierte seine Stellung. Als Jeffrey das Haus zum ersten Mal gesehen hatte, musste er unwillkürlich an
Vom Winde verweht
denken. Jetzt kam es ihm nur noch wie ein billiger Abklatsch von Tara vor. Das Anwesen war gepflegt, aber heute sah Jeffrey, dass hier mehr Schein als Sein am Werk war. Was wiederum gut zu Jessies Familie passte.
    Faith Clemmons hatte Jeffrey nie gemocht. Entgegen der landläufigen Meinung hatte Jeffrey nicht mit jeder Frau in der Stadt angebandelt, und irgendwie schien Faith es ihm übel zu nehmen, dass Jeffrey ihre Tochter ausgelassen hatte. Ohne Zweifel war Jessie ein bildschöner Teenager gewesen – sie war jetzt noch eine schöne Frau   –, doch etwas an ihr hatte Jeffrey immer abgeschreckt. Sie hatte so etwas Verzweifeltes an sich, und Jeffrey hatte mit klammernden Frauen noch nie etwas anfangen können. Schon damals hatte er erkannt, was das Problem bei Jessie war: ihre unstillbaren Ansprüche.
    Als Jessie ein Auge auf Robert warf, war Jeffrey zuerst beunruhigt, doch inzwischen wusste er, dass die beiden ein perfektes Paar waren – wenn man das von zwei Leuten sagen konnte, die einander mehr brauchten als liebten. Robert hatte ein Helfersyndrom, ihm gefiel die Rolle des Rittersmit einer Mission, die er zu erfüllen hatte. Jessie hatte ständig irgendwelche Schwierigkeiten, und so konnte er regelmäßig auf seinen Schimmel steigen und ihr zu Hilfe eilen. Manche Männer brauchten so etwas, doch für Jeffrey wäre es wie ein Strick um den Hals gewesen.
    «Hallo, Faith.»
    «Jeffrey», sagte sie. Sie goss die Blumen im Beet, das sich zwischen ihnen befand. «Robert ist drinnen.»
    Bevor er «Danke» sagte, hatte sie ihm wieder den Rücken zugedreht.
    Reggie grinste. «Noch einer von deinen Fans.»
    Jeffrey ignorierte ihn, als sie zum Eingang gingen. Die Blase an seiner Ferse brannte wie Feuer, doch er würde vor Reggie nicht humpeln.
    Um sich von dem Schmerz abzulenken, dachte er an Sara und die Höhle. Wahrscheinlich war Hoss inzwischen bei ihr. Was würde er ihr erzählen? Was für eine Geschichte würde er erfinden, um Jeffrey zu decken? Doch Sara war nicht die Art von Frau, die sich anlügen ließ, und nach den Ereignissen der letzten Nacht war sie mehr als bedient. Bald würde sie merken, dass was dran war an dem, was die Leute über Jeffrey erzählten. Das Schlimmste war, dass Jeffrey selbst schuld war. Sie hierher zu bringen war ungefähr so, als hätte er eine scharfe Handgranate geschluckt. Er musste nur noch warten, bis alles in die Luft flog.
    Durch das Fliegengitter sah Jeffrey in die Eingangshalle, die bis nach hinten durch ging. Das Gebäude stammte aus einer Zeit, als Villen noch etwas hermachten, als sie noch Statussymbol der Elite waren und nicht nur große, hallende Kästen. Jeffrey war nur ein paar Mal hier gewesen, doch er erinnerte sich, dass rechts und links von der Eingangshalleein Empfangszimmer und ein Salon abgingen. Außerdem gab es ein Esszimmer,

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