Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
ähnlich sah, obwohl es die dunkle Haut und die schwarzen Locken der Mutter hatte. Eben hatten sie überdimensionale Eiswaffeln verputzt und jetzt küssten sich die Eltern auf einer Bank am Rande des Kinderspielplatzes, während das Mädchen sich in den Kniekehlen an ein Klettergerüst gehängt hatte und vor und zurück schwang, wobei seine langen schwarzen Locken den Boden fegten. Mann, das war alles vollkommen harmlos.
Trotzdem … Irgendetwas war faul, sonst wären ihr die Blicke des Mannes doch nicht aufgefallen. Norma lerweise bemerkte sie so was überhaupt nicht. Man wurde halt abgecheckt, wenn man in derart kurzen Hotpants und einem Top, das manche Leute nur als BH tragen würden, Skateboard fuhr. Auch von Daddys. Okay, vor allem von Daddys. Doch dieser da … der war anders.
Annie würde es nie zugeben – vor allem nicht vor Josh – aber immer wenn er rübersah , fühlte sie ein Kribbeln auf der Haut. Und, Mann, das war kein gutes Kribbeln, sondern eines dieser bösen Art, das man verspürt, wenn man von einem Horrorfilmabend im Dunkeln nach Hause läuft und Straßenlaternen und Zweige im Wind gruseliges Theater spielen.
Einen Moment mahnte sie sich zur Vorsicht. Apple, sei nicht blöd, du musst vor Josh keine Heldin markie ren. Lass ihn halt den Beschützer mimen, wenn’s ihn glücklich macht.
Aber dann überwog die Tatsache, dass auch nach den schaurigsten Filmen noch nie etwas passiert war und sich jedes mysteriöse Knistern im Gebüsch als fette Nachbarskatze herausgestellt hatte.
„Ich kann dich ja nach Hause bringen“, meinte Josh und grinste breit unter seiner Puck-Brille.
Das war jetzt endgültig genug! „Mann, Josh, es reicht! Ich will nicht nach Hause, ich will für den Wettkampf trainieren.“ Der Junge machte sie noch vollkommen verrückt. Sie würde sein kindisches Spiel einfach nicht mehr mitspielen. Sie nahm einen Schritt Anlauf, sprang aufs Board und bretterte quer über den asphaltierten Platz, den sich die Skater ätzender weise mit den Basketballern teilen mussten. Ganz in der Nähe des seltsamen Mannes und seiner Familie ging sie ein niedriges Mäuerchen an, hob das Brett vom Boden, drehte es in der Luft um 180 Grad und setzte den Tail auf die Mauerkante. Unter herrlichem Ratschen schlitterte das Hinterteil des Brettes einen satten Meter über den Stein. Sie hob das Board in einem schicken Ollie von der Mauer und landete sicher.
Und stand plötzlich nur noch drei Schritte von dem mysteriösen Dunkelhaarigen entfernt. Sie bremste. Schluckte. Fuck, wo kam der plötzlich her?
Wie um Hilfe suchend blickte sie sich um. Josh war fort. Einfach weg! Verdammt, er konnte doch nicht … egal. Die dunkelhäutige Frau saß in der Nähe auf einer Bank und las in einem E-Book-Reader . Annie glaubte, sie würde zu ihr rüberschauen , doch kaum, dass sie den Blick erwiderte, senkte die Frau den ihren wieder in ihre Lektüre. Das Mädchen schaukelte wilder und würde sicher bald einen epi schen Abflug machen, was ihre Eltern nicht zu beun ruhigen schien. Die waren offenbar von der entspann ten Sorte.
Der Mann sah sie an, als woll t e er ihr bewusst Angst machen. Ruhig, aber fest und unverhohlen blickte er ihr mitten ins Gesicht. Er hatte wilde Augen, fand sie, zu dunkel, um sie noch blau zu nennen, und unwei gerlich machte sie einen Schritt zurück.
„Das war gut“, sagte er. Im gleichen Moment checkte er ihre Knie und Ellbogen, die verschorft waren und darunter vernarbte Haut älterer Stürze zeigten. Mann, war der unheimlich. Und was war mit der Frau? Annie war nicht sicher, aber sie meinte, dass diese mit einem amüsierten Lächeln den Kopf schüt telte.
„Da… danke“, stotterte Annie.
„Rauchst du?“ Der Mann hielt ihr eine Packung Zigaretten vor die Nase.
„Mister – ich bin fünfzehn und habe ein paar Gehirnzellen über meine Kindheit gerettet“, gab sie zurück und hoffte, ein wenig patzig zu klingen , aber nicht so sehr, dass es ihn verärgerte.
Er zog den Mund breit und nickte anerkennend. „Dachte ich mir.“
„Sie kennen mich doch nicht. Oder?“ Niemals. Sie wüsste es, wenn sie ihn schon einmal gesehen hätte.
Das kleine Mädchen rief aus ihrer Upsidedown-Position und mit hochrotem Kopf etwas herüber, was Annie nicht verstand. Der Mann antwortete ebenso unverständlich. Eine Fremdsprache, Mist.
„Sie sprechen Deutsch?“ Das war mehr geraten als erkannt, aber er nickte. „Dann sind Sie nicht von hier.“
„Ich bin nicht von hier, nein. Und du
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