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Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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anständig.«
    Er sah nicht einmal auf. Im ersten Moment dachte Anke, er würde scherzen, wie es sonst die Art war, in der sie häufig miteinander umgingen. Etwas aber in seiner Stimme und die Weise, wie er seine Augen krampfhaft auf den Monitor seines Notebooks gerichtet hielt, berührten sie seltsam wehmütig. Alles war so befremdend. Sie mussten ernsthaft miteinander reden. Aber nicht heute und nicht jetzt.  Im Augenblick besetzten sie andere Sorgen.
    „ Wenn du mich nicht bringst, fahr ich halt mit dem Zug nach Remagen.«
    „ Remagen?«
    „ Die Polizei hat mich angerufen, dass ich meinen Wagen holen kann.«
    „ Dann fahr mit dem Zug. Ich habe einen dringenden Bericht zu schreiben und anschließend einen Termin mit meinem neuen Supervisor.«
    Seine resolute Stimme kratzte nun doch auf ihrer Seele.
    Haltung bewahren .
    Stolz warf sie ihre roten Locken zurück, reckte das Kinn und sagte: „Sieh mich demnächst gefälligst an, wenn du mit mir sprichst.«
    Ehe Wolf reagieren konnte, hatte sie die Tür zugeknallt.
    „ So ein bescheuerter Tag«, fluchte sie laut, während sie die Treppen des denkmalgeschützten Hauses in der Poppelsdorfer Allee herunterlief.
    Im Leben zieh ich hier nicht wieder ein, so nicht, mein Freund. Erst jetzt spürte sie die Tränen auf ihren Wangen. Auch das noch.
    Unwirsch wischte sie mit dem Handrücken über ihre Augen. Sein Verhalten hatte sie mehr getroffen, ihre Seele verletzt, als sie zugeben wollte. Der Unfall schien ihn überhaupt nicht zu berühren und im Anschluss ihr gestörtes Befinden erst recht nicht. Für einen Moment wollte sie nicht mehr glauben, dass sein Gebaren nur daher rührte, weil sie sich weigerte, für immer ins Himmelbett zurückzukommen. War da noch etwas anderes?
     
    Auf der Rückfahrt von Remagen nach Bonn fühlte sie sich bedrückt und antriebslos und so trat sie auch das Gaspedal. Die sich hinter ihr bildende Schlange auf der Bundesstraße 9 nahm sie nicht wahr. Auch nicht die wütenden Seitenblicke der Fahrer, die es bei dem Gegenverkehr schafften, sie zu überholen. Ankes Gedanken hingen an ihrem Protokoll und den Worten des Polizisten.
    „ Bei dem Opfer handelt es sich um ...«
    „ Laura Koll«, war sie dem Beamten ins Wort gefallen. „Ich war im Krankenhaus.«
    Der Polizist hatte genickt. „Sie ist uns bekannt.«
    „ Haben Sie die Frau schon vernommen?«
    Der Polizist hatte zweimal den Kopf geschüttelt.
    „ Morgen, oder übermorgen. Aber ich weiß längst jetzt, dass das Gleiche dabei herauskommt wie gehabt.«
    Geradewegs in dem Moment, in dem sie hatte nachfragen wollen, was er damit meine, erklärte er sich.
    „ Sie könnte mit Absicht vor Ihren Wagen gelaufen sein, es wäre nicht der erste Suizidversuch«, hörte sie abermals den Polizisten sagen. Anke ließ die Worte des Beamten in ihr nachklingen und stöhnte auf. Gleich darauf zuckte sie heftig zusammen, denn ein aufgebracht hupender Jugendlicher überholte sie. Ein Blick auf den Tacho ließ Leben in ihren Fuß strömen, und sie beschleunigte von vierzig auf siebzig Stundenkilometer. „Blödmann!« ließ sie sich aus ihren Überlegungen bringen. Nachdem sie das Wort kraftvoll ausgerufen hatte, kehrten ihre Gedanken zur Remagener Polizeistation zurück. Die Unfallspuren schienen eine eindeutige Sprache zu sprechen. Wieso hat sie sich mein Auto ausgesucht?
     
    Als sie Bonn erreicht hatte, schlug Anke automatisch den Weg in die Poppelsdorfer Allee ein, bis es ihr auffiel. Sie wendete bei der nächsten Gelegenheit ihren Wagen.
    Bald darauf stieg sie die Treppen zu ihrem Appartement hinauf und schüttelte den Kopf darüber, wie schwer sie dabei atmete. Aber ihr war sofort klar, dass es nicht ihre Kondition war, die sie so schnaufen ließ, sondern ihre Seele. In ihrer Brust hatte sich ein Geschwür festgesetzt, das sie nicht genau zu definieren wusste, aber an dem sie schwer trug. Ähnlich einem Gemisch aus Trübseligkeit, Verlassenheit und hilfloser Wehmut. Es war, als wäre der Pep aus ihrem Leben geflüchtet und hätte sie leer und ausgewrungen zurückgelassen.
    So kann ich nicht arbeiten. Ich bin zu traurig. Jetzt rede dir das noch ein. Wie lautete das chinesische Sprichwort? Dass die Trauervögel über deinen Kopf fliegen, kannst du nicht verhindern, wohl aber, dass sie in deinen Haaren nisten.
    Anke kannte sich nicht mehr, überlegte, was sie als Erstes tun musste, um die alte, powervolle, von Elan getriebene Frau und Journalistin zu werden. Im nächsten Moment sinnierte sie darüber,

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