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Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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hochmütiger Mund.
    Mit seinen fast ein Meter neunzig hielt er sich betont gerade.
    Auf eine bestimmte Weise edel, als fühle er sich selbst in seiner gesamten Erscheinung von hoher Qualität. Womöglich ziert auch noch ein ‚von und zu‘ seinen Namen.
    Anke hatte überlaut geklopft und war diesmal sofort ins Zimmer getreten. Sie sollten nicht merkten, dass die Tür, die sie rasch zudrückte, bereits die ganze Zeit offen gestanden hatte.
    Ist es ihr Mann ?
    Seine Augen schienen sie zu fragen, ob sie etwas von dem Gespräch mitbekommen hatte. Aber Anke gab sich, als wäre sie just erst auf der Bildfläche erschienen. In seinem dunkelbraunen Anzug, dem schwarzen Hemd und der schwarzen Krawatte sah der Mann aus wie ein Banker von der Wallstreet. Nein, korrigierte Anke sich, ein Schönling, eher Dressman, ein weiches Gesicht. Das einzig Kantige war sein gut geformtes Kinn mit dem winzigen Spalt darin. Sonst ließ nichts Robustes auf eine herbe Männlichkeit schließen. Dieser Mann war eher einer der Sorte, die einem das Herz erweichte, dessen Züge man streicheln wollte, die vollen Lippen zärtlich küssen. Doch etwas in diesen schimmernden Augen dämmten einen derartigen Wunsch sofort ein. Als würde er zuschlagen, wenn man es probierte. Diese Augen waren trotz des Schimmerns darin auf Abstand geschaltet.
    Er hat etwas Widersprüchliches in sich. Liebevoll brutal? Brutal liebevoll?
    Fast hätte Anke bei den letzten beiden Wörtern gegrinst. Nur nebenbei registrierte sie, dass er wohl auf eine Erklärung von ihr zu warten schien, warum sie ihm in diesem Zimmer gegenüberstand. Noch war sie zu abgelenkt von seiner Person. Sah ihn immer noch an. Nahm in Bruchteilen von Sekunden weitere Details seiner Person auf. Brauntonfarbene Haare bedeckten kurz geschnitten seinen Kopf, als sollte nichts von seinem beeindruckenden Gesicht ablenken. Das Ungewöhnlichste, was Anke jemals gesehen hatte, waren diese grünen Augen. Würdevoll, stolz, erhaben, selbstbewusst, souverän, aristokratisch ... Ihr wollten sich noch weitere Adjektive zu diesem Mann und dem Eindruck, den er auf sie machte, in den Kopf drängen. Sein Verhalten allerdings, weiterhin keine Anstalten zu machen, auf ihr unerwartetes Auftauchen hin etwas zu sagen, zu tun und sich vielleicht vorzustellen, lenkte sie davon ab.
    Anke hielt ihr Gesicht weiterhin auf seines gerichtet, doch ihre Augen wanderten nach links. Dort lag sie, die Lider geschlossen, den linken Arm eingegipst und um den Kopf einen Rundumverband.
    „ Wird sie ges..., ist alles ...? Entschuldigung.« Anke wollte auf ihn zugehen, um ihm die Hand zu schütteln, hielt aber sofort in ihrer Bewegung inne und blieb, wo sie stand. „Ich bin Anke Contoli, ich ...« Sie sah erneut zum Bett auf die leblos wirkende Gestalt. „Sie ist mir einfach vor den Wagen gelaufen, ich konnte nichts ...“ Ohnmächtig gestikulierte sie während ihrer Erkklärung mit den Armen.
    „ Ist schon in Ordnung.«
    Die Stimme fuhr ihr durch den Körper.
    So sanft und warm und so beruhigend und doch so fest und hart. Erneut dieser Widerspruch.
    Allmählich regte sich Anke über ihre ständigen gedanklichen Kommentare auf, denn sie verstärkten seine geheimnisvolle Aura und lenkten sie von ihrer eigenen Person und ihrem Auftreten ab. Aber sogleich ging es weiter. Moderator, Rundfunksprecher.
    „ Es war nicht Ihre Schuld, Frau Contoli.«
    Der erhabene Ausdruck in seinem Gesicht verflüchtigte sich und erhellte sich gänzlich, als er sie anlächelte. Nachdem er einen Schritt auf sie zu gemacht hatte, blieb er abrupt stehen und deutete mit der Hand auf den Stuhl neben sich. Sogleich wandte er sich hin und richtete ihr die Sitzgelegenheit passend.
    „ Danke, ich stehe lieber.«
    Beide schauten auf die Patientin.
    „ Ihre Frau wird durchkommen, nicht wahr?!« Anke hatte vor lauter Sorge ihre Stimme nicht voll unter Kontrolle. Der Mann räusperte sich und Anke glaubte, er würde etwas sagen, ihr beipflichten oder eine Erklärung zum Zustand seiner Frau abgeben. Aber nichts dergleichen. So rasch, wie sich sein Gesicht eben noch erhellt hatte, verdunkelte es sich jetzt. Anke hatte noch nie eine derart tiefmelancholische Unterstreichung in den Augen eines Menschen gesehen. War er dermaßen in Sorge um seine Frau? Es entstand eine befremdliche Stille, in der Anke sich fühlte wie vor einem Richter, der gleich sein vernichtendes Urteil über sie fällen würde. Sie gab sich dieser Stimmung hin, deshalb zuckte sie regelrecht zusammen, als der

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