Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenfreundin

Schattenfreundin

Titel: Schattenfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Drews
Vom Netzwerk:
überlegte. Ja, so würde sie es machen. Sie zögerte noch einen Augenblick lang, dann ging sie entschlossen los.
    Ein älterer Mann in einer grauen Uniform kam aus dem Pförtnerhaus und trat ihr entgegen.
    »Guten Tag, ich möchte gerne zu Klaus Meyerhof«, sagte sie freundlich und fügte mit Blick auf das Namensschild, das der Mann an seinen Sakko trug, hinzu: »Können Sie mir sagen, wo ich ihn finde, Herr Lichter?«
    Der Pförtner nickte ihr freundlich zu. »Kommen Sie wegen der Lieferung?«
    Katrin überlegte schnell, dann nickte sie. »Ja, ganz genau. Ich habe alles im Auto.«
    »Ich kenne Sie gar nicht. Sonst kommt immer Frau Bredlich …«
    Katrin stöhnte innerlich auf. »Die kann heute leider nicht kommen. Sie fühlt sich nicht gut.« Hoffentlich bemerkte der Pförtner nicht, wie sehr ihre Stimme zitterte.
    »Oh, ich hoffe, es ist nichts Schlimmes …«
    »Nein, nein!«
    »Also gut. Haben Sie den Lieferschein?«
    Katrin erschrak. Lieferschein? Jetzt musste sie alles auf eine Karte setzen.
    »Oh, den habe ich vergessen.« Sie räusperte sich. »Es tut mir leid, aber daran habe ich gar nicht gedacht. Ich bin ja nur eingesprungen für Frau …« Katrin begann zu schwitzen.
    Der Pförtner überlegte. »Aber der muss unbedingt nachgereicht werden. Bitte vergessen Sie das nicht.«
    »Ich denke dran, auf jeden Fall!«, sagte Katrin beflissen. »Kann ich die Sachen jetzt zu ihm bringen?«
    »Das geht leider nicht.«
    Sie runzelte die Stirn.
    »Klaus ist nämlich gar nicht da. Der ist seit ein paar Tagen bei seiner Mama.«
    »Ach so.« Katrins Gedanken rasten. »Ich hoffe, sein Zustand hat sich nicht verschlechtert …«
    »Nein, nein. Ganz im Gegenteil. Die wollen angeblich sogar Urlaub machen, zusammen mit dem kleinen Bruder. Sie warten nur noch auf die Medikamente und die Hilfsmittel. Frau Meyerhof will sie …«
    Katrin hörte gar nicht mehr zu. Mit dem kleinen Bruder. Leo, das musste Leo sein. Also lebte er noch! Das war ihre Chance. Sie musste zu ihm. Sie konnte nicht länger warten!
    Trotz ihrer Aufregung versuchte sie, so normal wie möglich zu sprechen. »Ich kann die Sachen auch zu Frau Meyerhof nach Hause bringen. Das ist kein Problem.«
    Der Pförtner sah sie prüfend an. »In Ordnung«, sagte er schließlich. »Aber denken Sie an den Lieferschein! Der muss nachgereicht werden! Sonst bekomme ich Ärger …«
    »Natürlich!«, sagte Katrin schnell. »Ich kenne mich hier allerdings nicht besonders gut aus. Ich wohne noch nicht lange in Tecklenburg, müssen Sie wissen. Können Sie mir den Weg dahin beschreiben?«
    Der Pförtner nickte. »Die wohnen ziemlich abgelegen«, sagte er. »Ich schreibe Ihnen die Adresse auf, dann können Sie sie ins Navi eingeben.«
    Katrin wollte schon sagen, sie habe kein Navi, doch dann ließ sie es sein. Sie nahm den Zettel mit der Adresse entgegen, bedankte sich und steckte ihn ein.
    »Sagen Sie, ich weiß, dass Sie eigentlich nicht darüber sprechen dürfen«, sagte Katrin wie nebenbei. »Aber bei den vielen Sachen, die Frau Meyerhof bestellt hat, habe ich mich schon gefragt, was der arme Klaus wohl hat.«
    »Ach, fragen Sie nicht«, sagte Herr Lichter und machte ein betrübtes Gesicht. »Das ist eine ganz traurige Geschichte. Genaueres kann ich Ihnen auch nicht sagen. Ich weiß nur, dass der Junge ein Pflegefall ist. Bei der Geburt muss irgendwas schiefgegangen sein. Angeblich ist der Arzt dran schuld. Der arme Junge …«
    Katrin nickte nur, dann verabschiedete sie sich.
    »Und denken Sie bitte daran, den Lieferschein nachzureichen!«, rief ihr der Pförtner noch hinterher.
    »Gleich morgen früh!«, antwortete Katrin. Mit wild klopfendem Herzen ging sie zum Auto zurück und setzte sich hinters Steuer.
    Nun musste sie nur noch die Adresse finden.
    Was immer ihr Vater auch gemacht hatte, sie wollte nicht darüber nachdenken. Jetzt ging es nur noch um Leo.
    Mit zitternden Fingern startete sie den Motor.
    Charlotte telefonierte, während Käfer hinterm Steuer saß und über die Autobahn raste.
    »Wann ist die letzte größere Summe abgehoben worden?« Sie hörte zu, dann nickte sie. »Aha. Danke.« Sie drückte das Handy aus. »Einen Tag, nachdem die Katze getötet wurde, hat Franz Wiesner fünfzehntausend Euro von seinem Konto abgehoben.«
    »Schau an. Tanja bringt die Katze um und setzt den alten Mann damit so unter Druck, dass er sofort zahlt«, sagte Käfer.
    Charlotte dachte nach. »Die Katze war ein Warnschuss. Auf dem zerbrochenen Bilderrahmen mit Leos Foto, den Luise

Weitere Kostenlose Bücher