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Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst

Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst

Titel: Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Landers
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schienen auf den Grund ihrer Seele zu blicken. Auf seinem schwarzen, welligen Haar, das ihm bis auf die Schultern reichte, lag ein silbriger Schimmer. Sein markantes Kinn verriet Kompromisslosigkeit und stand im Gegensatz zu den vollen, weich geschwungenen Lippen. In der Aura des Fremden lagen Sinnlichkeit und Gefahr. Sie glaubte sich in den Fängen einer schwarzen Spinne zu befinden, die ihre Beute belauerte, bevor sie diese tötete. Dann zwang sie sich wieder zu der ihr anerzogenen Höflichkeit. Sie räusperte sich, ihre Stimme klang belegt.
    „Ich habe Euch zu danken, Monsieur.“ Sein Blick hielt sie noch immer gefangen.
    „Glaubt Ihr, Euch in Sicherheit zu befinden?“ Seine tiefe, raue Stimme brachte ihren Körper zum Schwingen, eine Stimme, der sie ewig hätte lauschen können.
    Sein unvermutet strenger Gesichtsausdruck ließ sie jedoch einen Schritt zurückweichen.
    „Weshalb solltet Ihr sonst diese Halunken verjagt haben, wenn nicht, um mich zu retten? Außerdem seht Ihr nicht wie einer von denen aus.“ ‚Aber nicht minder verwegen‘, ergänzte sie in Gedanken.
    Seine Miene blieb unbeweglich, aber in seinen Augen funkelte es amüsiert.
    „Vielleicht begehre ich Euren Schmuck oder gar ... Euch?“
    Sie zuckte bei dieser Anspielung zusammen und schwieg.
    „Woran glaubt Ihr einen Unhold zu erkennen? An seinem Aussehen? Oder am rauen Benehmen?“, fuhr er fort und ging langsam um sie herum.
    Karolina fuhr sich nervös mit der Zunge über die spröden Lippen. Er beugte sich vor und stemmte die Hände in die Hüften. Sein Gesicht war dem ihren ganz nah. Ein Zittern durchlief ihren Körper.
    „Mein Gefühl verrät mir, vor wem ich mich zu fürchten habe. Und es hat mich noch nie getäuscht.“
    „Soso. Euer Gefühl? Und was rät der Verstand?“
    Er nahm sie nicht ernst. Ihre Furcht schlug in Ärger um. „Ich weiß nicht, was Ihr mit diesem Frage- und Antwortspiel bezweckt, aber ich möchte es jetzt beenden. Ich bin müde und es drängt mich nach Hause. Mein Dank ist Euch gewiss. Wenn Ihr mich jetzt bitte entschuldigen würdet ...“ Sie drehte sich um und ging ein paar Schritte.
    „Ich lasse Euch nicht gehen.“ Der weiche Ton in seiner Stimme täuschte nicht darüber hinweg, dass er keinen Widerspruch duldete.
    Karolina wollte weitergehen, aber schon stand er neben ihr und umfasste ihren Ellbogen.
    Und wenn dieser Fremde ihr auch Gewalt antun wollte? In ihrem Kopf spielte sie alle Varianten der Flucht durch und kam zu einem niederschmetternden Ergebnis. Sie war diesem Mann genauso schutzlos ausgeliefert wie dem Buckligen und seinem grobschlächtigen Partner. Noch dazu hatte er seine körperliche Stärke bewiesen. Diese Erkenntnis erschütterte sie, und Schauer der Furcht liefen über ihren Rücken. Wie naiv zu glauben, dass sie der Gefahr entgehen könnte.
    „Aber ... bitte, lasst mich gehen“, flehte Karolina.
    „Nein, das werde ich nicht, und jetzt folgt mir, Mademoiselle.“ Wider Erwarten ließ er sie los. Dann wandte er sich um und ging mit weit ausholenden Schritten voran. Irgendetwas zwang sie, ihm zu folgen, wenn auch mit einem beklommenen Gefühl. An jeder Straßenecke warteten Räuber auf die Gelegenheit, sie auszurauben und zu vergewaltigen. Und dieser Fremde sah nicht danach aus, dass er auf ihren Schmuck oder ihre Reize aus war. Er selbst wirkte sehr distinguiert und gewann mit seiner Ausstrahlung sicherlich die Frauen, ohne sie zu zwingen.
    Lautes Hufgetrappel erklang und riss sie aus den Gedanken. Karolina blieb neben dem Fremden stehen, der in die Seitengasse blickte, die zur Prager Burg emporführte. Ein schwarzer Einspänner näherte sich ihnen in gemächlichem Tempo. Schnaubend blieb das Pferd vor ihnen stehen. Auf dem Kutschbock saß ein kleiner Mann, ebenfalls schwarz gekleidet, mit einem großen Zylinder auf dem Kopf, der einen Schatten auf sein zerfurchtes Gesicht warf.
    Der Fremde trat auf die Kutsche zu und öffnete die Tür. Dann klappte er die Einstieghilfe aus und bedeutete Karolina mit einer Geste einzusteigen.
    Doch sie zögerte. Die Kutsche besaß die gleiche dunkle Aura, die den Mann umgab.
    Er kniff die Lippen zusammen. „Mademoiselle, wollt Ihr zu Fuß durch die Straßen Prags irren? War der Überfall vorhin nicht genug?“ Ungeduld schwang in seiner Stimme mit. Seine schwarzen Augenbrauen zogen sich zu einem Strich zusammen.
    Was war erregender: den Weg allein fortzusetzen, oder sich in die Kutsche des unheimlichen Fremden zu begeben? Karolina verspürte ein

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