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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Maat sah an dem Herrn vorbei und erblickte den anderen, schmächtigen Mann mit dem rattenähnlichen Antlitz, der gerade mit Kreide etwas auf das Deck malte. Als er sich aufrichtete, erkannte der Maat, daß es sich um das Warnzeichen für die Pest handelte.
    »Sag, Vargûl Ashnazai, könntest du wohl etwas für diesen armen Kerl hier tun?« fragte der Dunkelhaarige.
    Den Maat schauderte, als der andere auf ihn zuschritt. Während der gesamten Reise hatte er kein Wort aus dem Mund dieses Mannes vernommen. Als er nun sprach, erklang ein unverständliches Kauderwelsch, das in die Kehle des Maates zu fließen und sich dort gleich Steinen festzusetzen schien. Röchelnd brach er auf dem Deck zusammen. Der Mann namens Ashnazai legte ihm eine kalte Hand auf die Wange, und die Welt des Maates versank in einem Strudel schwarzen Lichtes.
     
    Mardus wich der Galle aus, die aus dem Mund des toten Seemanns troff. »Was ist mit den anderen?«
    Der Schwarzkünstler, auch Geister- oder Totenbeschwörer genannt, lächelte. Seine Finger prickelten noch angenehm vom Tod des Maats. »Sie sterben gerade, Herr.«
    »Sehr gut. Sind die Männer bereit?«
    »Ja, Herr.«
    Zufrieden ließ Mardus einen letzten Blick über das verwüstete Schiff schweifen, dann stieg er hinab in das wartende Beiboot.
    Im Schutze von Ashnazais Magie gelangten sie ungehindert an den Kai und an der Zollwache vorbei. Danach gingen sie eine steile, eisige Straße hinauf zur Schenke zum Halbmond, wo bereits Zimmer für sie bereitstanden.
     
    Mardus und Ashnazai setzten sich in Mardus’ Zimmer gerade zu einem warmen Abendmahl, als es leise an der Tür klopfte.
    Hauptmann Tildus trat ein, begleitet von einem grauhaarigen Mann namens Urvay, seit drei Jahren Mardus’ wichtigster Spion in Rhíminee. Urvay war unbezahlbar, einerseits wegen seiner Fähigkeiten, andererseits wegen seiner Verschwiegenheit.
    Heute abend präsentierte er sich als vornehmer Händler verkleidet in feinen Samtgewändern und reichlich mit Silber behangen.
    Würdevoll begrüßte Urvay seinen Meister. »Ich bin froh, Euch gesund und munter anzutreffen, Herr. Um diese Jahreszeit sind Seereisen recht gefährlich.«
    Mardus entließ Tildus, dann bedeutete er dem Spion, auf einem Stuhl Platz zu nehmen. »Was hast du zu berichten, mein Freund?«
    »Schlechte und gute Neuigkeiten, Herr. Lady Kassarie ist tot.«
    »Diese Getreue Leras?« fragte Ashnazai.
    »Ja. Vor etwa einer Woche haben die Spione der Königin ihren Bergfried angegriffen. Sie starb im Kampf. Kanzler Barien beging daraufhin Selbstmord, und Gerüchten zufolge soll auch die Prinzessin irgendwie in die Sache verwickelt gewesen sein, obwohl die Königin keine Schritte gegen sie eingeleitet hat. Der Rest der Splittergruppe ist umgekommen oder geflohen.«
    »Bedauerlich. Sie hätten uns vielleicht noch nützlich sein können. Aber wie steht es mit unserem Vorhaben?«
    »Das sind die guten Nachrichten, Herr. Ich habe neue Verbündete bei einigen einflußreichen Adeligen.«
    »Bei welchen?«
    »Zunächst bei General Zymanis – es heißt, ihm werde demnächst die Verantwortung über die Befestigungsanlagen der Unterstadt übertragen. Und einer meiner Männer ist seit kurzem mit Lady Koras zweitgeborener Tochter verlobt und leitet den Sitz der Familie. Besonders erwähnenswert aber erscheint mir, Herr …« Urvay hielt inne und beugte sich ein wenig vor. »Ich bin gerade dabei, eine Verbindung im Orëska-Haus aufzubauen.«
    Mardus zog eine Augenbraue hoch. »Ausgezeichnet! Aber wie? Seit Jahren versuchen wir vergeblich, dort einen Spion einzuschleusen.«
    »Kein Spion, Herr, sondern ein Abtrünniger. Sein Name lautet Pelion í Eirsin. Er ist Schauspieler und genießt im Augenblick höchstes Ansehen.«
    »Und was hat er mit den Orëska zu tun?« wollte Vargûl Ashnazai wissen.
    »Er hat dort eine Geliebte«, erklärte Urvay rasch, »eine junge Zauberin, die angeblich auch die Mätresse zweier älterer Magier ist. Sie heißt Ylinestra und ist in der Stadt als ein wenig verrucht verschrien; eine hitzige kleine Wildkatze mit einer Vorliebe für gutaussehende junge und mächtige alte Männer. Offenbar gehört dieser Pelion zu ihrer Sammlung. Durch ihn kommen wir vielleicht an sie, womöglich auch an andere heran. Zwar ist sie kein Mitglied der Orëska, aber sie lebt bei ihnen und hat dort eigene Gemächer.«
    »Ich glaube kaum, daß wir uns einer billigen Schlampe bedienen müssen, um in das Orëska-Haus zu gelangen«, meinte der Totenbeschwörer

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