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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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geweckt?«
    »Seregil hat sich wieder im Schlaf herumgewälzt. Ich habe mir gedacht, ich gehe vielleicht auf die Jagd.«
    »Setz dich eine Weile zu mir, ja? Um diese Zeit ist es so friedlich.« Kari nahm auf der Bank am Kamin Platz, um den Rücken zu wärmen, während Alec den Tee zubereitete. »Seregil geht es immer noch nicht besser, oder?«
    »Micum und dir fällt es auch auf, nicht wahr?« meinte der Junge matt, zog einen Stuhl neben sie und setzte sich. Er streckte ihr eine sonnengebräunte, schwielige Hand entgegen. »Kein einziges Mal hat er mich aufgefordert, Handschuhe anzuziehen. Sonst hat er mich immer damit genervt. Früher.«
    Er schaute zu ihr auf, und Kari sah die tiefsitzende Traurigkeit in dem jungen Gesicht. »Jetzt geht er nachts hinaus oder hockt da und schreibt. Er schläft so gut wie gar nicht.«
    »Was schreibt er denn?«
    Alec zuckte mit den Schultern. »Darüber redet er nicht. Ich wollte sogar schon mal einen Blick auf seine Unterlagen werfen, aber er versteckt sie irgendwo. Kari, es ist, als verblaßt er innerlich und verläßt uns, ohne wirklich fortzugehen. Und ich muß immerzu daran denken, was er mal zu mir über seine Verbannung aus Aurënen gesagt hat.«
    Darüber hat er mit dir gesprochen? dachte Kari. Selbst Micum wußte kaum etwas über jenen Abschnitt in Seregils Leben.
    »Damals wurde ein weiterer Junge mit ihm weggeschickt, aber der sprang über Bord und ertrank«, fuhr Alec fort. »Seregil sagte, die meisten verbannten Aurënfaie begingen früher oder später Selbstmord, weil sie daran verzweifeln, unter Tírfaie leben zu müssen. Er meinte, ihm wäre das nicht passiert. Aber so wie die Dinge jetzt stehen, fürchte ich, daß es vielleicht doch so ist.«
    Kari beobachtete, wie seine Hände sich fester um die Tasse schlossen, die er hielt. Hinter jenen blauen Augen ging ihm noch etwas anderes durch den Kopf, etwas, das zu schmerzlich war, um es zu teilen. Sie streckte den Arm aus und streichelte seine Wange.
    »Dann paß gut auf ihn auf, Alec. In euren Adern fließt dasselbe Blut. Wahrscheinlich hat er das in seiner Trauer vergessen.«
    Alec seufzte schwer. »Er hat mehr als bloß das vergessen! An dem Tag, an dem wir einander in Plenimar wiedergefunden haben, ist etwas geschehen, aber jetzt …«
    Plötzlich zuckte Kari zusammen, als ein scharfer Schmerz ihr Bein hinabschoß.
    »Was ist los?« fragte Alec besorgt.
    Angestrengt keuchte Kari durch die zusammengebissenen Zähne, dann stützte sie sich auf den Arm des Jungen, um aufzustehen. »Es sind nur diese Schmerzen, die einen im achten Monat heimsuchen. Ein Spaziergang über die Weide wird sie lindern, und wir können uns dabei weiterunterhalten.« Der Krampf verflog, und sie schenkte Alec ein zuversichtliches Lächeln. »Schau nicht so bekümmert. So bereitet mich der Schöpfer eben auf die Geburt vor. Weißt du, ich hätte Appetit auf den frischen Käse. Sei doch bitte so gut und hol uns ein Stück aus der Milchkammer, ja?«
    »Bist du sicher? Es gefällt mir ganz und gar nicht, dich allein zu lassen.«
    »Der Schöpfer sei gnädig! Alec, ich habe schon Kinder ausgetragen, bevor überhaupt jemand daran gedacht hat, dich zu zeugen. Geh nur.« Damit stemmte sie die Fäuste ins Kreuz und trat vor die Küchentür, um die Bediensteten nicht zu wecken, die im Vorzimmer noch schliefen.
     
    Alec befand sich auf halbem Wege zur Milchkammer, da fiel ihm plötzlich ein, daß er vergessen hatte, Geschirr für den frischen Quark mitzunehmen. Als er schließlich eine Schale fand, war Kari bereits um die Hausecke verschwunden. Alec ging um das Gebäude herum zum Hof, stellte jedoch fest, daß die Seitentür noch verriegelt war.
    Ein tiefes Stöhnen erklang hinter ihm; als er sich umdrehte, sah er, wie Kari an dem steinernen Wassertrog neben dem Stall zusammensackte. Ihr Gesicht präsentierte sich kalkweiß, die Vorderseite des Nachthemds bis zum Saum hinab durchnäßt.
    »O Dalna!« keuchte er, ließ den Käse fallen und rannte zu ihr. »Ist es das Kind? Kommt es jetzt?«
    »Zu früh und zu schnell! Ich hätte es bemerken müssen -« Kari ergriff seinen Arm und grub die Finger schmerzlich in sein Handgelenk, als ein weiterer Krampf sie packte.
    Sie war eine stämmige Frau und mit dem Kind zu schwer, als daß Alec vermochte hätte, sie zu tragen. Also schlang er ihr einen Arm um die Hüfte und half ihr, so gut er konnte, zur noch verriegelten Vordertür, trat dagegen und brüllte um Hilfe.
    Endlich öffnete sich die Tür. Elsbet und einige

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