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SchattenGrab

SchattenGrab

Titel: SchattenGrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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Wusstest du, dass viele Menschen bisexuell veranlagt sind? Die wenigsten gestehen es sich ein und noch weniger leben es aus. Du hast noch im Nachhinein ein schlechtes Gewissen. Darum verteufelst du die Homosexualität. Denk mal drüber nach! Wenn es dir gelingt, deine eigene Vergangenheit als etwas Normales zu akzeptieren, dann kannst du dir auch endlich eine tolerante Sichtweise zulegen. Deine Einstellung geht echt gar nicht! Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert.“
    „Ich bin nicht schwul“, sagte Peter nach einer Weile.
    „Das weiß ich“, lachte sie, „besser als jeder andere. Aber wenn das der Fall wäre, wäre das zwar blöd für mich, aber menschlich kein Makel, hörst du. Du bist doch sonst auch der Ansicht, dass jeder in seinem Bett oder sonstwo machen kann, was er will, solange alle Beteiligten Spaß daran haben, egal wie viele es sind.“
    „Sind wir jetzt schon beim Gruppensex?“, fragte Peter wieder etwas entspannter und sogar mit einem leichten Grinsen.
    „Ja, zum Beispiel“, antwortete Nadja, „da sind die Beteiligten auch nicht zwingend homosexuell, wenn sich dieselben Geschlechter berühren.“
    „Ach, ist mir doch auch alles egal, was andere tun, ich wollte nur nicht von Detlef angequatscht werden.“
    „Hat er denn?“
    „Nee“, sagte Peter, „aber darum habe ich ihn ja auf Abstand gehalten, nicht dass er denkt, ich würde auf ihn stehen.”
    Nadja lachte. „Das räumen wir ganz einfach aus. Ich knutsche dich nächstes Mal in seiner Gegenwart und du versprichst mir, ihn so zu akzeptieren, wie er ist. Einverstanden?“
    Peter brummte zustimmend.
    „Ich hoffe nämlich nicht, dass ich mich in dir getäuscht habe, denn ich halte dich für einen weltoffenen und toleranten Mann.“
    „Bin ich ja eigentlich auch …“, sagte Peter.
    „Bis auf die fleischlose Kost vielleicht“, lachte Nadja, als sie auf Hetzers Hof fuhren, „womit wir wieder beim Ursprungsthema wären. Damit schließt sich der Kreis.“

Bei Familie Görlitz
    Thorsten Büthe und Marga Blume warteten, bis Verena sich beruhigt hatte. Justus machte einen lethargischen Eindruck.
    „Wann habt ihr Friedhelm zum letzten Mal gesehen?“, wollte Thorsten wissen.
    „Er war vorgestern Nachmittag kurz hier“, sagte Justus, „wer konnte denn ahnen, dass das das letzte Mal war …“ Seine Stimme versagte.
    „Und Sie?“, fragte Thorsten und blickte Verena tief in die Augen.
    „Er kam gestern noch mal kurz rüber, um mir Mut zu machen.“
    „Was genau kann ich mir darunter vorstellen?“, wollte Thorsten Büthe wissen.
    „Wegen Sophie“, gab sie zurück, dabei stiegen ihr wieder Tränen in die Augen, „er versprach, dass sie ganz bestimmt schon bald wieder da sein werde.“
    „Wie kam er darauf? Hat er das öfter getan? Gab es einen aktuellen Anlass?“
    „Nicht, dass ich wüsste.“
    „War er wie immer, oder schien er verändert?“, fragte Thorsten Büthe.
    „Tja“, Verena wischte sich die Augen, „ich hatte eigentlich eher den Eindruck, er sei fast ein bisschen euphorisch gewesen. Aber so war er einfach. Immer voller Hoffnung.“
    „Also keine Veränderung?“
    Verena zuckte mit den Schultern.
    „Hatte er sonst noch irgendetwas gesagt? Dass er irgendwo hinwollte oder so?“
    Justus schüttelte den Kopf.
    „Nein“, sagte Verena, „wir sprachen nur über Sophie und ihren letzten Geburtstag.“
    „Hat sie zu diesem Geburtstag ihre rosafarbene Uhr bekommen?“
    „Wieso?“, wollte Verena wissen.
    „Bitte beantworten Sie meine Frage!“, bat Thorsten Büthe.
    „Nein, hat sie nicht. Die war vom Jahrmarkt.“ Verena rieb sich ihren Kopf. „Kann ich mich jetzt bitte wieder hinlegen. Mir geht es wirklich nicht gut. Ihr Besuch und Ihre Nachricht haben es nicht besser gemacht.“
    „Ja, von uns aus gerne“, sagte der Fallanalytiker, „es könnte aber sein, dass wir noch mal kommen müssen, wenn sich weitere Fragen ergeben.“
    „Mir egal“, sagte sie, „aber jetzt kann ich einfach nicht mehr.“
    Justus schwieg noch immer. Er sah seiner Frau hinterher, als sie den Raum verließ.
    „Nicht alles so rosig momentan, wie?“, fragte Thorsten seinen Freund.
    „Nein, der Kummer um Sophies Verschwinden hat unsere Ehe aufgefressen.“
    Zum ersten Mal sagte Marga etwas. „Herr Görlitz, das ist ganz normal in solchen Extremsituationen, dass sich Schwierigkeiten in der Beziehung ergeben. Das wird sich bestimmt wieder geben.“
    „Worte, die einmal gesagt worden sind, kann man nicht wieder zurücknehmen“,

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