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SchattenGrab

SchattenGrab

Titel: SchattenGrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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zwischen halb acht und halb neun Uhr am Morgen eingrenzen. Dr. Friedhelm Görlitz war nicht sofort tot. Das zeigen die Einblutungen in Gewebe und Gehirn. Er hat also noch einige Zeit dagelegen, bevor er starb. Wir fanden ihn mit offenen Augen vor. Nach vorliegenden Erkenntnissen ist der Fundort ebenfalls der Tatort.
    Nadja stellte das Mikro ab und ging zum Waschbecken. Ihr Kollege war bereits damit beschäftigt, den Toten wieder zuzunähen.
    „Jetzt hab ich auch Hunger“, rief sie von hinten.
    „Wollen wir zusammen was essen?“, fragte Wolf.
    „Ja, und zwar bei dir“, sagte Peter und lachte, „ich habe nämlich gerade eine SMS von Moni bekommen. Sie schreibt, ich soll sie anrufen, wenn du hier losfährst.“
    „Dann ruf sie an und sag ihr, dass wir zu dritt kommen“, antwortete Wolf, der sich freute, dass sie etwas vorbereiten wollte. Sie würde bestimmt nichts dagegen haben, wenn er Nadja und Peter mitbrachte.
    Der allerdings verzog das Gesicht. „Vegetarisch?“, fragte er. „Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass ich jetzt nur Gemüse, Körner oder Salat fresse?“
    „Mensch Peter, du Ignorant“, lachte Nadja, die viel von gesunder Kost hielt, es aber längst aufgegeben hatte, ihn davon überzeugen zu wollen.
    „Niemand hält dich davon ab, dir auf dem Weg von Stadthagen nach Todenmann ein paar Frikadellen zu besorgen“, wandte Wolf ein.
    „Genau das mache ich auch“, sagte Peter zufrieden, „denn ich möchte nicht hungrig ins Bett gehen. Das andere Zeugs macht doch nicht satt.“

Die Nachricht
    Thorsten Büthe hatte von Wolf erfahren, dass Friedhelm Görlitz an einem Schädel-Hirn-Trauma gestorben war. Aber sie wussten noch immer nicht, ob sie es mit Mord, Totschlag oder einem Unfall zu tun hatten. Es musste nun darüber nachgedacht werden, welches Familienmitglied der Görlitzens zuerst mit der Todesnachricht konfrontiert werden sollte. Theoretisch wäre das dessen Frau Marianne gewesen, aber er hatte sie als eine ältere Dame kennengelernt, die etwas jenseits der Realität zu leben schien. Daher war nicht einzuschätzen, wie sie reagieren würde.
    Er entschied sich, zunächst Justus vom Ableben seines Vaters zu berichten und hoffte, dass Verena ebenfalls dabeisein würde.
    Um beide besser beobachten zu können, wollte er die Psychologin Marga Blume mitnehmen, die die Familie von den Befragungen rund um Sophies Verschwinden schon kannte. Trotzdem war er im Dilemma.
    Wenn er und Marga so plötzlich vor der Tür standen, würden die Eltern sofort vermuten, sie kämen wegen Sophie und an das Schlimmste denken. Das könnte die Reaktion hinsichtlich Friedhelms Dahinscheiden verfälschen.Er entschied sich, den Besuch vorher anzukündigen und gleichzeitig nebenbei zu erwähnen, dass es nichts Neues von dem Mädchen gab.
    Als er später mit Marga Blume vor der Tür stand, dauerte es einige Zeit, bis Justus öffnete. Im Hintergrund waren Stimmen zu hören gewesen.
    „Grüß dich, Thorsten, Frau Blume“, sagte er und gab den Weg ins Innere des Hauses frei, „dass es immer noch wieder neue Fragen gibt, ohne dass wir jemals Antworten bekommen, ist schwer erträglich.“ Er wirkte niedergeschlagen.
    „Das glaube ich dir, Justus“, gab Thorsten Büthe zurück, „die Fragen beziehen sich aber nicht direkt auf Sophie. Können wir uns irgendwo setzen? Ist Verena nicht da?“
    „Sie fühlt sich unpässlich. Ich soll dich schön grüßen.“ Justus begleitete die beiden ins Wohnzimmer.
    „Es wäre aber wichtig, wenn sie uns kurz zuhören und vielleicht ein paar Antworten geben könnte“, betonte Thorsten.
    Justus nickte, stand auf und ging ins Treppenhaus der alten Jugendstilvilla. Dann rief er nach oben. „Verena, du möchtest bitte doch herunterkommen. Kommissar Büthe hat auch Fragen an dich.“
    Kurze Zeit später hörten sie Schritte auf der Treppe, die sich anhörten, als ob sie nur widerwillig den Weg ins Erdgeschoss fänden. Thorsten erschrak, als Verena eintrat und sich setzte. Sie wirkte um Jahre gealtert. Auch Marga schien das bemerkt zu haben. Ebenso war die Distanz zwischen den Eheleuten fast greifbar. Nicht nur, dass sie in größtmöglichem Abstand Platz genommen hatte. Da war mehr. Es war eine Kälte spürbar, die vorher nicht dagewesen war.
    Thorsten atmete tief durch. „Wir sind also wie gesagt nicht wegen Sophie hier, aber wir haben trotzdem keine guten Nachrichten. Dein Vater ist tot, Justus.“
    Die Worte schienen Verena eher zu erreichen. Sie schrie auf, begann zu weinen und

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