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SchattenHaut

SchattenHaut

Titel: SchattenHaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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dass Susis Noten hervorragend waren. Für den Tanz hatte sie wenig Talent. Und obwohl Vater und Mutter das bald erkannt hatten, waren sie doch der Meinung, dass diese Art körperlicher Ertüchtigung wichtig für sie sei, vor allem für die Haltung. Darüber hinaus ließen sie Susi in Ruhe, wenn sie mit Federschmuck durch die Gärten tobte.
    Nur einmal – und das war ein unseliger Zufall – bekam Susi Hausarrest. Aus Bequemlichkeit wollte sie es den Jungen gleich tun, die es so einfach hatten, wenn sie draußen mal mussten. Einfach ran an den Busch, nicht erst umständlich nach Hause laufen und verpassen, wie Old Shatterhand mit Roter Büffel die Friedenspfeife aus Weide und Maiskolben rauchte. Es war so lästig, das Spiel zu unterbrechen. Susi dachte, dass sie als Indianer bestimmt ebenso gut an den Busch pinkeln, konnte und nach ein paar Mal hatte sie es auch raus, sich so geschickt in der Mitte nach vorn zu beugen, dass der Strahl einen Bogen machte. Immerhin ging sie grundsätzlich an einen Ort, wo sie allein war. In Gegenwart der Jungs schämte sie sich. Sie kam jetzt in das Alter, wo ein unbestimmtes Schamgefühl sie davon abhielt, sich in der Gemeinschaft zu entblößen. An einem Sommertag Ende August sahen die Eltern zufällig aus dem Fenster, als Susi direkt an der Hausecke ihr Höschen auszog, den Rock hob und gegen einen Busch pinkelte. Mit einem Vortrag über Verhaltensweisen, die von einer Heranwachsenden aus den besten Kreisen erwartet wurden, erstickten sie das Nachahmen noch im Keim. Drei lange Sonnentage musste Susi im Zimmer bleiben für ihr unziemliches Verhalten. So etwas tat eine junge Dame nicht, auch wenn sie erst zehn Jahre alt war.

Die Ratte
    Wolf Hetzer mochte keine Ratten, und diese hier vor seiner Tür erst recht nicht. Es war schon steif, das eklige Tier, und er dachte darüber nach, ob sie ihm absichtlich vor die Tür gelegt worden war. Vorsichtig griff er das Vieh mit dem Taschentuch und ließ es in einen Beutel gleiten, der eigentlich für Tatortspuren vorgesehen war.
    Er würde sich wieder Micas Spott zuziehen, wenn er ihr die Ratte brachte. Aber es konnte sein, dass der Mörder sich durch die Ermittlungen gestört fühlte und ihm eine Botschaft gesandt hatte. Das musste er wissen und vielleicht hatten sie Glück und, wer auch immer, hatte dabei nicht aufgepasst und es waren Spuren an dem Kadaver, die ihnen Hinweise geben konnten.
    Noch während des Frühstücks rief er Peter an. Es schmeckte ihm heute nicht besonders. Was für ein Morgen. Sein Kollege lachte ihn nicht aus.
    „Wieso kommst du darauf, dass dir jemand die Ratte vor die Tür gelegt hat?“
    „Vielleicht sind wir Pfarrer Fraas’ Mörder schon gefährlich nahegekommen!“
    „Du, mir fällt da noch was ein. Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass es Parallelen zum Mord geben könnte?“
    „Inwiefern?“
    „Na ja, der Pfarrer wurde schließlich ersäuft wie eine Ratte – und das in Hameln, wie es aussieht. Das ist ja fast ein kulturhistorisch interessantes Verbrechen. Und jetzt legt er dir eine Ratte vor die Tür. Quasi als Warnung. War die eigentlich kastriert, die Ratte?“
    „Was? Na, du kommst auf Ideen. Also, ehrlich gesagt, habe ich ihre Genitalien nicht untersucht. Das kann Mica machen. Ich fasse das Biest nicht ein zweites Mal an. Deine Idee ist aber interessant. Ich bin gespannt, ob da was dran ist.“
    „Dann lass uns abzischen. Ich bin gleich mit dem Dienstwagen bei dir. Du brauchst nur mit deiner Beute einzusteigen.“
    Mica zog die Brauen hoch, als Peter und Wolf in der Tür zum Seziersaal standen. Zwei der Edelstahltische hinter ihr waren mit Tüchern bedeckt. Darunter etwas Unförmiges, was sie lieber nicht sehen wollten. Der Geruch war atemraubend. Mica hatte sich stark riechende Creme unter die Nase geschmiert.
    „Einen wunderschönen guten Morgen, ihr Helden. Habt ihr schon neue Erkenntnisse? Kommt ihr voran?“
    „Vielleicht“, sagte Hetzer und hielt der Pathologin den Beutel hin.
    „Ist das ein Geschenk für mich?“
    „Vielleicht eher für mich, ich weiß es nicht genau.“
    „Und von wem hast du das?“ Mica schielte belustigt in die Tüte. „Ich bin ja froh, dass es nicht für mich ist.“
    „Na ja, in gewisser Weise ist es jetzt für dich. Ich möchte nämlich, dass du das Tier auf menschliche DNA untersuchst.“
    „Das ist doch nicht dein Ernst oder? Das ist eine Ratte.“
    „Ich weiß, dass das kein Schmetterling ist. Ich denke, dass sie mir von Josef Fraas’ Mörder

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