SchattenHaut
ein Bayer gewesen sein kann. Ein Feind aus alten Zeiten.“
Heide Brüderl schluchzte. Das Wort Mörder hatte sie aus der Fassung gebracht. Aber sie riss sich zusammen und versuchte, möglichst hochdeutsch zu sprechen.
„Der Herr Pfarrer hat überhaupt keine Feind net gehabt. Er ist ein guter Mensch gewesen. Mir ham hier ganz zurückgezogen gelebt. Nur immer mit dem Blick auf den Herrgott und die Jungfrau Maria.“
„Frau Brüderl, sagen Sie, haben Sie ein Verhältnis mit Pfarrer Fraas gehabt? Gibt es möglicherweise andere Damen, die ein Auge auf den Pfarrer geworfen hatten?“
Jetzt musste Heide trotz allem lachen.
„Ah geh, nur weil ich dem Pfarrer seine Haushälterin so viele Jahre gewesen bin, muss ich nicht gleich auch in sein Bett eini g’hupft sein. Nein, mir ham a guade Freundschaft g’pflegt und mehr net. Die Zeit schweißt einen halt trotzdem zamm.“
„Meinen Sie, dass es eventuell trotzdem jemanden geben könnte, der dem Pfarrer irgendwie etwas übel genommen hat? Hatte er woanders eine Freundin? War ein anderer Pfarrer auf ihn eifersüchtig oder neidisch?“
„Net, dass i wüst. Es hot vielleicht mal des oane oder andere G’schpusi ge’bn, aber des is fei a long her. Na, i könnt nix soagn, des oaner unsam guaden, oiden Herrn Pfarrer ebbes Boeis hot dun woill’n.“
„Wenn Ihnen noch etwas einfällt, wir uns freuen, wenn Sie uns anrufen würden.“ Hetzer überreichte ihr seine Visitenkarte, die er am Morgen druckfrisch auf seinem Schreibtisch vorgefunden hatte.
„Wann könn’ wir ihn denn begroab’n?“
„Das kann ich noch nicht sagen. Wenn die Untersuchungen abgeschlossen sind, melden wir uns sofort bei Ihnen. Vielen Dank für Ihre Hilfe.“
„A guade Hilf bin i eahna net gwe’n. Entschuldigen’s schon und an schena Dog no.“
„Immerhin habe ich jetzt nicht mehr so großen Hunger!“, sagte Peter Kruse erleichtert und streckte sich im Dienstwagen aus.
Er hatte fast die ganze Schüssel Kipferl verdrückt und hielt sich jetzt den Magen. Darum musste diesmal auch Hetzer fahren, der den Sitz erst einmal vier Raster nach vorn schieben musste.
„Mann, bist du ein Riese, Peter. Das ist ja unglaublich. Wie groß bist du eigentlich?“
„Ich bin nur 1,99 m groß. Das geht doch noch. Ist unter zwei Meter.“
Während der Fahrt zurück nach Rinteln schlief Peter, der Große, ein wie ein Baby nach seinem Mittagsbrei. Wohlig zurückgelegt schnarchte er an der Schaumburg vorbei und ließ sich bis zu Bennos Haus kutschieren, das jetzt vielleicht schon das von Marga war, wenn Benno Pech gehabt hatte. Pfui, was für Gedanken, schalt sich Wolf. Inzwischen war es fast Feierabend, aber das wollten sie noch erledigen. Sie wollten Marga Kuhlmann fragen, ob sie den Fremden kannte, mit dem sich ihr Mann im ,Stadtkater’ getroffen hatte oder ob es eine Zufallsbekanntschaft war. Es konnte auch sein, dass Benno inzwischen wieder aufgetaucht war. Obwohl, - dann hätten ihn die Kollegen informiert.
Vor Kuhlmanns Haus weckte er Peter, was eine schwere Aufgabe war, denn der Hüne steckte in tiefsten Träumen.
„Los, aufwachen, du Vielfraß. Wenn du nicht so reingehauen hättest, wärst du jetzt fitter. Zuviel Fett und Kohlehydrate! Das macht müde. Los jetzt!“ Er knuffte seinen Kollegen unsanft in die Seite.
„Hä?“, fragte Peter in diesem Moment wenig intelligent.
„Feuer auf dem Luhdener Klippenturm!“, rief Hetzer, und Kruse war wach. Er fuhr hoch und stieß sich den Schädel an der Fahrzeugdecke.
„Immer schön ruhig bleiben. Fehlalarm!“, lachte Hetzer.
„Du warst nicht zu wecken. Auf jetzt, wir sind bei Marga Kuhlmann und wollen sie nach dem Fremden fragen. Geht das rein in dein müdes Hirn?“
„Ich bin doch schon längst wach!“, meckerte Peter und rieb sich den Kopf. „Du Leuteschinder!“
Es dauerte ein bisschen, bis Marga Kuhlmann an die Tür kam. Es war erst sechs Uhr, doch sie wirkte verschlafen. Vielleicht hatte der Arzt ihr ein Beruhigungsmittel gegeben.
„Frau Kuhlmann“, sagte Hetzer an der Haustür, „wir wollen Sie nicht lange stören, wir haben nur noch ein paar Fragen. Ihr Mann ist mit einem Fremden gesehen worden, der mit ihm den ,Stadtkater’ verlassen haben soll. Hat Ihr Mann kürzlich eine neue Bekanntschaft gemacht? Kennen Sie den Mann?“
„Benno macht ständig neue Bekanntschaften. Er ist Politiker und immer auf Wählerfang. Wie sah der Kerl denn aus?“
„Mittelgroß, dunkelblondes Haar, eigentlich ziemlich durchschnittlich. Er
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