SchattenHaut
Brauns Kirche war es nicht warm gewesen. Das Gespräch am Tor hatte dazu geführt, dass seine Füße bitterkalt waren. Überhaupt fühlte er sich nicht besonders, stellte er fest und schlug die Bettdecke auf.
Ach, das war ja süß. Ein Geschenk! Auf seinem Kissen lag noch ein weiteres, kleineres Kissen mit Schleife. Das wäre doch nicht nötig gewesen. Moni tat sowieso so viel für ihn. Nur, weil er sie bekocht hatte, musste sie ihm doch nicht gleich etwas schenken. Das hatte er doch gerne getan. Wohlig ließ er sich zurücksinken, drehte sich auf seine Lieblingsseite und dämmerte dahin.
Schneesturm
Mein Gott, warum hatte er denn nur seine Schuhe ausgezogen? Der Schnee lag meterhoch, und die Kälte schnitt in seine Füße. Er musste etwas unternehmen. Da kam ihm eine Idee. Die Fäustlinge! Die zog er sich an die Füße. Ja, das war besser. Die Hände konnte er auch in die Ärmel stecken. Wieder und wieder versank er. Er musste vorwärtskommen, sonst würde er erfrieren. Es schneite immer noch und er hatte das Gefühl, dass Wind und Schnee noch zunehmen würden. Um ihn herum, alles weiß.
Er wusste nicht, wo er war, eine Orientierung war unmöglich. Er konnte versuchen, sich eine Schneehöhle gegen den Wind zu bauen. Aber der Schnee pappte nicht. Er konnte nicht einmal einen Schneeball formen. Alles stob sofort wieder auseinander. Und der eisige Wind zerkratzte sein Gesicht.
„Scheiß Schnee!“, rief er ins Nichts. Und das Nichts kreischte aus der Dämmerung zurück:
„Wir sind kein Schnee!“, klang es aus tausend Kehlen glockenhell. „Schau uns an!“
Hetzer griff in das Weiß und hielt es sich vor Augen. Er erstarrte. Das waren Federn. Wieder schrien sie, aber diesmal schrien sie ihn an:
„Du musst schon genau hinsehen. Vieles ist nicht so wie es scheint.“
Mittlerweile war Wolf bis zum Hals eingeschneit.
„Was wollt ihr von mir? Warum bin ich hier? Ich friere!“
Die Federn tanzten auf dem Sturmlied um ihn herum.
„Wir sind, was wir sind. Aber du siehst in uns, was du sehen willst.“
„Und warum ist mir dann kalt, wenn ihr Federn seid?“
„Der Wind, der Wind…komm rette uns! Wir leben noch. Sie reißt uns alle aus.“
Mühsam kämpfte er sich gegen den Wind vorwärts. Es war jetzt schon fast dunkel. Der Federschnee verfärbte sich im Abendrot und blieb auf ihm kleben.
Dort in der Ferne hatte jemand ein Licht angezündet. Ein Fenster. Ein Haus. Licht. Wärme. Da wollte er hin. Immer mehr hafteten sie an ihm, obwohl das Schneien nachließ. Da sah er sie. Sie hatte gelogen. Schüttelte kein Kissen aus. Sie stand im Fenster und rupfte das lebende Tier. Darum wurde kein Schnee aus den Federn, die mit ihrem Blut an ihm haften blieben.
„Halt! Hör auf!“, schrie er gegen den Wind. „Was tust du da, du Unmensch?“
Sie lachte nur und warf die Gans in seine Arme.
„Emil!“
Voller Panik fuhr er aus dem Schlaf hoch. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Und was war das überhaupt für ein Kissen, auf dem er hier lag. Wütend und angeekelt pfefferte er das Kissen aus dem Bett. Wie unsensibel von Moni, ihm gerade jetzt ein Daunenkissen zu schenken. Jetzt, wo Emil weg war. Oder war es gar nicht von ihr? Es lief ihm kalt den Rücken runter, denn er hatte parallel zwei Gedanken im Kopf, die ihm beide nicht gefielen.
Denn falls es bei Ratte, Topf und Kissen einen Zusammenhang gab, konnte alles von einem Unbekannten sein. Aber dann war der in seinem Haus gewesen. Den zweiten Gedanken wollte er am liebsten wieder vergessen. Es war auch unwahrscheinlich, dass Moni mit allem etwas zu tun hatte. Aber letztendlich wusste er fast nichts über sie, außer, dass sie sportlich war, Tiere liebte und gerne in die Sauna ging. Nur, wie sollte die zierliche Person einen Mann wie Benno überwältigen und ihn in der Eulenburg aufgehängt haben? Er schüttelte den Kopf über sich selbst. Das waren die Nerven. Sie spielten verrückt. Es konnte trotzdem nicht schaden, ein bisschen mehr über Moni zu wissen. Vor allem wollte er jetzt wissen, ob sie ihm das Kissen aufs Bett gelegt hatte. Dann würde er weiter sehen. Er stand auf und ging zum Telefon.
Im Iglu
Endlich Winter! Draußen lag Schnee, richtig viel Schnee. Gestern hatte sie mit dem Bau ihres Iglus begonnen. Vater hatte ihr gezeigt, wie sie es machen musste. Stück für Stück aus dem unteren, festen Schnee mit dem Spaten herausstechen und im Kreis versetzt aufschichten. Es war schon richtig hoch. Jetzt kam der komplizierte Teil mit der Kuppel. Dazu
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