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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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hatte damit gerechnet, dass der Rafher von sich aus das Wort an sie richten würde.
    »Es freut mich, dass du endlich mit uns sprechen willst«, sagte Mythor, nachdem er sich von seiner Überraschung erholt hatte. »Kann ich das als Zeichen dafür werten, dass du uns vertraust?«
    Der Rafher gab keine Antwort.
    »Willst du uns nicht wenigstens deinen Namen nennen?« fragte Sadagar.
    »Ango.«
    Der Rafher sagte es in einem verbitterten Tonfall, so als verachte er sich wegen seines Namens und schäme sich dafür. Danach verfiel er wieder in Schweigen und ließ sich nicht dazu bringen, sich auch nur mit einem Wort zu äußern.
    *
    Deddeth
    »Federdorn, he! Federdorn, brav!«
    Gerade als es seinem Wirt gelungen war, das Orhako zu beruhigen und er wieder die Verfolgung aufnehmen wollte, da tauchte hinter den östlichen Hügeln Fackelschein auf.
    Bald darauf war das Trampeln von vielen Laufkrallen zu hören, und von den Flanken kommend, tauchten die ersten Vogelreiter auf.
    Der Deddeth hätte toben mögen wegen dieses neuerlichen Zwischenfalls. Er sah den eben verlorenen Kampf gegen Mythor um dessen Körper nicht als Niederlage an, und Harmods Tod war für ihn kein Verlust, hatte er sich doch dessen Lebensenergie genommen und sich damit gestärkt.
    Was zählten verlorene Scharmützel gegen eine gewonnene Schlacht?
    Er hätte die Verfolgung wiederaufgenommen und mit dem viel schnelleren Federdorn das Diromo bald wieder eingeholt. Dann hätte ihn nichts und niemand daran hindern können, sich endlich zu nehmen, was für ihn bestimmt war. Aber da tauchte auf einmal Madahim mit einer Schar von zwanzig Vogelreitern auf und machte seinen Plan vorerst zunichte. Zumindest in dieser Nacht würde er sein Vorhaben nicht mehr verwirklichen können. Alle seine Anstrengungen, die er unternommen hatte, um Mythor in Sicherheit zu wiegen und ihm die Flucht zu ermöglichen, nur damit er ihm an einem geeigneten Ort auflauern konnte, das alles war umsonst gewesen. Und das hatte er Madahim zu verdanken.
    »Was hat das zu bedeuten?« herrschte Ganif seinen Unterführer an, als er mit seinem Orhako an Federdorns Seite hielt. »Wer hat dir den Befehl gegeben, mir zu folgen?«
    »Dazu bedurfte es keines Befehls«, antwortete Madahim betroffen. »Als mir dein Verschwinden gemeldet wurde und ich feststellte, dass auch die Gefangenen geflohen sind, da musste ich annehmen, dass sie dich als Geisel genommen haben. Es war meine Pflicht, augenblicklich die Verfolgung aufzunehmen. Ich konnte nicht wissen, wie es sich wirklich verhielt… und ich weiß es noch immer nicht.«
    »Ich entdeckte das Verschwinden der Gefangenen und Harmods schon bald und habe mich allein an die Verfolgung gemacht«, erklärte Ganif, und um einem Vorwurf Madahims zuvorzukommen, fügte er hinzu: »Ich sah keinen Grund, Alarm zu schlagen, denn ich traute mir ohne weiteres zu, mit diesem Verräter und seinen Kumpanen allein fertig zu werden. Das hat er nun davon!«
    Madahim folgte mit den Augen Ganifs ausgestrecktem Arm, der auf das am Boden liegende Bündel wies. Es sah aus wie ein leerer Burnus, der auf einem knorrigen, wurzelartigen Ding aufgepflanzt war, das zufällig annähernd menschliche Form aufwies.
    »Beim Shallad!« rief Madahim entsetzt aus. »Was ist mit ihm passiert?«
    »Als ich die Flüchtenden stellte und Harmod sich seiner Zugehörigkeit bewusst wurde, da hat ihn der Rafher mit seiner Magie geschlagen«, erklärte Ganif.
    »Es wird Zeit, dass wir gegen diese Dämonendiener vorgehen«, stieß Madahim zornig hervor. »Wir sollten die Verfolgung wiederaufnehmen, bevor sie die Berge erreichen. Wir sind viel schneller und können sie bald einholen.«
    »Nicht so hastig«, unterbrach Ganif ihn. »Sie können uns nicht entkommen. Es genügt also, dass wir ihnen auf den Fersen bleiben und ihnen unbemerkt folgen. Wenn sich der Rafher in Sicherheit wiegt, führt er uns vielleicht in die Verbotene Stadt.«
    »Dieser Plan gefällt mir nicht sonderlich«, sagte Madahim. »Es wäre klüger, den Rafher einzufangen und ihn unter der Folter zum Sprechen zu bringen.«
    »Soso«, sagte Ganif. »Du hältst dich also für klüger als mich.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Aber gemeint hast du es!«
    Der Deddeth erfuhr aus Ganifs Geist, dass Madahim schon immer aufsässig gewesen war und Entscheidungen seines Anführers angezweifelt hatte. Bei jeder Gelegenheit hatte er hinter seinem Rücken gegen ihn Stimmung gemacht. Es wurde jetzt wiederum offenbar, dass er die Fähigkeiten

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