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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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diesem Tag wurden die Vogelreiter Zeugen eines solchen Vorfalls.
    Der Deddeth genoss dieses Schauspiel auf seine besondere Art. Er entdeckte die Nomadenkarawane schon früher als alle anderen, und als er Staubwolken am Horizont sah, die die wildgewordenen Laufvögel aufwirbelten, da war. ihm klar, dass sie den Weg der Karawane kreuzen würden.
    Und er kehrte halb ins Schattenreich zurück, dem er entstammte, und schnellte sich an den Ort des bevorstehenden Geschehens. Dort prallte gerade die Herde der wilden Laufvögel mit der Nomadenkarawane zusammen.
    Die Nomaden versuchten verzweifelt, die Laufvögel – es waren Diromen von geradezu unheimlicher Größe – mit aufgepflanzten Spießen und mit Wurfgeschossen abzudrängen. Sie schrien und schwangen bunte Tücher… bis die entfesselten Tiere über sie hinweggetrampelt waren.
    Und der Deddeth stürzte sich auf den Schauplatz dieser Tragödie, war mitten im Chaos und sog gierig die freiwerdende Lebenskraft in sich auf.
    Als alles vorbei war, kehrte er in seinen Wirtskörper Ganif und in seinen Handlanger Madahim zurück. Er war wieder stärker geworden. Er steckte voll geballter Lebenskraft und war bereit, gegen Mythor um dessen Körper zu kämpfen. Doch er wartete, bis sich die Gelegenheit dazu von selbst ergab.
    Sie bot sich am Morgen des nächsten Tages. Schon am Abend waren sie in hügeligeres Gelände gekommen und hatten am Horizont die schemenhaften Erhebungen von Rafhers Rücken gesehen.
    In der Dämmerung des neuen Morgens fanden sie sich inmitten einer zerklüfteten Karstlandschaft wieder. Die dunklen Wolken, selbst wie von oben nach unten ragende Gebirge anmutend, hingen wie zum Greifen tief.
    Nun fielen auch die ersten Tropfen. Windböen kamen auf, wirbelten zuerst Wolken von Sand vor sich her, bis der Boden sich mit Nässe gesättigt hatte.
    Ein Reiter aus der Vorhut tauchte auf; er trieb sein Orhako durch Zurufe und hektische Armbewegungen an. Er preschte geradewegs auf Ganif zu und zügelte sein Tier erst knapp vor ihm.
    »Das Diromo der Geflohenen ist am Ende«, berichtete er atemlos. »Es ist am Wadi En-Ogh, unweit von hier, zusammengebrochen.«
    Endlich war es soweit!
    Der Deddeth musste an sich halten, um seine Erregung zu unterdrücken, als er Ganif sagen ließ: »Jetzt werden Madahim und ich uns des Rafhers und seiner Freunde annehmen. Federdorn wird sie seinen Schnabel und seine Krallen spüren lassen. Federdorn wird den Rafher zum Sprechen bringen. Ihr anderen behaltet Abstand und wartet auf die Nachhut.«
    Niemand von den Vogelreitern hatte etwas dagegen einzuwenden, obwohl sie bei sich vielleicht zweifeln mochten, ob diese Taten dazu angetan waren, von dem Rafher zu erfahren, wo die Verbotene Stadt lag.
    Den Deddeth kümmerte es nicht. Er wollte Mythors Körper haben. Und dieses unwegsame Gelände war dafür wie geschaffen, mit diesem Körper auch zu entfliehen. Vielleicht würde er mit Hilfe des Rafhers sogar in die Verbotene Stadt gelangen – Lo-Nunga wäre ein ausgezeichnetes Versteck!
    *
    Ohne langsamer zu werden, war das Diromo auf einmal mitten im Laufen tot zusammengebrochen. Es kippte einfach nach vorne, stieß mit dem mächtigen Schädel gegen den Boden und rollte zur Seite. Dabei platzten die Riemen des Sattelgestells, und Mythor wurde durch die Luft geschleudert. Bevor er am Boden aufschlug, krümmte er sich zusammen und ließ sich abrollen.
    Sadagar lag ein paar Mannslängen weiter, beschwerte sich, dass ihm alle Knochen im Leibe schmerzten, aber es stellte sich heraus, dass er unverletzt war.
    Von dem Rafher fehlte zunächst jede Spur. Sie fanden ihn kurz darauf hinter einem Felsen. Er kauerte mit dem Rücken zu ihnen und wühlte im Boden.
    »Was tust du da, Ango?« fragte Mythor. »Wäre es nicht besser, zu Fuß zu fliehen? Die Verfolger müssen uns dicht auf den Fersen sein.«
    »Noch nicht«, sagte der Rafher. Es war erst zum zweitenmal, dass er sein Schweigen brach. »Lasst mich allein.«
    Es klang so bestimmt, dass Mythor Sadagar ein Zeichen gab und sie sich auf die andere Seite des Felsens zurückzogen.
    »Vielleicht gräbt er nach essbaren Wurzeln«, vermutete Sadagar hoffnungsvoll.
    Sie durchsuchten alle Satteltaschen, aber außer den von Harmod mitgeführten Vorräten fanden sie nichts. Während des Rittes hatten sie davon gegessen – und waren in der Folge auch eingeschlafen. Das hatten sie sich jedoch nur erlauben können, weil sie Angos Versicherung glaubten, dass das Diromo noch einige Zeit durchhalten werde. Auf

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