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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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    1. Kapitel
    »Sie kamen über den Hügelkamm dort drüben«, sagte er und deutete mit seinem Stock in die Richtung. »Ein ganzer Haufen Schwarzer, um die fünfzig Leute, alle in voller Kriegsbemalung und mit langen, ziemlich fies aussehenden Speeren. Hat uns ’nen ganz schönen Schrecken eingejagt, das können Sie mir glauben.
    Kelly und ich zäunten gerade eine Koppel für unsere Pferde ein. Natürlich stand hier damals noch rein gar nichts, es war unsere erste Schafweide, und wir lebten in einer Blockhütte unten am Fluß, da, wo sich jetzt die Anlegestelle befindet. Wir hatten nur fünfhundert Schafe und einen alten Hirten namens Claude …«
    »Aber wie sind Sie überhaupt in diese gefährliche Situation geraten?« wollte die Frau wissen.
    »Land, meine Liebe, Land. Es gehörte niemandem, man brauchte einfach nur zuzugreifen. Wir trieben die Schafe von Brisbane aus einige hundert Meilen nach Westen, bis wir uns weit hinter dem bis dahin kartographierten Gebiet befanden. Nachdem wir diesen Fluß entdeckt und uns entschieden hatten, wo wir uns niederlassen wollten, steckten wir für den Anfang einige Meilen Land ab und zeichneten unsere eigenen Karten. Zunächst erschien es auch gar nicht gefährlich. Die Schwarzen waren eher neugierig als schwierig, blieben einfach an unserem Lager stehen und schauten uns an, als seien wir vom Mond gefallen. Wir gaben ihnen etwas von unserer Verpflegung ab, und sie machten sich davon. Dann entwickelten sie sich allmählich zu einer Plage, waren eine Spur zu freundlich, glaubten, sie könnten sich bei uns nach Herzenslust bedienen. Einerseits brachten sie uns Wildhonig, Nüsse und Fische, doch gleichzeitig machten sie sich mit unseren Sachen davon, Dingen, die wir dringend brauchten.«
    »Diebe«, höhnte Reverend Billings. »Sind berüchtigt dafür.«
    »Das würde ich nicht sagen!« gab Austin Broderick scharf zurück. »Es ist einfach Bestandteil ihrer Kultur, das Lebensnotwendige miteinander zu teilen.« Er lächelte. »Außer es geht um das Land ihres Stammes. Da verstehen sie überhaupt keinen Spaß. Offensichtlich haben wir jede einzelne ihrer Regeln gebrochen, doch was blieb uns anderes übrig? Wir warfen einen Blick auf dieses unendliche, ungenutzt daliegende Weideland und beschlossen, hier eine Schaffarm zu gründen. Irgendwann gelangten sie zu der Ansicht, wir hätten ihre Gastfreundschaft mißbraucht, und fingen an, unsere Schafe zu töten – nicht, um sie zu essen, sie schlachteten sie mutwillig ab. Auf unsere Drohungen reagierten sie mit ausdruckslosen Mienen. Selbst als wir ihnen zeigten, was Schußwaffen so alles anrichten können, änderte sich nichts; noch immer stießen wir auf tote Schafe.«
    Er sah in die Ferne. »Sie hatten ein großes Lager an der Flußbiegung, ein paar Meilen von unserer Hütte entfernt. Eines Tages waren plötzlich alle Männer von dort verschwunden.«
    »Auf Wanderschaft in den Busch gegangen?« erkundigte sich der Reverend.
    »Nun … das behauptete zumindest Claude. Er kannte sich ganz gut aus im Busch, aber wie sich herausstellen sollte, hatte er die Sache doch unterschätzt. Wenige Tage später waren sie wieder da, tauchten in voller Kriegsbemalung mit hohem, gefiedertem Kopfputz auf dem Hügelkamm dort drüben auf.
    Von uns aus gesehen wirkten sie, als seien sie drei Meter groß. Sie gaben keinen Laut von sich.
    Obwohl es vierzig Jahre her ist, erinnere ich mich daran, als sei es gestern gewesen. Der Tag war etwa so wie dieser, heiß, glühend heiß, kein Lüftchen regte sich, und wir arbeiteten schwer. Alles war wie immer, der Busch mit seinen Geräuschen, der Geruch nach Schweiß und Staub, das ständige Zwitschern der Vögel, das Zirpen der Zikaden – und dann Stille. Totenstille, eine Art von unheilvoller Erwartung hing in der Luft.
    Zunächst dachte ich an einen Raubvogel über uns, einen Adler oder Falken, doch dann berührte Kelly meinen Arm und deutete mit dem Kopf zum Hügelkamm.« Austin rieb sich den Nacken. »Ich spüre jetzt noch, wie mir damals die Haare zu Berge standen. Wir wußten, jeder Gedanke an Flucht war sinnlos, wir würden es nie bis zur Hütte oder zu den Pferden schaffen. Also legten wir ganz ruhig die Werkzeuge nieder und gingen langsam auf die Hütte zu, erwarteten jeden Moment einen wahren Speerregen auf unsere Rücken niedergehen. Doch nichts geschah. Als wir uns umdrehten, waren sie verschwunden. Wir sind vielleicht gerannt!«
    »Alles Bluff, was?« Der Reverend verzog den Mund zu einem

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