Schattenjagd
konnte ihm mehr den begehrten Körper streitig machen.
Ganif schreckte hoch, als auf den Planken ein Tumult entstand. Der Deddeth in ihm geriet in Aufruhr, als er erkannte, dass Mythor darin verwickelt war.
»He, du Vogelscheuche, dich kann Ganif nicht gemeint haben«, rief Madahim und hielt den alten Mann zurück, der neben Mythor die Ruderbank gedrückt hatte und ihm nun wie ein Schatten folgte.
»Aber gewiss hat er mich gemeint!« rief der Alte mit keifender Stimme. »Er hat ein gutes Auge, dein Ganif, das ihm sofort sagte, dass in mir eine Kriegernatur steckt. Wenn es darauf ankommt, dann kämpfe ich für zwei.«
Ganif gab Madahim einen Wink, denn er wollte endlich ins Lager zurückkehren und so rasch wie möglich aufbrechen. Der Deddeth drängte ihn dazu.
»Na, wenn du unbedingt willst, Alter«, sagte Madahim. »Aber glaube mir, du wirst dich noch nach der Ruderbank zurücksehnen.«
»Ich bin ein Steinmann und habe mein Leben Shallad Hadamur verschrieben«, behauptete der Alte würdevoll. »Mir ist es gleich, wo ich für ihn kämpfe.«
Es waren insgesamt zwölf Legionäre, die auf die Tragegestelle der Diromen verteilt wurden. Es entging Ganif nicht, dass der Alte, der den Mund so voll nahm, es geschickt so einrichtete, dass er dem gleichen Diromo wie Mythor zugeteilt wurde. Aber der Deddeth schenkte dem keine besondere Beachtung. Von einem Greis würde er sich gewiss nicht daran hindern lassen, sein Ziel zu erreichen. Bald schon würde er Mythors Körper in Besitz nehmen.
Ganif feuerte Federdom zu größerer Eile an, und das Diromo flog förmlich durch die Straßen Tambuks, erschrockene Menschen in panikartiger Flucht vor sich hertreibend, und überquerte endlich die Brücke über den Ghalin, an dessen anderem Ufer das Heerlager errichtet worden war. Dort erfuhr Ganif, dass sie während des Rittes einen Legionär verloren hatten.
*
»Du musst dich vor diesem Ganif in acht nehmen«, raunte Steinmann Sadagar Mythor ins Ohr. »Der Morone scheint es auf dich abgesehen zu haben.«
Mythor nickte nur. Sadagar saß hinter ihm auf dem Rücken des Diromos. In dem Tragegestell auf der linken Flanke des bulligen Laufvogels saßen zwei bis auf die Knochen abgemagerte Jünglinge, die nicht so wirkten, als könnten sie eine Waffe handhaben. Die beiden Männer auf der rechten Flanke waren älter, der eine von dunklerer Hautfarbe, der andere hellhäutig wie ein Nordländer. Letzterer wirkte füllig, als habe er ein geruhsames Leben hinter sich. Der andere machte einen kränklichen Eindruck, sein Gesicht war hohlwangig, die Augen lagen tief in den Höhlen, und es sah fast so aus, als habe die Reise auf der Lichtfähre seinen Lebenswillen gebrochen.
Sahen so die Kämpfer der Lichtwelt aus, die Logghard gegen die Dämonen aus der Schattenzone verteidigen sollten?
»Ganif suchte kräftige Männer, und da musstest du ihm ins Auge stechen«, sagte Sadagar wieder. »Aber ich bin sicher, dass sein Interesse an dir noch einen tieferen Grund hat. Stimmst du mir zu, Mythor?«
»Ich hatte auch diesen Eindruck«, antwortete Mythor.
Vier der Vogelreiter, mit Ganif an der Spitze, ritten voran. Dann kamen die beiden Diromen, und den Abschluss bildete wieder ein Vogelreiter. Plötzlich verfiel Ganifs Orhako in rasenden Lauf, und die anderen passten sich seiner Geschwindigkeit an. Auch die beiden Diromen wurden schneller und versuchten, mit den schnelleren Laufvögeln mitzuhalten. Mythor sah, wie die Menschen, die durch die Straßen dieser Stadt unterwegs waren, entsetzt vor dem Reitertrupp die Flucht ergriffen. Aber trotzdem hatte er den Eindruck, dass dies ein alltägliches Ereignis sei. Wahrscheinlich kam es überall und jederzeit im Shalladad zu Übergriffen der überheblichen Vogelreiter auf die Bevölkerung.
Mythor hielt sich am Knauf des Doppelsattels fest und spürte gleich darauf, wie sich Sadagar von hinten an ihn klammerte. »Du musst schon verzeihen, Mythor, aber bei einem Sturz würde ich mir alle Knochen im Leibe brechen«, entschuldigte sich der Steinmann; er musste schreien, damit Mythor ihn verstehen konnte. »Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich lieber auf der Halmash geblieben. Aber die hätten uns glatt getrennt! Zum Glück bin ich nicht auf den Mund gefallen.«
»Das kann dir noch passieren, wenn du dich nicht festhältst«, ermahnte ihn Mythor. Daraufhin schlang Sadagar beide Arme um seinen Körper und presste sich fest gegen ihn. Mythor konnte dabei die Wurfmesser spüren, die der Steinmann im Gurt unter
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