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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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mit?«
    »Klar.« Evan beugte sich durch das Beifahrerfenster und sagte Marshwan, was er vorhatte.
    »Finde ich aber nicht gut, wenn wir keinen Kontakt mehr haben«, antwortete sein Fahrer.
    »Ich genauso wenig, Marsh. Das ist auch für mich alles neu.« Er deutete mit dem Kinn auf ihren Fahrgast. »Aber er will zu Fuß gehen. Und im Moment sieht eigentlich alles recht ruhig aus.«
    »Klar«, sagte Marshwan, »das tut es vorher immer.«
    Beide wussten, dass das immer der Fall war, bevor auf einem von Menschen wimmelnden Markt eine Bombe hochging.
    »Hoffen wir mal nicht«, sagte Evan. »Außerdem, je schneller wir hier fertig werden und aus Bagdad rauskommen, desto früher sind wir wieder zu Hause.«
    »Ich will Ihnen gar nicht widersprechen, Sir. Wenn Sie gehen müssen, müssen Sie gehen. Aber was ist, wenn Sie nicht am Tor sind? Was sollen wir dann tun? Wo werden Sie sein?«
    Zur Antwort zuckte Evan mit den Schultern und hielt sein tragbares Motorola-Funkgerät hoch, das knapp zwei Kilometer Reichweite hatte. Nolan, der den Wortwechsel mitbekommen hatte, wandte sich Marshawn zu. »Im Budget Office, im Untergeschoss des Hauptquartiers. Ist ganz leicht zu finden.
Aber ich wette hundert Dollar, dass wir vor Ihnen wieder am Tor sind.«
    Das Auto vor ihnen bewegte sich, und Marshawn rollte zwei Meter weiter, bevor er wieder anhalten musste. Die Schlange war an die fünfhundert Meter lang. »Auf diese Wette würde ich mich nicht einlassen, Sir«, sagte er. »Selbst wenn ich die hundert Dollar hätte.«
    »Habe ich auch nicht vor, Sergeant. Deshalb gehen wir ja zu Fuß.« Nolan schnippte mit den Fingern, als fiele ihm gerade etwas ein. Er öffnete die hintere Tür, griff nach drinnen und holte seinen leeren Rucksack heraus. »Den darf ich nicht vergessen.« Er grinste wieder und legte ihn über der Kevlarweste an.

    Ron Nolan ging zusammen mit Evan los, dann sagte er: »Ach, übrigens, ich bin Ron. Mister Nolan ist mein Vater. Okay, wenn wir uns duzen?«
    »Klar, ich bin Evan.«
    »Also dann, Evan. Ich wollte dich übrigens eben vor deinen Männern nicht bloßstellen und möchte mich deshalb entschuldigen. Aber hier kann man es sich nicht leisten, lange zu zögern. Man muss seine Entscheidungen rasch treffen und prompt umsetzen. Das ist das Wichtigste in diesem Land.«
    »Ich habe gerade meine Entscheidung getroffen. Aber ich bin nicht sicher, ob meinen Konvoi zurückzulassen die richtige war. Man hat uns eingebläut, dass feste Abläufe ganz wichtig sind, um die Ordnung aufrechtzuerhalten.«
    Sie gingen nebeneinander am Straßenrand. Nolan schüttelte den Kopf. Er war anderer Meinung. »Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es wichtiger ist, sich auf sein Bauchgefühl zu verlassen. Und damit meine ich nicht bloß, in Sekundenbruchteilen
zu entscheiden, wer ein Mudsch ist und wer ein Hadsch.« Damit waren Mudschaheddin und Hadschin gemeint, die Bösen und die Guten. »Und das ist hier eine Frage von Leben und Tod. Aber die geschäftlichen Perspektiven hier … ich kann dir sagen, eine wahre Goldgrube! Aber man muss die Chancen sehen und zupacken, und zwar möglichst gestern, sonst ist es zu spät. Hattest du am BIAP schon Gelegenheit, mit Jack Allstrong zu reden?«
    »Ein wenig.«
    »Hat er dir erzählt, wie er an den Flughafenjob gekommen ist? Der uns ins Spiel gebracht hat?«
    »Nein. Davon hat er nichts gesagt.«
    »Es ist ein perfektes Beispiel für das, was ich meine. Weißt du, was für uns bei diesem Auftrag rausspringt? Wenn du jetzt sechzehn Millionen Dollar rätst, liegst du in etwa richtig.«
    »Und was müsst ihr dafür tun? Ich habe die Wohnwagen gesehen, aber was ihr dort eigentlich macht, ist mir nicht so recht klar.«
    »Wir bewachen den Flughafen, das ist, was wir machen.«
    »Und was ist mit uns?«
    »Wen meinst du mit uns?«
    »Das Militär, die Army, die Marines. Was ist mit uns? Bewachen wir den Flughafen nicht?«
    »Nein. Ihr kämpft gegen die Aufständischen - jedenfalls der Großteil der regulären Einheiten. Jerry Bremer, Gott steh ihm bei, hat in seiner unendlichen Weisheit die gesamte irakische Polizei gefeuert und das Militär aufgelöst, so dass außer uns Sicherheitsunternehmen niemand mehr da ist, der für die Sicherheit der Leute sorgt, die hier in Scharen ankommen, um Aufsichtsfunktionen zu übernehmen und eine Infrastruktur aufzubauen, sprich also: alle anderen.«

    Evan hatte die Hand die ganze Zeit an der Waffe in dem Holster an seiner Hüfte. Die meisten Einheimischen auf der Straße

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