Schattenkampf
Zwiebel.«
»Ich habe auch eine Gurke.«
Hardy nickte. »Noch besser. Und während du ihn mir machst, hätte ich auch noch eine Frage an dich.«
»Hellbraun.« McGuire zögerte keine Sekunde. »Obwohl manche Leute finden, sie sind eher grün. Aber ich finde sie hellbraun. Eine Art Schlafzimmerbraun.« McGuire griff nach einem Glas, gab etwas Eis hinein, griff hinter sich zu der Reihe mit den hochklassigen Gins und holte die runde braune Flasche Hendrick’s Gin herunter. Nachdem er das Glas kurzerhand bis einen halben Zentimeter unterhalb des Rands eingeschenkt hatte, schnitt er eine frische Scheibe Gurke ab und brachte sie daran an. »Santé.« Er stellte das Glas auf die Serviette, die er auf den Tresen gelegt hatte. »Aber jetzt, was ist deine eigentliche Frage?«
»Sie ist ziemlich lang.«
McGuire schaute den Tresen hinauf und dann der Reihe nach in die Ecken der Bar, von denen keine besonders weit entfernt war. Das Shamrock war eine kleine Kneipe, die sich seit 1893 in denselben Räumlichkeiten an der Ecke von Lincoln und Ninth Avenue befand. Die Standuhr an der Wand hinter Hardy war beim großen Erdbeben von 1906 stehen geblieben, und niemand hatte sie seitdem wieder in Betrieb gesetzt. Das hübsche Mädchen war zu ihren Freunden bei den Dartboards gegangen, und die restlichen zwanzig Gäste an der Bar oder auf den Sofas im hinteren Teil schienen bestens
versorgt. »Das macht nichts«, sagte McGuire. »Momentan ist niemand am Verdursten.«
Als Hardy sich auf der Rückfahrt von Redwood City mit einigen der Probleme in Zusammenhang mit dem Brady-Verstoß herumgeschlagen hatte, war er immer wieder bei der Frage gelandet, die er immer noch nicht beantwortet hatte und die er und Washburn in ihrer Begeisterung über die Brady-Geschichte unabsichtlich außer Acht gelassen hatten. Deshalb weihte er seinen Schwager erst einmal in die Hintergründe ein - McGuire hatte einen Doktor in Philosophie der UC Berkeley und seit jeher, auch in seinen schlechtesten Zeiten, ein außergewöhnliches Talent, Fakten und Konzepte rasch zu erfassen. Und seit er clean war, nahm diese Fähigkeit geradezu unheimliche Dimensionen an - Hardy kam noch einmal damit an. »Die Frage lautet also: Warum hat Nolan die Khalils umgebracht?«
»Ist doch ganz einfach«, sagte McGuire. »Es war sein Job.«
Hardy trank etwas von dem nach Rosen duftenden Gin - er war diesem Zeug regelrecht verfallen. »Einfach so, weil es sein Job war?«
»Klar. Er war doch SEAL? Und als solcher zum Killer ausgebildet. Du kannst dich doch noch an die Seals in Vietnam erinnern. Mann. Killer in Reinkultur. Und jetzt arbeitet er für dieses Sicherheitsunternehmen im Irak?«
»Allstrong Security.«
»Richtig, Allstrong.«
»Aber hier in den Staaten war er als Rekruteur tätig, Mose, er hat Leute angeworben. Da hat er bestimmt keine Drecksarbeit erledigt.«
»Warum nicht? Bei seinem Hintergrund? Wieso nicht, wenn es mal nötig war?«
»Und warum sollte es bei den Khalils nötig gewesen sein?«
»Keine Ahnung. Dazu weiß ich nicht genug über die Hintergründe. Aber sie waren doch Iraker, oder?«
»Ja.«
»Na, dann geh dem mal ein bisschen gründlicher nach. Jede Wette, dass sie im Irak Verwandte haben, die Allstrong bei irgendwelchen Geschäften in die Quere gekommen sind.«
»Und deshalb legen sie hier den Vater um?«
McGuire nickte. »Zur Warnung.«
»Findest du die Entfernung nicht ein bisschen groß?«
»Wahrscheinlich hat der Vater die Familiengeschäfte von hier aus geleitet. Schneidest du den Kopf ab, stirbt der Körper. So schwer ist das doch nun wirklich nicht zu verstehen, Diz. Und das alles ist beim Prozess nicht zur Sprache gekommen?«
»Mit keinem Wort.«
»Warum nicht?«
»Also, die einfache Antwort ist, dass auf der Seite der Anklage alle dachten, Evan Scholler wäre der Mörder und sein Motiv wäre hauptsächlich persönlicher Natur gewesen, etwas, was er und Nolan untereinander ausgemacht haben.«
»Aber du glaubst, es war Nolan?«
»Allmählich, ja.«
»Und du glaubst, dieser ganze Kram über ihn hätte beim Prozess zur Sprache kommen sollen?«
»Genau.«
»Hmm. Lass mich mal kurz nachdenken.« Er ging die Bar hinauf und erledigte ein paar Getränkebestellungen. Nachdem er sich ein Wasser eingeschenkt hatte, kam er zu Hardy zurück. »Okay. Ich glaube, ich weiß, wie’s war.«
»Ich höre.«
»Nolan hat diese Khalils getötet, und dann hat die Familie aus Rache ihn kaltgemacht.«
»Woher wussten sie, dass er es war?«
»Sie
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