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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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haben es sich einfach zusammengereimt, dass nur Allstrong dahinterstecken konnte - wegen dem, was im Irak passiert war, was immer das war. Und sobald ihnen das klargeworden war, fanden sie heraus, dass Nolan hier in den Staaten Allstrongs Mann war. Selbst wenn er gar nicht der Mörder gewesen sein sollte, schlugen sie zurück und brachten ihn aus Rache um.«
    »Woher wussten sie, wo er lebt?«
    »Diz, ich bitte dich. Heutzutage ist es nun wirklich kein Problem mehr, jemanden zu finden. Hast du einen Computer? Wahrscheinlich wussten sie schon, wo er wohnt, bevor er überhaupt dort eingezogen ist. Jetzt hör aber mal, leuchtet dir das etwa nicht ein?«
    »Nein, tut es nicht. Das ist das Problem.«
    »Warum ist das ein Problem?«
    »Weil, wenn es so gewesen wäre, mein Mandant unschuldig wäre.«
    »Und das wäre nicht so toll, weil …«
    »Weil er schon ungefähr drei Jahre im Gefängnis sitzt.«
    Moses trank sein Wasser aus. »Könnte schlimmer sein.«
    »Allerdings«, sagte Hardy. »Aber auch deutlich besser.«

    »Aber warum hat sich die Anklage damit nicht eingehender befasst?«, fragte Frannie zwischen zwei Bissen Calamari. »Ich kann ja verstehen, dass sie irgendwann zu der Überzeugung gelangt sind, dass es wahrscheinlich dein Evan Scholler war, aber man möchte doch meinen, dass sie zumindest auch mit ein paar Familienangehörigen der Opfer gesprochen haben
müssten. Und sei es nur, um sich einen Eindruck von ihrem Hintergrund zu verschaffen.«
    »Mehr als nur Hintergrund-Informationen, Frannie. Das waren zwei Morde. Bloß zu glauben, dass es Evan Scholler war, hätte nicht annähernd ausreichen dürfen. Sie hätten ein nachhaltiges Interesse daran zeigen müssen, es zu beweisen und ihn möglicherweise auf den elektrischen Stuhl zu schicken.«
    Sie waren im Pan y Vino in der Union Street, nicht weit von Washburns Büro, und inzwischen hatte es draußen so weit abgekühlt, dass sie beschlossen hatten, drinnen zu essen. Sie hatten einen Tisch direkt am Fenster. Die Dämmerung war noch nicht in vollständige Dunkelheit übergegangen. Frannies schulterlanges rotes Haar brachte das Grün ihrer Augen, die die gleiche Farbe hatten wie ihre Seidenbluse, noch besser zur Geltung - eine Facette ihres Aussehens, die Hardy, obwohl sie schon so lange zusammen waren, immer noch fesselte.
    Hardy tunkte etwas von dem frischen warmen Brot in das kleine Schüsselchen mit Olivenöl, nahm mit den Fingerspitzen etwas Salz aus dem offenen Gefäß und sprenkelte es darüber. »Nur, bloß weil wir keine schriftlichen Belege haben, dass jemand vom FBI mit ihnen gesprochen hat, heißt das noch lange nicht, dass sie es nicht getan haben. Washburn und ich haben diesbezüglich eine Theorie entwickelt.«
    »Welche wäre?«
    »Dass das FBI diese Leute vernommen hat, aber die daraus gewonnenen Erkenntnisse nicht an Polizei oder Staatsanwaltschaft weitergeleitet hat.«
    »Und warum nicht?«
    »Die einfachste Antwort wäre: Weil sie es nicht mussten.
Oder weil sie es nicht wollten. Und Washburns und vielleicht auch meine bevorzugte Lösung ist, dass sie vielleicht Anweisung von oben erhielten, es nicht zu tun.«
    »Aus welchem Grund?«
    »Offensichtlich ist das keine Frage, die uns gewöhnlichen Sterblichen zu beantworten steht.«
    Frannie kaute nachdenklich, nahm einen Schluck von ihrem Chardonnay. »Und was willst du jetzt tun?«
    »Also, zuallererst, ich habe bereits etwas getan. Auf der Rückfahrt habe ich Wyatt angerufen …« Wyatt Hunt war Hardys Privatermittler. »… und ihn gebeten, jemanden aus der großen Khalil-Familie zu finden, mit dem das FBI gesprochen hat. Wobei das Schöne daran ist, dass es nicht wirklich darauf ankommt, was sie gesagt haben. Wenn das FBI über die Khalil-Morde mit ihnen gesprochen hat und keinen Anlass sah, die Staatsanwaltschaft darüber zu informieren, dann haben wir ein echtes Offenlegungsproblem.« Hardy stellte sein Weinglas ab. »Wie du weißt, glaubt Moses, Evan Scholler könnte sogar unschuldig sein.«
    »Und wie kommt mein genialer Bruder darauf?«
    »Das Tolle an Mose ist ja, dass er immer so ungeheuer komplexe Theorien aufstellt, die keinerlei Tatsachenbezug haben. Oder allerhöchstens einen äußerst dünnen.«
    »Und worin bestand dieser dünne Bezug hier?«
    »Dass Nolan die Khalils umgebracht hat.«
    »Hältst du das denn für ein Fakt?«
    Hardy dachte kurz nach, dann nickte er. »An sich schon. Ich glaube jedenfalls nicht, dass es Evan Scholler war, so viel steht fest. Auf der Basis dessen

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