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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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variieren.«
    »Das haben Sie gesagt. Ihre Aussage besagt demnach, dass ein Blackout auch mehrere Tage dauern kann, ist das richtig?«
    »Auch hier muss ich wieder darauf hinweisen, dass der Begriff Blackout kein präziser wissenschaftlicher Terminus ist. Wäre von einer Ohnmacht oder einem Anfall die Rede, würde ich sagen, nein. Das dauert in der Regel nicht länger als zehn
Minuten. Echte Bewusstlosigkeit kann sich jedoch unbegrenzt hinziehen, obwohl ich in so einem Fall nicht unbedingt von einem Blackout sprechen würde.«
    »Können Sie demnach den Geschworenen definitiv versichern, dass der Angeklagte in der Nacht, in der es zu der Prügelei kam, tatsächlich irgendeine Form von Blackout erlitten hatte?«
    »Nein, das kann ich nicht.«
    Mills warf einen schadenfrohen Blick in Richtung Geschworenenbank, bevor sie sich wieder Bromley zuwandte. »Danke, Herr Doktor. Das war alles.«

    »Bilde ich mir das nur ein«, sagte Evan, »oder lief es eben nicht besonders gut für uns?«
    Sie waren in der Pause wieder in der Zelle hinter dem Gerichtssaal. In einer Geste, die Washburn als eine des Mitgefühls auffasste, hatte der Gerichtsdiener ihm und seinem Mandanten jeweils einen Pappbecher mit frischem heißen Kaffee gebracht. Normalerweise war das nicht erlaubt, weil ein Verdächtiger mit einer Tasse heißem Kaffee ein Verdächtiger war, der jemanden damit angreifen konnte, aber an diesem Tag hatte es ihnen der Gerichtsdiener aus irgendeinem Grund - der Wetterumschwung? Die Aussage Bromleys? - angeboten, und beide Männer hatten gern angenommen.
    Natürlich spielte Washburn den Ernst der Lage herunter. Schulterzuckend sagte er: »Dank Onofrio und Bromley haben wir viel von dem eingebracht, was Sie durchgemacht haben. Irgendjemanden in der Jury wird das nicht kaltlassen, warten Sie nur ab.« Er nahm einen Schluck von seinem Kaffee. Die Zuversicht, die er in seine Antwort gelegt hatte, diente nicht nur dem Zweck, sich selbst aufzubauen. Als Nächstes
müsste Evan in den Zeugenstand, und Washburn wollte, dass er dort Lockerheit und Zuversicht ausstrahlte. Endlich erhielte er Gelegenheit, die Geschichte aus seiner Sicht zu erzählen und, was noch wichtiger war, den Geschworenen glaubhaft zu machen.
    Nur gab die Geschichte nicht viel her, und das schien beiden Männern klar zu sein.
    »Nehmen Sie das nicht zu ernst.« Ungerührt, gefasst, lehnte sich Washburn an die Wand und schlug ein Bein über das andere. »Ich glaube immer noch, dass unsere Chancen ganz gut stehen, aber ich glaube auch, dass es das Gericht gern sähe, wenn wir uns auf einen Deal einließen.«
    Evan drehte den Kopf und sah Washburn durchdringend an. »Das hatten wir schon zur Genüge.«
    »Ja, das hatten wir. Und jetzt werden Sie den Geschworenen erzählen, dass Sie Nolan nicht umgebracht haben.«
    »Richtig.«
    »Haben Sie vielleicht auch eine Idee, wer es dann war? Ich habe nämlich keine.«
    »Ich war es jedenfalls nicht.«
    »Weil Sie sich nicht daran erinnern können, es getan zu haben?«
    »Aaron. Jetzt hören Sie. Ich kann nicht glauben, dass ich mit einem Schürhaken auf ihn eingedroschen und ihm dann aus nächster Nähe in den Kopf geschossen habe, und ich habe auch keinerlei Erinnerung daran. An so etwas würde ich mich erinnern.«
    Washburn seufzte. »Tja, wie Sie sagen, das hatten wir bereits alles. Aber wir könnten zum Beispiel sagen, Sie sind nach der Prügelei noch einmal zurück, um mit ihm zu reden, und dann hat er Sie angegriffen. Sie waren von der ersten
Prügelei so geschwächt, dass Ihnen keine andere Wahl blieb, als sich den Schürhaken zu greifen …«
    Evan hob die Hand. »… und ihn mit einem aufgesetzten Kopfschuss praktisch hinzurichten? Das habe ich nicht getan. So etwas ist nicht meine Art.«
    »Ja, aber das wird vielleicht niemanden interessieren.« Er hob seinen Kaffeebecher und trank daraus. »Es gibt absolut nichts, an was Sie sich in diesen vier Tagen erinnern können?«
    »Glauben Sie etwa, das hätte ich nicht versucht? Glauben Sie nicht, ich wäre froh, wenn ich mich wenigstens an irgendeine Kleinigkeit erinnern könnte?«
    »Waren Sie vielleicht die ganze Zeit betrunken?« Washburn rieb die Handflächen an den Hosenbeinen. »Ich möchte, dass Sie darüber ganz gründlich nachdenken, Evan. Wenn nämlich das der Fall war, gibt es den Geschworenen wenigstens etwas mehr zu denken.«
    »Wenn ich meine Geschichte jetzt ändere, habe ich zuvor gelogen, oder etwa nicht?«
    »Nein. Wenn Sie sich jetzt erst daran erinnern,

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