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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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brannte kein Licht. Alles war still, wenn man von dem stetigen Prasseln des Regens auf dem Schieferdach absah. Die Tropfen rannen an der roten Backsteinwand herab und spritzten unten auf das Pflaster. Einen Augenblick lang litt Tarn große Angst.
    Dann ging auf einmal ein Licht an, und die Tür öffnete sich. Sara stand vor ihm. Die Kerze, die sie in der Hand hielt, beleuchtete die abklingenden Prellungen im Gesicht. Wortlos drehte sie sich um und ging in die Küche. Er folgte ihr.
    Auf dem kleinen Esstisch standen zwei Schalen. Er setzte sich, während Sara die Kerze abstellte und an den eisernen Herd trat. Sie kehrte mit dem verbeulten alten Suppentopf zurück und schöpfte eine großzügig bemessene Portion in seine und eine kleinere in ihre eigene Schale. Dann legte sie zwei Holzlöffel auf den Tisch und setzte sich ihm gegenüber.
    Eine halbe Stunde verging. Sara würdigte ihn keines Blickes und rührte ihr Essen kaum an. Sein dumpfer Kopfschmerz erwachte wieder. Er lehnte sich zurück und suchte nach den richtigen Worten, die er ihr nun sagen musste.
    »Sara … ich wollte nicht die Hand gegen dich erheben. Das weißt du doch. Ich bin ein verdammter Narr. Ein nutzloser, verkrüppelter Narr. Es tut mir …«
    Die Schale flog dicht an seinem Kopf vorbei und verfehlte ihn nur um Haaresbreite. Saras Miene war eine kalte Maske, doch ihre Hände zitterten.
    »Du Dreckskerl!« Sie stand auf. »Wie konntest du mir das antun?«
    »Sara, ich sagte doch schon, ich habe die Beherrschung verloren. Du hast etwas Besseres verdient.«
    »Du hast verdammt recht damit, dass ich etwas Besseres verdient habe!« Wütend sah sie sich um, schnappte sich die Pfanne vom Herd und kam drohend auf ihn zu. Tarn stand auf und fluchte, weil ein stechender Schmerz in sein Knie fuhr. Sie holte aus und drosch ihm die Pfanne von der Seite gegen den Kopf.
    »Aua!«, brüllte er. Vor lauter Lichtblitzen konnte er nichts mehr sehen. Das Blut lief ihm feucht die Wange hinunter und tropfte vom Kinn herab. Es tat höllisch weh. Wieder holte Sara mit der Pfanne aus.
    Er packte sie am Arm und umklammerte ihn; sie musste die Pfanne loslassen. Auf einmal wallte all der Zorn empor, diese ziellose Wut, die schon den ganzen Tag in ihm gebrodelt hatte. Er drückte fester zu, bis sie keuchte, holte mit dem freien Arm aus und ballte die verschorfte Hand zur Faust. Als er ihrem Blick begegnete, zitterte die Faust.
    Sie hörten es im gleichen Augenblick. Ein Krachen wie von tausend Wogen, die gleichzeitig gegen eine Klippe schlugen. Das Prasseln des Regens auf dem Dach schwoll zu einem grimmigen Trommeln an. Sogar die Decke über ihnen bebte nun, Löcher taten sich im Dach auf, und kleine Bäche ergossen sich auf den Esstisch, den Boden, die Möbel. Ringsum auf der Straße stießen die entsetzten Menschen Schreie aus, die in dem Tosen und Platschen jedoch kaum zu hören waren.
    Tarn ließ den Arm seiner Frau los, zusammen stürzten sie nach draußen.
    Das Wasser der Dunklen Bucht toste schrecklich laut, schäumte dreißig Schritte hoch über der Stadt und überragte von einem bis zum anderen Horizont die Häuser. Eine unermessliche Wassermasse türmte sich am Himmel auf, oben gehalten von einer unvorstellbaren Kraft, und entließ einzelne Tropfen auf die Stadt. Manche Männer und Frauen kauerten starr vor Angst auf dem Pflaster nieder, andere verrammelten sich in ihren Häusern. Ein paar Ältere schlossen die Augen und beteten zu den Göttern, obschon sie wussten, dass sie kein Gehör finden würden. Die Götter waren seit fünf Jahrhunderten tot, ermordet im Götterkrieg. Die Magierfürsten hatten ihre Leichen aus dem Himmel hinabgeworfen und herrschten nun unangefochten über den Kontinent.
    Tarn starrte das unglaubliche Schauspiel an. Er empfand keine Angst und keine Sorge. Innerlich war er wie betäubt und konnte das Ausmaß dessen, was sich nun abspielte, nicht erfassen. In der Nähe bellte ein Hund wie toll und rannte verängstigt hin und her. Ein junger Mann rief einen Namen – Tyro? – und hielt das Tier mit beiden Armen fest, um es zu beruhigen.
    Auf einmal spürte Tarn, wie sich eine Hand in die seine schob, weiche Finger strichen über seine vernarbten Knöchel. Sanft zog er Sara an sich.
    »Es tut mir leid«, flüsterte er und küsste sie auf die Stirn.
    Sara schmiegte den Kopf an seine Brust. Er streichelte ihr nasses Haar und blinzelte in dem tobenden Unwetter. Ohne Vorwarnung hörten die Bewegungen im Wasser auf, und die Welle hing reglos über

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