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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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ihn an eine Aufgabe denken, die er gut erledigt hatte.
    »Ich hoffe, du bist zufrieden«, sagte die Dienerin der Weißen Lady. Es war allerdings keine Frage. Er nickte.
    »Schade um Brianna«, entgegnete er. »Sie war eine angenehme Person. Das ist natürlich ganz respektvoll gemeint.«
    Die bleiche Frau ließ sich nicht dazu herab, ihm zu antworten. Er seufzte und starrte wieder auf die Stadt. Sasha hatte sie vor einer Weile verlassen, weil sie Cole suchen und sehen wollte, wie es ihm ging. Er hatte erwähnt, dass er vielleicht nicht mehr da sei, wenn sie zurückkehrte. Die beiden jungen Leute würden aber sicherlich auch ohne ihn zurechtkommen.
    Er hatte sich sowieso schon länger aufgehalten als beabsichtigt. Nur eines gab es jetzt noch zu tun.
    Der Wolf saß allein auf einem kleinen Hügel und blickte über die Stadt. Helfer räumten immer noch die Toten vom Schlachtfeld, es waren Hunderte, und türmten sie zu großen Haufen auf, die in oder außerhalb von Dorminia beerdigt werden sollten, je nachdem, ob man die Leiche identifizieren konnte. Bei vielen war das nicht möglich, und dies war eins der Probleme, wenn Magie eingesetzt wurde. Was ihn selbst anging, so hielt er es für besser, einem Mann, den er töten wollte, auch ins Auge zu blicken. Das war aufrichtig, so blieb man ein Mensch.
    Magierfürsten und ihresgleichen gingen ganz anders vor, und es lag an Gestalten wie Salazar und der Weißen Lady, dass man jetzt fünftausend neue Gräber schaufeln musste.
    Jerek nickte ihm zu, als er sich näherte. Der Wolf war in schlechter Verfassung, das Gesicht eine einzige Wunde, und er hatte sich mehrere Rippen gebrochen, ganz zu schweigen von den anderen Verletzungen, die er sich in den letzten beiden Monaten zugezogen hatte. Kayne hatte ihn noch nie so übel zugerichtet gesehen, aber er würde Jerek gegenüber ganz gewiss kein Mitgefühl zeigen. Damit hätte er nur Öl ins Feuer gegossen.
    »Hier.« Er warf dem Gefährten den Beutel mit den Münzen zu. »Meine Hälfte gehört dir.«
    Sein alter Freund warf einen Blick auf das Gold, sagte aber kein Wort.
    »Ich gehe weg«, fuhr er fort. »Nach Norden. Ganz recht, zu den Hohen Klippen. Mhaira lebt noch. Ich kann nicht anders.«
    Der Wolf starrte ins Leere, sein Gesicht war unbeweglich wie Stein.
    »Wir sind zusammen durch die Hölle gegangen. Ich könnte niemanden bitten, mit mir noch einmal die gleiche Reise zurück zu machen. Ich würde es sogar ablehnen, wenn es mir jemand anbietet.«
    Keine Antwort.
    »Wenn du mich einen verdammten alten Narren nennen willst, werde ich nicht widersprechen. Ich weiß, dass ich da nicht lebend herauskommen werde. Aber es gibt Dinge, die man einfach tun muss. Mit fünfzig Golddukaten kannst du in einer der Freistädte sehr gut leben.«
    Jerek betrachtete wieder den Beutel mit Münzen. Sein Schweigen war geradezu ohrenbetäubend.
    »Wie auch immer, ich weiß, dass du nichts von tränenvollem Abschied hältst. So wenig wie ich übrigens. Also sage ich einfach nur: Danke für alles.«
    In Jereks Wange zuckte ein einziger Muskel.
    »Na gut. Ich gehe dann. Pass gut auf dich auf, Wolf.«
    Er drehte sich um und schlenderte den Hügel hinunter. Natürlich hätte er auch bis zum nächsten Morgen warten können, aber er wollte nicht länger trödeln.
    Als er zwanzig Schritte gemacht hatte, traf ihn der Beutel im Rücken. Die Goldmünzen flogen überall herum und fielen ins Gras.
    »Das ist einfach unglaublich. Zwei Jahre sind wir zusammen gereist und haben zusammen gekämpft. Wir sind fast gestorben. Glaubst du wirklich, du kommst nach alledem mit diesem Mist durch? Das ist nicht fair Kayne, und das weißt du.«
    Er drehte sich um. »Hör mal, dies ist nicht deine Schlacht …«
    »Und ob sie das ist. Ich habe für den Schamanen so wenig übrig wie du.« Jerek zupfte sich am Bart, er hatte wütend das Gesicht verzogen. »Hast du gehört, was er gesagt hat? Ein Hündchen hat er mich genannt. Das lasse ich mir nicht bieten, kommt nicht infrage. Diesem Mistkerl muss mal jemand eine Lektion erteilen.«
    So tobte er noch einige Minuten weiter. Kayne wartete, bis sich sein Freund beruhigt hatte, dann nickte er langsam. »Tja, anscheinend hast du dich entschieden.« Er hielt inne und kratzte sich am Kinn. »Aber, äh, wenn du mitkommen willst, dann könnte ich als Erstes jemanden brauchen, der mir hilft, das Gold aufzusammeln. Im Ödland und dahinter dürfte es nützlich sein.«
    Zusammen klaubten sie die verstreuten Münzen auf. Eine war ein ganzes

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