Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde
dringend erholen, Laura. Ich meine, du hast Fokkes Fluch gebrochen und ihn zum Sterblichen gemacht! Eine gewaltige Leistung!«
»Dank Aswig.« Laura nickte dem Schiffsjungen zu. »Eigentlich war es nur seinetwegen möglich.«
»Wir waren es alle«, nuschelte der Junge. »Ich habe dir nur ein bisschen geholfen, aber geschafft hast du es ganz allein.«
»Damit hast du dir in jedem Fall einen Platz auf meinem Schiff verdient, junger Freibeuter«, sagte Arun lächelnd. »Mal sehen, was wir mit dir anstellen können.«
»Und da wäre noch eine bedeutende Aufgabe für dich, Laura.« Hanin war lautlos hinzugetreten.
Aruns Gesicht strahlte sofort in seinem verführerischsten Lächeln, und er vergaß alles andere um sich herum. »Wer bist du denn, schöne Dame?« Galant ergriff er die Hand der Granatäugigen, hob sie zu seinen Lippen und hauchte einen Kuss darauf, ohne die Haut zu berühren.
»Ich bin Hanin, die Assassinin«, antwortete sie ungerührt und entzog ihm ihre Hand. »Der Meister vom Berge schickt mich.«
»Und welche bedeutende Aufgabe hast du für Laura, Hanin, die Assassinin?«
»Es geht um die Suche nach dem zweiten Palast.«
Der Korsar hob eine Braue. »Zweiter Palast?«
Laura nickte. »Ja. Der Meister vom Berge weiß von einem Verschollenen Palast, wie er genannt wird, und vermutet, dass Lan-an-Schie und Robert dort in ihrer eigenen Falle gefangen sitzen. Er soll sich neben Morgenröte befinden. Er glaubt, dass ich den Palast finden könnte.«
»Glaubst du das auch?«
»Sicher. Wenn nicht, was bleibt sonst?«
»Dann ist es umso wichtiger, dass du hierbleibst.«
Laura murmelte etwas Unverständliches. Es klang wie Zustimmung.
»Wir machen es kurz, so bedauerlich meine Mannschaft das auch finden wird«, fuhr Arun fort. »Alberich ist dort draußen, und er steht als Nächster auf unserer Liste. Erst danach können wir uns dem Schattenlord widmen, aber dann wenigstens in aller Ausführlichkeit.«
Laura schwieg dazu. Sie sagte nichts über die Information, dass sie den Schattenlord hierher gebracht hatten; nicht, solange die Iolair in der Nähe waren.
Arun wandte sich Josce zu, die gerade herankam. »Wir werden die Stellung halten, bis ihr mit dem Dolch zurückkommt«, erklärte die Zentaurin. »Alles Weitere ist dann unsere Sache, denn wir müssen Cuan Bé befreien, das der Schattenlord nach wie vor in seinen Klauen hält! Wie es aussieht, finden die Endschlacht gegen Alberich und der Kampf gegen den Schattenlord gleichzeitig dort statt, denn der Drachenzwerg ist auf dem Weg dorthin. Er wird ihn finden, dank Yevgenji.«
»Verstehe. Deswegen gehen mir die beiden oder vielmehr die drei in unserer trauten Riege ab. Sgiath hat uns das gar nicht gesagt – aber gut, ich habe auch nicht gefragt. Ich nehme an, Spyridon ist ebenfalls auf dem Weg nach Cuan Bé?«
»Zusammen mit Naburo, ja.«
»Also gut, fassen wir zusammen.« Arun blickte in die Runde. »Wir suchen nach dem Dolch und fliegen dann sofort zu euch zum Lager, wo wir planen werden, wie wir Alberich den Garaus machen und den Schattenlord aus seinem neuen Nest treiben. Derweil sucht Laura nach dem zweiten Palast und befreit die Herrscher.«
»Es klingt so einfach, wie du das sagst«, bemerkte Finn.
»Wir haben die erste Hürde genommen, nun schaffen wir auch alles andere«, gab Arun sich zuversichtlich.
»Hast du die Gog/Magog vergessen?«
»Nein, aber der Schattenlord wird jetzt nichts unternehmen, bis die Schöpferin und ihr Mann befreit sind. Anders kann er die Herrschaft über Innistìr nicht an sich bringen, selbst wenn er eine Million Kannibalen ins Feld schicken würde. Also wird er abwarten, was Laura erreicht. Und deshalb konzentrieren wir uns auf unsere Ziele. Schon, weil wir keine andere Wahl haben. Dieses schöne Reich darf nicht untergehen, und euch Gestrandeten muss geholfen werden.«
»Na, hoffentlich schaffen wir den Weiterflug noch«, erklang Nidis Stimme.
Der Korsar drehte sich verwundert um und stieß einen Schreckensruf aus. »Bei allen Seedämonen, was hat dieser Mistkerl mit meinem Schiff gemacht? Tausend Fässer Rum! Wie konnte das so schlimm werden?«
»Das kann alles repariert werden«, platzte Aswig heraus. Dann zuckte er vor seinem eigenen Mut zusammen. »Es sieht schlimmer aus, als es ist, Käpt'n.«
»Tja, wenn du es sagst ... Dann lasst uns mal aufbrechen!« Er gab dem Steuermann einen Wink, den er gerade in der Nähe entdeckte, und schon ging es für die Mannschaft zurück aufs Schiff. Sie wirkten müde,
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