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Schattennächte: Thriller (German Edition)

Schattennächte: Thriller (German Edition)

Titel: Schattennächte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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auch noch davon profitiert.
    Bisher hatte er kaum jemals die Konsequenzen für etwas tragen müssen. Sie würde dafür sorgen, dass es damit ein Ende hatte, so oder so.
    Die Stofftasche mit ihrem Einbruchwerkzeug lag im Fußraum vor dem Beifahrersitz. Sie hatte seine Notizbücher. Selbst wenn sie keinen eindeutigen Beweis dafür lieferten, dass er Leslie entführt hatte – oder irgendein anderes Mädchen –, würde sich aus seinen Aufzeichnungen doch bestimmt eine Verbindung zu irgendeinem Verbrechen ergeben.
    Lauren überlegte, ob sie die Notizbücher zu Mendez bringen sollte. Aber dann lief bestimmt alles wieder wie gehabt: Ballencoa würde von der Polizei abgeholt und vernommen, aus Mangel an Beweisen wieder auf freien Fuß gesetzt. Er könnte sein Treiben wieder aufnehmen, der Tochter von jemand anderem nachstellen, von der Gesellschaft, die offenbar unfähig war, ihn daran zu hindern, mit einem Freibrief versehen.
    Ballencoas Anwalt würde vorbringen, dass die Notizbücher gestohlen worden waren. Kein Richter würde sie als Beweismittel zulassen. Ballencoa würde sie zurückbekommen und vernichten.
    Bei der Vorstellung wurde Lauren übel. Hätte sie sie in ihrem Versteck lassen sollen? Hätte sie zu Mendez gehen und ihm von den Notizbüchern berichten sollen? Bis die Polizei damals mit einem Durchsuchungsbeschluss für Ballencoas Haus in Santa Barbara angekommen war, hatte er längst alles beseitigt, was ihn hätte belasten können.
    Nein, dachte sie, als Ballencoa in seinen Kastenwagen stieg und losfuhr. Sie konnte nicht zulassen, dass sich das alles wiederholte. Sie musste sich einen Plan zurechtlegen und ihn ausführen. Und sie musste es jetzt tun, solange Leah bei den Gracidas in Sicherheit war. Sie hatte etwas, das Ballencoa wiederhaben wollte. Ein Druckmittel. Sie würde es gegen die Wahrheit tauschen. Was danach passierte, fiel unter Gerechtigkeit … so oder so.

49
    Leah fühlte sich erbärmlich. Den Tränen nah und innerlich zitternd, erledigte sie ihre Aufgaben im Stall. Sie kam sich schlecht vor, wenn sie an all die schrecklichen Dinge dachte, die sie zu ihrer Mutter gesagt hatte. Das Schlimmste war, dass sie jedes Wort ernst gemeint hatte.
    Sie war wütend. Sie war furchtbar wütend. Sie war wütend auf ihre Schwester, weil sie so stur und dumm und leichtsinnig gewesen war. Sie war wütend auf ihren Vater, weil er so selbstsüchtig und schwach gewesen war, dass er sie einfach im Stich gelassen hatte, nur damit sein Schmerz endlich aufhörte, ohne an den Schmerz zu denken, mit dem Leah und ihre Mutter nach seinem Tod fertigwerden mussten.
    Sie war wütend auf ihre Mutter, weil sie sich so an ihre Trauer klammerte und nicht aufhören wollte zu kämpfen, obwohl es für sie beide viel einfacher gewesen wäre, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und nach vorn zu schauen.
    Am wütendsten aber war sie auf sich selbst, weil all diese Gefühle in ihrem Inneren tobten. Was für ein schrecklicher Mensch musste sie sein, um einen solchen Groll gegen ihre Schwester zu empfinden, die wahrscheinlich tot war, die wahrscheinlich gequält worden war und durch die Hand von Roland Ballencoa unaussprechliche Dinge erlitten hatte? Woher kam diese Wut auf ihren Vater, den sie doch so sehr geliebt hatte und furchtbar vermisste? Sie hätte alles dafür gegeben, wenn er wieder bei ihr gewesen wäre, sie in seine starken Arme genommen und ihr gesagt hätte, dass alles gut werden würde. Wie konnte sie so hart zu ihrer Mutter sein, die ganz allein mit allem fertigwerden musste?
    Leah glaubte, an ihren Schuldgefühlen zu ersticken. Und gleichzeitig sehnte sie sich nach Mitgefühl. Sie wünschte, jemand würde ihr zur Seite stehen. Sie wünschte, jemand würde ihr sagen, es sei in Ordnung, dass sie all diese schrecklichen Gefühle hatte und ihnen erlaubte, aus ihr hervorzubrechen wie ein Rudel wilder Tiere.
    Aber sie hatte Angst, darum zu bitten. Sie hatte Angst, dass man ihr sagen würde, es sei nicht in Ordnung, sie dürfte diese Gefühle, die sich in all den Jahren seit Leslies Verschwinden in ihr angestaut hatten, nicht haben.
    Was würde Anne Leone von ihr denken, wenn sie ihr gestand, wie es in ihr aussah? Zu ihrer Mutter hatte sie zwar gesagt, nicht sie, Leah, sei verrückt, aber sie hatte den schrecklichen Verdacht, dass sie es vielleicht doch war. Warum sonst würde sie ihre Schwester hassen? Warum sonst würde sie sich selbst verletzen, sich Schmerzen zufügen und sich schneiden, bis sie blutete? Wenn das nicht

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