Schattennächte: Thriller (German Edition)
Albtraum!«
»Woher könnte er wissen, dass Sie hier wohnen?«, fragte Mendez.
Sie sah ihn überrascht und befremdet an. »Was weiß denn ich? Er muss mich neulich im Supermarkt gesehen haben …«
»Es waren Sie, die ihm gefolgt sind, nichts andersherum.«
»Vielleicht hat er mich im Rückspiegel erkannt«, sagte sie, auf der Suche nach einer Erklärung. »Vielleicht hat er mich erkannt und angehalten und gewartet, bis ich an ihm vorbeigefahren bin …«
»Er ist Ihnen nicht nach Hause gefolgt«, warf Mendez ein.
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Weil ich Ihnen gefolgt bin«, gestand er.
»Warum ist er überhaupt hier in der Stadt?«, fragte sie. »Er ist ein Verbrecher. Er begeht Verbrechen. Auf irgendeinem Weg hat er uns ausfindig gemacht, und jetzt fängt er an, uns zu terrorisieren. Wie Sie wissen, hat er das schon einmal getan. Er hat uns in Santa Barbara verfolgt, und die Polizei hat es nicht geschafft, ihn davon abzuhalten.«
»Ich habe mit Detective Tanner gesprochen«, erklärte Mendez.
»Und sie hat Ihnen gesagt, dass ich eine Irre bin und dass es keine Beweise gibt, dass Ballencoa mich verfolgt hat, und ich daher gelogen haben muss.«
»Nein, das hat sie nicht gesagt.«
»Stimmt, sicher hat sie sich weniger fein ausgedrückt. Ich kenne die Frau schließlich«, sagte sie.
Mendez betrachtete sie. Man musste kein Genie sein, um ihre Körpersprache zu verstehen. Sie war aufgeregt und wütend und fühlte sich angegriffen. Dazu hatte sie jedes Recht. Jemand war ihr zu der Schießanlage gefolgt. Das konnte kein Zufall sein, dazu war sie zu abgelegen. Jemand war auf ihr Grundstück eingedrungen, während sie sich im Haus aufhielt, und hatte ein Foto hinter ihren Scheibenwischer geklemmt, und das konnte nur aus einem Grund geschehen sein: um ihr Todesangst einzujagen. Und das war dem Betreffenden auch gelungen.
»Wollen wir uns vielleicht setzen, Ma’am?«, fragte er, weil er hoffte, sie würde sich dann ein wenig beruhigen, nicht etwa, weil er müde war. Er war daran gewöhnt, mitten in der Nacht aus dem Bett geholt zu werden. Nachts fanden nun einmal die meisten Verbrechen statt.
Sie hatte ihn angerufen und nicht das Büro des Sheriffs, aber das hatte er ihr schließlich auch angeboten. Er hatte ohnehin unruhig geschlafen, die Erlebnisse des Tages und die Fragen, die bei der Suche nach Roland Ballencoa aufgetaucht waren, hatten ihn noch im Schlaf umgetrieben. Daher war er auch nicht sonderlich überrascht gewesen, am Telefon Lauren Lawtons Stimme zu hören, die ihn halb hysterisch, halb wütend aufforderte, sofort zu ihr zu kommen.
Er hatte sich hastig, aber wie immer korrekt angezogen. Hemd und Krawatte, eine frisch gebügelte Hose. In seinem Büro gab es keine Detectives in Jeans und T-Shirt – die gab es eigentlich nirgends, außer im Fernsehen.
Laut seufzend zog Lauren Lawton einen Stuhl unter dem riesigen Holztisch hervor und setzte sich. Dann trommelte sie ungeduldig mit den Fingern auf die Tischplatte.
»Jetzt kommt bestimmt wieder die alte Leier, dass Sie nichts machen können. Vielleicht warten Sie ja damit, bis das Schwein mich umgebracht hat?«
Mendez nahm zu ihrer Linken Platz und ließ sich einen Moment Zeit mit seiner Antwort. Sie war auf Streit aus. Den Gefallen tat er ihr nicht.
»Wir sind dabei, den Aufenthaltsort von Mr. Ballencoa zu ermitteln«, erklärte er dann ruhig. »Wie es aussieht, wohnt er schon seit einiger Zeit nicht mehr in seinem Haus in San Luis Obispo. Er hat keine Nachsendeadresse hinterlassen.«
Lauren musterte ihn und versuchte zu entscheiden, ob er zu den Guten gehörte oder nicht. Sie wirkte erschöpft – bleich, dunkle Schatten unter den Augen. Sie trug eine graue Jogginghose und ein weißes T-Shirt, darüber eine viel zu große schwarze Strickjacke. Ihre Fingerspitzen schauten gerade noch unter den Ärmeln hervor. Wahrscheinlich hat sie ihrem Mann gehört, dachte er.
»Um wie viel Uhr sind Sie heute Abend nach Hause gekommen?«, fragte er und zog sein kleines Spiralheft und einen Stift hervor.
»Gegen fünf.«
»Und wann haben Sie das Foto entdeckt?«
»Das war nach zwei.«
»Warum sind Sie mitten in der Nacht zu Ihrem Auto gegangen?«
Sie seufzte, als müsste sie für die Antwort weit ausholen, aber dann entschloss sie sich doch zur Kurzversion. »Ich hatte meine Handtasche im Auto vergessen. Die wollte ich holen.«
»Waren Sie den Abend über allein?«
»Ja. Meine Tochter verbringt die Nacht bei einer Freundin.«
Plötzlich schwammen
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