Schattennächte: Thriller (German Edition)
einzuschüchtern – was er bezweifelte –, machte ihn die Anwesenheit dieses Mannes in Oak Knoll alles andere als glücklich. Etwas Gefährliches hatte sich mitten unter ihnen niedergelassen. Sie konnten nicht die Augen davor verschließen, obwohl Ballencoa sich momentan unauffällig verhielt. Die Gefahr würde so lange existieren, wie Ballencoa hier war.
An der nächsten Kreuzung bog er rechts ab und dann noch zweimal, bis er sich wieder Ballencoas Straße näherte. Drei Häuser von dessen Bungalow entfernt blieb er stehen.
»Wusstest du, dass er in Santa Barbara eine einstweilige Verfügung gegen die Lawton erwirkt hat?«, fragte Hicks, den Blick ebenso wie Mendez auf Ballencoas Haus gerichtet.
»Nein. Nur, dass er dem dortigen Police Department mit einer Klage gedroht hat.«
»Dort und in San Luis«, korrigierte Hicks.
»Und Mrs. Lawton persönlich. Was für ein Arschloch«, knurrte Mendez.
»Zu schade, dass es nicht gegen das Gesetz verstößt, ein Arschloch zu sein«, sagte Hicks.
»Wenn es so wäre, müssten wir Gefängnisse im Weltraum bauen.«
»Er wirkte nicht besonders überrascht, uns zu sehen«, stellte Hicks fest.
»Nein. Und er wirkte auch nicht besonders überrascht, als ich Lauren Lawton erwähnte. Da kommt er.«
Eine Umhängetasche über der Schulter, trat Ballencoa aus seinem Haus und verschwand in der Garage.
»Er weiß also, dass sie hier ist«, sagte Hicks.
Ein brauner Kastenwagen stieß rückwärts aus der Garage und fuhr in die entgegengesetzte Richtung davon. Mendez ließ ihm ein paar Hundert Meter Vorsprung. In einem Wohngebiet mit wenig Verkehr war es schwierig, jemanden unauffällig zu verfolgen, allerdings wurde der Verkehr dichter, je weiter sie sich dem College näherten.
Die Vorbereitungen für das diesjährige Musikfestival waren in vollem Gange. Bereits Wochen vorher strömten Musiker von außerhalb in die Stadt. Es fanden Workshops statt. In Kürze würden als eine Art Vorprogramm die Konzerte in den städtischen Parks und Kirchen beginnen.
Während er Ballencoa auf der Via Verde folgte, behielt Mendez mit einem Auge den Kastenwagen im Blick, mit dem anderen beobachtete er das Gedränge auf den Bürgersteigen vor den Boutiquen und Cafés. Junge Frauen, wohin man auch sah. Collegestudentinnen beim Einkaufsbummel, lachend, miteinander plaudernd. Zu ihrem Glück wussten sie nichts von dem Mann, der in dem Kastenwagen saß.
»Wohin, zum Teufel, will er?«, fragte sich Mendez laut, als Ballencoa weiterfuhr, vorbei am College, durch ein weiteres Viertel, vorbei an der Grundschule von Oak Knoll, zum Oakwoods Parkway.
Zum Büro des Sheriffs.
26
»Was hat der denn vor?«, fragte Mendez, als Roland Ballencoa auf den Parkplatz vor dem Gebäude fuhr und stehen blieb.
»Keine Ahnung«, sagte Hicks, »aber ich habe kein gutes Gefühl dabei.«
Mendez gab Gas und folgte Ballencoa, statt um das Gebäude herum zum Mitarbeiterparkplatz zu fahren. Das ungute Gefühl, von dem Hicks gesprochen hatte, ergriff auch von ihm Besitz.
Er parkte auf einem reservierten Stellplatz, stieg aus und steuerte auf das Gebäude zu, dicht gefolgt von Hicks. Ballencoa stand am Empfang und wartete. Ihr Anblick schien ihn nicht zu überraschen.
»Was wollen Sie hier?«, fragte Mendez, und es klang mehr wie ein Befehl denn wie eine Frage. Sein Ärger wuchs im gleichen Maß wie sein Argwohn.
Ballencoa dagegen wirkte völlig gelassen. »Ich bin hier, um eine Beschwerde einzureichen.«
»Gegen uns?«, fragte Mendez und deutete auf seinen Partner und sich.
Ballencoa blickte von einem zum anderen, als wägte er seine Antwort ab. Hicks stand ein paar Schritte abseits, ernst, aber ruhig. Mendez wusste, dass er selbst einen anderen Eindruck vermittelte. Er war wütend, und er gab sich keine Mühe, es zu verbergen.
Schließlich sagte Ballencoa: »Ich muss Ihre Fragen nicht beantworten.«
Mendez wandte sich abrupt von ihm ab und sah finster die Telefonistin an, eine mollige blonde Frau mittleren Alters in einem lila Hosenanzug. »Wer kümmert sich darum?«
Bevor sie ihm antworten konnte, erschien Cal Dixon, einen grimmigen Ausdruck im Gesicht. Er sah Mendez kurz an, dann Hicks, bevor er sich Roland Ballencoa zuwandte.
»Mr. Ballencoa«, sagte er und streckte die Hand aus. »Cal Dixon.«
Mendez sah zu, wie sie sich die Hände schüttelten, und dachte, dass er lieber einen Hundehaufen aufheben würde.
»Hier entlang, bitte«, sagte Dixon und ging zurück zu der Tür, durch die er gekommen war. Er warf
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