Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen
Pergament aus seiner Tasche und spielte damit. » Lasst uns gleich zur Sache kommen«, begann er. Er schickte nicht einmal einen fragenden, vielleicht aber auch verräterischen Blick hinüber zu Faran Ured, der aufmerksam lauschte.
» Nur zu gerne«, rief Gidus.
» Wie ich Euch gestern berichtete, ist der Padischah in seiner Güte gewillt, die Gesetze des Seebundes zu achten, auch wenn sie sich gegen seine Tochter richten sollten.«
» Das sagtet Ihr, ja.«
» Unglücklicherweise hat mich heute die Nachricht ereilt, dass der Padischah in seiner Gnade geruhte, seine Meinung zu ändern.«
» Zu ändern?«
» Er stellt seine Tochter ausdrücklich unter den Schutz des Pfauenthrones und würde jeden Angriff auf sie als einen Angriff auf sich selbst empfinden.«
Gidus schluckte. » Das ist höchst ungewöhnlich«, erwiderte er, » ist seine Tochter durch Heirat und Titel doch nun der Gerichtsbarkeit des Seebundes unterstellt. Etwas, das bei den Verträgen, die zu dieser Ehe geschlossen wurden, durchaus Erwähnung fand.«
Ured lauschte. Der Lärm in den Stellungen hatte deutlich zugenommen. Würde der General etwa scheitern? Das durfte nicht sein!
» Wie wahr, es ist ungewöhnlich«, erwiderte Lanat und drehte das Pergament in den Händen. » So ungewöhnlich wie die große Liebe des Padischahs zu seiner Tochter Shahila. Unsere Rechtsgelehrten sind im Übrigen der Auffassung, dass die von Euch erwähnten Verträge in diesem Punkt etwas lückenhaft sind. Aber da ich hörte, dass Ihr gewillt seid, dieses Heer zurückzuziehen, möchte ich im Namen des Padischahs meiner Hoffnung Ausdruck verleihen, dass der Schutz, den er seiner Tochter angedeihen lässt, niemals herausgefordert wird.«
» Da teilen wir eine Hoffnung«, erwiderte Gidus. Ured kannte ihn gut genug, um seine Verwirrung zu bemerken. Vermutlich fragte er sich, worauf Lanat hinauswollte. Plötzlich dröhnte ein Donnerschlag durch das Lager. Für einen Augenblick war es totenstill, dann brach draußen die Hölle los. Alarm wurde gerufen, Ured hörte Offiziere Befehle brüllen, und Männer liefen schreiend durcheinander.
» Was war das?«, fragte Gidus. Er war aufgesprungen und leichenblass geworden.
Oberst Cawas, den Gidus notgedrungen zu seiner rechten Hand gemacht hatte, trat vor das Zelt und kam kurz darauf mit düsterer Miene zurück. » Wie es aussieht, hat jemand eine unserer Feldschlangen abgefeuert.«
» Abgefeuert? Wer hat das befohlen? Und wieso war sie überhaupt geladen?«, fuhr Gidus den Oberst an.
Der wirkte nicht sehr bestürzt, und Ured hatte den Verdacht, dass Cawas die neue Entwicklung gefiel.
» Geladen waren sie schon seit gestern Abend, Graf, denn es dauert lange, einen guten Schuss vorzubereiten. Bedauerlicherweise habt Ihr nicht befohlen, sie wieder zu entladen. Wie es aussieht, haben unsere Bombardiere gut gezielt. Es klafft ein Loch in einem der Türme von Atgath.«
Gidus sank zurück in seinen Sessel. » Auf die Stadt? Sie haben auf die Stadt geschossen?«
Lanat hielt ihm ein zusammengerolltes Pergament unter die Nase.
» Was ist das?«, fragte der Graf matt.
» Eine Kriegserklärung, Graf Gidus. Und im Namen des Padischahs verleihe ich seiner Empörung Ausdruck, dass Ihr diesen Krieg begonnen habt, obwohl Ihr Kenntnis von dem Schutz des Padischahs für seine Tochter hattet.«
» Krieg?«, fragte Gidus. » Oramar will einen Krieg mit dem Seebund und all seinen Verbündeten – wegen Atgath ?«
Lanat zeigte ein feines Lächeln. » Die Verbündeten? Ich glaube, Eure Bündnisse gelten doch nur für den Fall, dass der Seebund angegriffen wird, nicht wahr?«
Gidus erbleichte. Noch immer hielt ihm Lanat das Pergament unter die Nase. » Was sind Eure Forderungen?«, fragte der Graf, ohne das Pergament anzunehmen.
» Forderungen?«
» Um diesen lächerlichen Konflikt unserer beiden mächtigen Reiche um dieses Nest zu beenden, bevor er groß, blutig und kostspielig wird, Mann!«, fuhr Gidus ihn an.
Lanat lächelte immer noch. » Wir werden sie Euch vielleicht zu gegebener Zeit mitteilen. Guten Tag.« Und damit verließ er das Zelt.
Gidus blieb wie vom Schlag getroffen sitzen. » Keine Forderungen?«, stöhnte er. » Dann meinen sie es ernst. Und wir haben diesen Krieg begonnen!«
Ein Melder war unterdessen ins Zelt gekommen und hatte dem Obersten etwas zugeflüstert.
Cawas räusperte sich nun und sagte: » Wie es aussieht, war es wohl General Hasfal selbst, der die Lunte gezündet hat. Er hat sich irgendwie befreien
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