Schattenschwestern - Feehan, C: Schattenschwestern - Conspiracy Game
Schmerz verborgen und sie allein in die Welt hinausgeschickt, ihre Schwester hingegen bei sich behalten. Wie hatte sie zulassen können, dass er ihr Wissen um ihre Schwester auslöschte? Was hatte er in all den Jahren, die seither vergangen waren, Mari angetan? Marigold . Hatte er auch ihre Erinnerungen ausgelöscht? Oder wusste ihre Schwester, dass Briony sich irgendwo in Freiheit befand, während sie weiterhin bei einem Irren eingesperrt war, der sie Experimenten unterzog? Wartete ihre Schwester auf Rettung? Konnte er so grausam sein, sie derart zu foltern? Fragte ihre Schwester sich an jedem
einzelnen Tag ihres Lebens, warum Briony nicht zurückkam, um sie zu holen?
Tränen strömten über ihr Gesicht, als Briony zum Eingang der Mine zurückwankte. Sie erinnerte sich nur an winzige Bruchstücke, aber sie wusste, dass sie Recht hatte, sie fühlte es, die nagende Leere, genauso wie damals, als Whitney vor all diesen Jahren die beiden kleinen Mädchen auseinandergerissen hatte. Es musste eine Möglichkeit geben, sie zu finden. Briony würde sie finden, um jeden Preis, aber erst musste sie dahinterkommen, wie Whitneys Männer sie immer wieder aufspürten. Bevor sie den Spieß umdrehen und den Arzt in die Enge treiben konnte, musste sie ihm vollständig entkommen.
Brionys Kopf schnellte mit einem Ruck in die Höhe. Whitney hatte die Kontrolle über sie nie wirklich aus der Hand gegeben. Er hatte im Einzelnen über ihre Ausbildung bestimmt, und ihre medizinische Versorgung war ganz und gar unter seiner Regie erfolgt. Sie hatte für jede Fortsetzung seiner Experimente zur Verfügung gestanden, und er hatte ihr sogar nachträglich die Fähigkeit verliehen, ihre Hautfarbe zu verändern. Wenn das der Fall war, dann hatte er auch die Möglichkeit gehabt, alles andere zu implantieren, was ihm notwendig erschien – wie zum Beispiel einen Peilsender.
Sie fluchte leise. Natürlich musste es einen Peilsender geben. Er würde nicht wollen, dass sie sich ihm entzog, wenn sie die zukünftige Mutter seiner Supersoldaten war. Wann hatte er diesen Sender implantiert? Nicht in ihrer Kindheit; seitdem waren zu viele Jahre vergangen, und die technologische Entwicklung schritt zu schnell voran. Er würde nur das Beste und das Neueste wollen. Wann hatte Dr. Sparks das letzte Mal einen wichtigen Eingriff an
ihr vorgenommen? Vor zwei Jahren war sie ambulant in einem Krankenhaus operiert worden. Sparks hatte seine eigenen Leute dort gehabt, nicht das reguläre Krankenhauspersonal.
Briony berührte ihre Hüfte. Als sie aus der Narkose aufgewacht war, hatte sie eine Naht vorgefunden, und Dr. Sparks hatte ihr gesagt, sie hätten einen verdächtigen Knoten entdeckt und entfernt, da sie angesichts ihrer enormen körperlichen Fähigkeiten gar nicht vorsichtig genug sein könnten. Er hatte nicht ausdrücklich von Krebs gesprochen, sondern sich in Andeutungen ergangen, und ihre Mutter war wegen jeder Beule und jeden blauen Flecks außer sich geraten.
Briony fuhr mit einem Finger über die kleine Narbe und drückte fest zu, um zu sehen, ob sie dort unter der Haut etwas ertasten konnte. Ihr stockte der Atem. Wenn sie ganz fest zudrückte, konnte sie unter der Fingerkuppe deutlich kleine Erhebungen fühlen. Whitney musste den Sender implantiert haben. Und das hieß, es änderte überhaupt nichts, wenn Jack und Ken eine ganze Armee aufhielten und sie außerdem im tiefsten Dschungel versteckten – sie würden sie finden.
Mit rasendem Herzklopfen öffnete sie den Rucksack, den Jack hastig für sie gepackt hatte. Auf ihren Kleidungsstücken lagen nicht nur Waffen, sondern auch eine Sanitätstasche. Sie zog das Messer aus der Scheide und drehte es in ihren Händen, um die Klinge zu inspizieren. Jack und Ken schienen vorzüglich ausgerüstet zu sein. Das Messer war gut austariert und lag angenehm in der Hand. Sie starrte die Klinge an, während Unschlüssigkeit mit Entschlossenheit rang.
Briony nahm gedanklich Kontakt zu Jack auf, da sie Zuspruch
brauchte. Sie hoffte, die Gefahr sei ausgestanden und er könnte zu ihr kommen, doch er wurde voll und ganz von einem bestimmten Ziel in Anspruch genommen. Sie zog sich von Jack zurück und starrte noch einmal das Messer an. Ganz langsam öffnete sie eine Packung desinfizierender Tücher und wischte die Klinge damit ab. Sie ließ die Klinge noch einen Moment über ihrem nackten Fleisch gleich über der Hüfte verharren. Es war kalt, und ihr lief ein Schauer über den Rücken.
Sie holte tief Atem und presste
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