Schattenwandler 01. Jacob
überlief sie, aber nicht, weil ihr kalt war, obwohl sie überall dort fror, wo sie keine Berührung mit Jacob hatte. Die Nacht war ihr plötzlich unheimlich, und eine böse Vorahnung kroch ihr den Rücken hinauf wie eine kalte Hand. Sie wollte im Moment nicht nackt daliegen, und es gefiel ihr auch nicht, dass Jacob schlief. Instinktiv kniff sie ihn grob in die Schulter und riss ihn damit unsanft aus dem Schlaf. Doch da das Gefühl von Gefahr sie immer noch gepackt hielt, wusste sie, dass dies nicht der Moment für irgendwelche Nettigkeiten war.
„Au! Was zum Teufel …?“
„Geh von mir runter.“
Jacob reagierte sofort, denn ihr Ton machte ihm deutlich, dass jetzt keine Zeit für lange Erklärungen war. Sie glitt vom Bett, und die Art, wie sie sich duckte und sich hastig anzog, versetzte Jacob in höchste Alarmbereitschaft. Er schärfte alle seine Sinne, während er ebenfalls aus dem Bett stieg und sich auf den Boden hockte. Er schlüpfte in seine Hosen, während Bella schon in dem engen Rahmen des Fensters über dem Kopfende des Bettes hockte.
Warte auf mich , befahl er.
Kannst du es fühlen?
Nein. Sag mir, was du fühlst.
Ich weiß es nicht. Es ist … dunkel. Es fühlt sich … böse an. Er sah, wie sie mit den Fingern ihre Zunge berührte und dann im Halbdunkel daraufstarrte. Er spürte, wonach sie suchte. Sie hatte den unverwechselbaren metallischen Geschmack von Blut im Mund, aber es war nicht ihr eigenes.
Es scheint nur so. Vergiss das nicht. Für jemand anders sind deine Empfindungen Wirklichkeit, aber nicht für dich. Jacob war jetzt direkt hinter ihr und spähte über ihre Schulter, um herauszufinden, was sie spürte.
Plötzlich schnappte Bella nach Luft und wirbelte herum.
Aber sie kam eine Sekunde zu spät.
Der Eindringling holte in der Dunkelheit mit irgendetwas aus, hieb es Jacob über den Hinterkopf, sodass dieser krachend auf die Kommode neben dem Bett stürzte. Bella schrie auf und sprang von der Fensterbank in den halbdunklen Raum. Zielsicher bekam sie den Angreifer zu fassen, der Jacob niedergeschlagen hatte. Sie krallte ihre Hände in seine Hemdbrust und riss ihn vorwärts, während sie ihm gleichzeitig das Knie in den Bauch rammte. Dann stieß sie ihn zurück und knallte ihm den Handballen auf die Nase.
Der Angreifer taumelte, aber nur kurz. Überraschend schnell, wenn man die Wucht ihres Angriffs bedachte, hatte er sich wieder gefangen. Der Eindringling schlug zu und traf Bella so hart im Gesicht, dass ihr Kopf nach hinten flog. Sie war benommen, aber irgendwie war ihr klar, dass sie nicht annähernd so verletzt war, wie sie es eigentlich hätte sein müssen. Wieder holte der Eindringling aus, aber sie wehrte ihn mit dem Unterarm ab. Noch einmal schlug er zu, und sie duckte sich weg. Dann versetzte sie ihm von unten einen Handkantenschlag gegen den Kehlkopf.
Der Schmerzensschrei war männlich und kurz. Der Kerl packte sie an den Haaren und riss sie so hart herum, dass sie sich einmal um hundertachtzig Grad drehte. Dann verlor sie das Gleichgewicht und fiel rücklings auf ihren Gegner. Im selben Moment entzündete sich plötzlich ein seltsames blaues Licht und beleuchtete die hoch erhobene Hand, von der es ausging.
Mit der anderen Hand packte der Angreifer ihre Kehle. „Dämonendreckstück!“, zischte er und musste zu ihrer großen Freude husten. Sie hatte ihn gut getroffen.
Der magische blaue Blitz aus seinen Fingerspitzen fuhr auf sie herunter und durchbohrte sie. Ihr ganzer Körper wand sich zuckend unter entsetzlichen Schmerzen, während sich jedes einzelne Haar durch die elektrische Ladung steil aufstellte.
„Sein Name! Sag mir seinen Namen!“ Er hatte ihr Haar losgelassen, den Arm um ihren Hals gelegt und würgte sie, während er einen weiteren Energieblitz durch ihren Körper schickte. Sie erstarrte einen Augenblick, dann sackte sie in seinem Griff zusammen.
„Sag mir seinen Namen, oder ich töte dich.“
„Niemals“, krächzte sie, ohne überhaupt zu wissen, warum sie Jacobs Namen vor diesem Monster verheimlichen sollte. Sie wusste nur, wenn sie sich nicht bald befreien konnte, würde sie entweder wegen Sauerstoffmangel ohnmächtig werden, oder er würde sie mit seinen Blitzen von innen verschmoren.
Er lockerte seinen Griff, zog ein Messer aus dem Ärmel und hielt es ihr an den Hals. „Spürst du das, Dämonenhure?“ Er presste die Klinge in ihr Fleisch. „Es ist aus Eisen. Ich versichere dir, es ist mit allen Zaubern belegt, um dir den Kopf von den
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