Schattenwandler 01. Jacob
antworten.“
„Das wird er. Ruf ihn. Tu jetzt, was ich dir sage.“
Legna schluckte und entfernte sich von den anderen. Sie brauchte einen ruhigen Ort, um sich ganz auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. Noah kniete sich neben Isabella, die in ihrer Trauer und Machtlosigkeit ihre kleinen Hände auf Jacobs Wunden presste, um die Blutungen irgendwie zu stillen.
„Wie ist das passiert?“
„Ich weiß es nicht“, schluchzte sie. „Er hat den Nekromanten nicht einmal gespürt. Ich schon, aber er nicht. Ich verstehe das nicht. Jacob kann alles spüren.“
„Das ist eine von vielen offenen Fragen, Isabella. Zuerst werden wir für Jacob einen Heiler holen. Und dann nehmen wir den Magier in Gewahrsam. Ich verspreche dir, ich werde nicht ruhen, bis ich Antworten habe.“
„Er hat immer wieder nach Jacobs Namen gefragt“, murmelte sie wie betäubt. „Warum? Warum wollte er seinen Namen?“
„Das erkläre ich dir später“, versprach Noah. Er hob den Kopf, als eine heftige Windbö in den Raum fuhr und sich als Elijah materialisierte. Der Krieger blickte sich kurz um und sah dann Noah an.
„Elijah“, warnte Noah und hob abwehrend die Hand. „Bring nur den Nekromanten sicher von hier weg.“
Elijah nickte, und mit einer kurzen Bewegung lösten er und der Nekromant sich in einen Windstoß auf und rauschten aus dem Raum. Im nächsten Moment tauchte in einer Wolke aus Staub und Schwefel, genau wie bei Legnas Erscheinen, ein Dämon auf, den Isabella noch nie zuvor gesehen hatte.
Mit großen Augen betrachtete Isabella den Mann, dessen volles silbernes Haar ihm bis auf die Schultern fiel. Trotzdem sah er nicht älter aus als vierzig und wirkte durchtrainiert. Das musste Gideon sein, dachte sie. Und sie spürte, dass er viel älter war als alle anderen im Raum. Es waren seine Ausstrahlung und die Art, wie er sich mit gelassenem, kühlem Blick in dem Chaos umsah. Seine unheimlichen Augen passten perfekt zu dem silbernen Haar. Selbst wenn Noah es nicht schon gesagt hätte, wäre ihr klar gewesen, dass Gideon unglaubliche Kräfte besaß. Er roch geradezu danach.
Dann sah der Heiler sie an, und seine Pupillen wurden etwas kleiner.
„Ein Mensch.“
„Ach Gott!“, erwiderte Isabella zornig. Sie hatte genug von Dämonen, die ständig auf diesen Unterschied hinwiesen, als hätte sie irgendeine Art ansteckender Krankheit. „Ja, es ist menschlich. Und es wird gleich unheimlich sauer werden, wenn Jacob nicht ganz schnell Hilfe bekommt!“
„Aus New York“, bemerkte Gideon, als er ihren Akzent hörte, während sein Blick über Jacobs regungslosen Körper glitt. „Er ist von einer verhexten Eisenklinge getroffen worden. Bis der Bann gebrochen ist, wird die Wunde offen bleiben und bluten. Deine Versuche, die Blutung mit den Händen zu stillen, sind nutzlos.“
„Noah“, stieß Isabella leise zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Sag diesem Idioten, wenn er Jacob nicht sofort heilt, werde ich ihm seinen hochheiligen Arsch aufreißen.“
Überrascht hob Gideon eine seiner silbernen Brauen.
„Für eine Druidin ist sie ziemlich respektlos“, meinte er.
Verblüfft sah Noah ihn an. „Du weißt, dass sie eine Druidin ist? Woran siehst du das?“
„Ich kann dir versichern, das ist ganz einfach.“ Gideon hob die Hand und kam damit einem weiteren Ausbruch der wütenden Isabella zuvor, während er sich neben den Vollstrecker kniete. „Bewusstlos zu sein ist besser für ihn. Ich glaube nicht, dass es ihm gefallen würde, wenn er wüsste, wer ihn heilt.“
„Er hegt keinen Groll gegen dich, Gideon“, sagte Noah leise. „Tatsächlich hat dein selbst gewähltes Exil ihm schwer zu schaffen gemacht.“
Gideon antwortete nicht. Er strich über Jacobs blasses Gesicht, und es wirkte fast liebevoll. Der Urälteste schloss die Augen, dann atmete er einmal tief aus. Isabella schnappte nach Luft, als sich die Wunde unter ihrer Hand plötzlich zu schließen begann. Sie schluchzte leise auf vor Erleichterung.
„Er braucht Blut. Noah, komm.“
Ohne zu zögern, kniete Noah sich neben Gideon. Er streckte seinen Arm aus, und Gideon packte ihn knapp über dem Handgelenk und ergriff dann Jacobs linken Arm. Plötzlich bekam Jacob wieder Farbe, während Noah etwas blasser wurde. Isabella erkannte, dass sie eine Art Transfusion erlebte, die ohne Nadeln und ohne das Risiko einer Infektion verlief. Es war unglaublich, und Isabella war zutiefst dankbar, als Jacob sich endlich bewegte.
„Die Narbe wird für immer bleiben. Ich
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