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Schattenwandler 02. Gideon

Schattenwandler 02. Gideon

Titel: Schattenwandler 02. Gideon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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Prolog
    Wir müssen uns stärken für das, was kommen wird. Im Zeitalter des Aufstandes von Erde und Himmel, wenn Feuer und Wasser alles Land ins Chaos stürzen, wird der Älteste der Alten zurückkehren, sich seine Gattin zu nehmen. Dann wird das erste Kind des Raums geboren, als Spielgefährte für das erste Kind der Zeit. Von den Vollstreckern.
    Aus der verschollenen
Prophezeiung der Dämonen
    Der Vampir musterte den Dämon vor ihm mit einem langen nachdenklichen Blick aus mitternachtsblauen Augen. Die schwarzen Pupillen waren leicht oval, gerade so ungewöhnlich, dass sie Neugier weckten und dass man sich etwas vorbeugte, um sie sich ein wenig genauer anzusehen. Dabei verfingen sich die meisten darin wie in einem gut gewebten Netz. Der Dämon aber war auf diese Weise nicht zu verlocken, daher bestand die einzige Absicht des Vampirs darin, herauszufinden, was der schweigsame Besucher vorhatte.
    Mit für ihn ganz untypischer Geduld und Großzügigkeit lehnte sich der Vampir in seinem Stuhl zurück und schlug die Beine übereinander. Wie gewöhnlich wartete der Dämon den richtigen Moment ab, bevor er darüber zu sprechen begann, was er auf dem Herzen hatte, was ihn in den Schlupfwinkel des Vampirs geführt hatte. Es war gut, dass der Urälteste sich stets so genau überlegte, was er zu sagen hatte, dachte der Vampir, denn wenn dieser Dämon den Mund aufmachte, überfiel er sein Gegenüber oft mit der nackten Wahrheit. So bewundernswert dieser Charakterzug auch sein mochte, er war nicht so erquicklich, wie man vielleicht hätte vermuten können. Besonders dann nicht, wenn es bei dieser Wahrheit um grundlegende Veränderungen im Leben aller Schattenwandler ging.
    Schon ewig lange bevor die Sterblichen sich wie eine ausufernde Pandemie über die Erde verbreitet hatten, waren die Schattenwandler auf der Welt gewesen. Die Wesen, die sich im Mondlicht wärmten und die im Mondlicht schliefen und die sich vor der sengenden Sonne versteckten, damit die ätzenden Strahlen ihre empfindliche Haut nicht versengten. Und obwohl die Sterblichen heute in erdrückender Überzahl waren, lebten die Schattenwandler noch immer. Die dunklen Kulturen hatten überlebt, jede einzelne mit anderen Bräuchen und Traditionen, und fast jede hatte sich an einem ganz abgeschiedenen und für Menschen zu unwirtlichen Ort eine Nische gesucht. Einige allerdings hatten sich angepasst und lebten jetzt am Rande der menschlichen Gesellschaft, wobei sie den Lebensstil der Sterblichen nachahmten oder sogar genosse n … zumindest ein Abbild davon. Fast jeder Clan hatte Gesetze erlassen, und es gab genaue Vorstellungen davon, wie weit seine Mitglieder gehen durften, wenn sie auf menschliche Wesen trafen.
    Auch im Laufe der Zeit war die enge Verbindung der Schattenwandler zum Mond oder auch zur Sonne nicht unterbrochen worden. Durch eigene Fehler, aber auch durch Feinde hatten sich bei allen Clans die Reihen gelichtet, und doch hatten sie überleb t – ruhig, meistens unbemerkt von den Sterblichen und immer darum bestrebt, im Einklang mit einer sich ständig verändernden Welt zu leben. Schattenwandler, die im Mondlicht tanzten und die schliefen, wenn die Sonne am Himmel stand, würde es immer geben.
    „Du bist lange nicht mehr hier gewesen, Gideon“, stellte der Vampir in der für seine Art typischen gezierten Art fest, da er keine Lust mehr hatte, darauf zu warten, dass der Dämon das Gespräch eröffnete. „Ich hatte nicht mit dir gerechnet.“
    Gideon hob seinen kühlen silbernen Blick von der seltenen Zebramilch, die er in seinem Glas kreisen ließ. Die exotische Milch und ähnliche Getränke waren der Alkohol der Dämonen. Es war der Beweis dafür, dass die Schattenwandler den Menschen sehr ähnlich waren, vor allem den gut aussehenden, auch wenn es eindeutige Unterschiede gab in ihrem Stoffwechsel und in ihrer Physiologie. Diese eindeutigen Unterschiede machten sie für den gewöhnlichen Betrachter zu übernatürlichen Wesen, wenn sie mit ihren Fähigkeiten protzten.
    Aber die Schattenwandler waren sehr vorsichtig. Menschen konnten übereifrig werden, wenn sie ein Geheimnis witterten. Sie fürchteten von Natur aus alles, was mächtiger war als sie selbst. Eine Schwäche, die sie nicht würden ablegen können, solange ihre Rasse sich nicht weiterentwickelte.
    Obwohl der Vampir selbst mit einem ungewöhnlich beeindruckenden Äußeren aufwarten konnte, war er immer wieder gebannt von den durchdringenden Augen des Dämons, die aussahen wie flüssiges

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