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Schattenwesen

Schattenwesen

Titel: Schattenwesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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Unterstrichen wurde diese Würde dadurch, dass sie mich bei der Vorstellung vollkommen ignorierte.
    »Meine Cousine Katharina.«
    Während die Cousine weiter elegant ins Nichts starrte, wandten wir uns einem etwa zwanzigjährigen schlaksigen Blonden zu, der sofort aufsprang und mir die Hand reichte. Als er die zwei Schritte auf mich zumachte, fiel mir auf, dass er leicht humpelte.
    »Gabriel, der Sohn«, sagte er selbst, bevor sein Vater ihn vorstellen konnte. »Und machen Sie sich keine Hoffnungen, wir sind immer so«, ergänzte er mit einem schrägen Lächeln.
    Ruben warf ihm einen Blick zu, der ihn zum Schweigen brachte.
    »Und diese junge Dame ist genau wie Sie unser Gast: Anna Lorenz.«
    Das dunkelhaarige Mädchen in dem teuer aussehenden Outfit war mir gleich beim Hereinkommenaufgefallen. Annas Augen funkelten, während die anderen mich eher gelassen betrachteten. In ihrem braunen High-Waist-Rock und den farblich passenden Römersandalen mit Nieten hatte sie keinerlei Ähnlichkeit mit den anderen. Viel zu stylish! Sogar ihre klappernden Armreifen und ihre Clutch passten exakt zum Rock.
    Höflich schüttelten wir uns die Hände.
    »Sie ist zwar noch jung, aber eine erstaunliche Malerin«, ergänzte Nachtmann. »Besonders hervorstechend ist ihre Technik bei der Darstellung von Gesichtern. Ihre Figuren zeichnet ein inneres Leuchten aus, als wären sie lebendig. Einfach großartig!«
    Anna strahlte und ich ließ ihre Hand los, als hätte ich mir die Finger verbrannt. Malerin? Ganz dunkel ahnte ich, warum sie mich so angefunkelt hatte. Gelegentlich übernahmen Maler die Aufgaben eines Restaurators. Auch wenn ein Maler, der etwas auf sich hielt, immer an einen Restaurator verweisen würde. Stand vielleicht noch gar nicht fest, wer von uns beiden den Auftrag bekommen sollte? Oder noch schlimmer – wurden noch mehr Kandidaten erwartet? War das eine Art Wettbewerb? Ich bemühte mich, mir meine Überlegungen nicht ansehen zu lassen. Mit dem Geld hatte ich fest gerechnet! Und ich brauchte es dringend!
    »Sind wir für die gleiche Aufgabe hier?«, wagte ich zu fragen.
    Ruben Nachtmann schenkte mir ein Eisbär-Lächeln und ich hatte das Gefühl, es mache ihm Spaß, uns auf die Folter zu spannen.
    »Nicht so ungeduldig! Aber wenn Sie mehr erfahren wollen, folgen Sie mir doch bitte einfach in den Keller.«
    »In den Keller?« Anna sah Ruben erstaunt an.
    »Unbedingt! Wir haben einen sehr exklusiven Keller«, lächelte Gabriel, der als einziges Familienmitglied mitkam.

    Ein schmaler Treppenabgang aus dunklem, knarrendem Holz führte hinab. Ruben Nachtmann ging vor und wartete unten neben dem Treppenabsatz, bis alle da waren. Dann bückte er sich und hob eine hölzerne Falltür hoch. Darunter gähnte uns tiefes Schwarz entgegen. Inzwischen hatte Gabriel drei Fackeln von einem Stapel genommen und zündete sie an.
    »Noch tiefer? Da sollen wir alle runter?«, fragte Anna überrascht.
    »Keine Sorge«, lächelte Herr Nachtmann ihr zu. »Wenn wir die Leiter hinter uns haben, ist es sehr geräumig da unten.«
    Bei dem Wort »Leiter« fiel mein Blick auf Annas Schuhe und ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Beim besten Willen konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie damit klettern konnte. Aber ich hatte sie unterschätzt. Sie zog die hippen Sandalen einfach aus und klemmte sie unter den Arm. Dann folgte sie unserem Gastgeber in die Tiefe.
    Kindheitserinnerungen überfielen mich, als ich in das Loch sah: ein Keller unter dem Keller! Was mochte uns dort unten erwarten? Abenteuer hatten mich schon immer magisch angezogen und meine Fantasie machte sich ein paar Herzschläge lang selbstständig, erzählte Geschichten von Mumien, Piratenhöhlen und geheimen Wegen zum Mittelpunkt der Erde. Aber mein Verstand bremste mich und sagte klar an, dass ich hier war, um zu arbeiten. Sachlich bleiben! Hier gab es keine Wunder!
    Kaum stand ich auf der Leiter, schlug mir kühle, abgestandene Luft entgegen. Der Abstieg war tiefer, als ich gedacht hatte. Endlich unten angekommen blickte ich mich staunend um: Wir befanden uns in einem Gang, der aus dem rohen Fels herausgehauen war und der im Licht der Fackeln rötlich braun leuchtete, während Rubens und Annas Gesichter plötzlich fremd wirkten. Natürlich nur durch die Spiegelung des Feuers!
    Wo waren wir? Mit Sicherheit nicht in einem gewöhnlichen Vorratskeller!
    Als auch Gabriel da war, schritt Ruben Nachtmann forsch voran. Das Echo unserer Schritte hallte von den Wänden und niemand sprach. Der

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