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Schattenwesen

Schattenwesen

Titel: Schattenwesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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fort.
    Und dir selbst, fügte ich innerlich hinzu.
    »Dann wollte ich zurückkommen, mit dir das Fresko übermalen und darauf warten, dass die Schatten verblassen.«
    Er hatte seinen eigenen Tod geplant!
    »Stattdessen hat Ruben die Schattenlosen in alle Richtungen vertrieben und ich hatte keine Zeit mehr für sie. Ich wusste ja, dass du hier in Gefahr bist!«
    An der Tür rüttelte es nicht mehr. Es war still geworden.
    »Plan B war, dass ich Ruben mit dem dunklen Messer angreife und ihn dabei verletze – oder vielleicht sogar töte, wenn das Messer das kann.«
    »Gabriels Verletzung …«, sinnierte ich.
    Er nickte. »Die hat mich damals darauf gebracht, dass es möglich sein muss. Und seit etwa hundert Jahren warte ich auf eine Gelegenheit … Aber ohne Schwarz hätte ich den Menschen nicht ihren Schatten zurückgeben können. Ich habe also hundert Jahre auf dich gewartet.«
    Ich lächelte und war dankbar für seinen Versuch, mich von der Katastrophe abzulenken, die hinter der Tür auf uns wartete.
    »Sollte Ruben meinen Angriff überleben, dann hatte ich ihn abhängen und so schnell wie möglich zum Schattenraum gelangen wollen.«
    »Was ist schiefgegangen?«, fragte ich. Meine Hände taten auf einmal weh und ich bemerkte, dass ich schon längere Zeit meine Finger ineinander verknotet hatte.
    »Ruben hat mir irgendetwas über die Hand geschüttet, als ich ihn angriff, und es war, als ob sich ein Loch in das Gelenk brannte. Ich … habe das Messer fallen gelassen und Ruben hat es zur Seite gekickt. Als er es aufheben wollte, hat er unseren Zettel gefunden.« Seine Stimme war voller Selbsthass.
    »Du kannst nichts dafür!«, sagte ich eindringlich.
    »O doch! Durch mich wusste er, dass du hier warst. Meine Schuld!«, raunte er.
    Ich ging auf ihn zu und lehnte mich an ihn. Obwohl ich noch immer einen Schatten vor mir sah, zerstob die dunkle Gestalt nicht, sondern nahm mich warm und weich in den Arm. Ich spürte einen Hauch in meinemNacken, viel sanfter als ein menschlicher Kuss, und trotzdem fühlte ich die Leidenschaft darin.
    »Wie romantisch!«, erklang eine Stimme, die von den Wänden hallte. »Schade nur, dass ich das jetzt beenden muss.«
    Wir blickten gleichzeitig nach oben. Durch das Gitter des Angstlochs wirbelte schwarzer Rauch. Schnell wie ein Raubvogel stieß er herunter und sammelte sich am Boden zu einer Säule. Dort nahm er Gestalt an.
    Cyriel trat vor mich, noch immer als Schatten. »Die Frage, warum du noch immer Mensch sein kannst, erübrigt sich wohl«, erklärte er mit erstaunlicher Ruhe.
    Nachtmann lachte. »Du hast doch bestimmt geahnt, dass dies nicht das einzige Bild von mir ist?«
    Er zückte sein Messer und bedrohte Cyriel damit. Das dunkle Metall jagte mir einen Schauder über den Rücken, so ohne jedes Glänzen und voller magischer Symbole. Aber ob er das Messer immer noch fest in der Hand halten könnte, wenn er ein Schatten war?
    Vorsichtig ging ich ein paar Schritte seitwärts.
    »Komm her, du feiger Verräter!«, rief Ruben mit wilder Entschlossenheit. »Ich hätte dich gleich damals in diesem Verlies verrecken lassen sollen!«
    Cyriel wich seinem Hieb geschickt aus. In seiner Schattengestalt war er schneller, obwohl Nachtmann mit seinem Messer natürlich deutlich im Vorteil war. Schon bald hatte er Cyriel an die Wand gedrängt und attackierte ihn heftig. Cyriel war in der Defensive, dann aber hob er den schweren Koffer mit meiner Tageslichtlampe und schleuderte ihn auf Nachtmann. Mit einem Donnerschlag prallte der Koffer gegen die Mauer. Während meine Lampeauf immer und ewig ihr Leben aushauchte, zerstob Ruben – und setzte sich wieder zusammen. Als Schatten hatte er das schon einmal gemacht, aber in Menschengestalt fand ich es noch wesentlich unheimlicher. Das alles passierte in Sekundenschnelle und gab Cyriel kaum die Möglichkeit eines zweiten Angriffs.
    Inzwischen hatte ich den Arbeitstisch erreicht und zog das kleine Bild aus meiner Jeanstasche heraus. Mit einem leisen Platschen ließ ich es in den Glaskolben fallen.
    Nachtmann flackerte, verlor kurz die Farbe – und sah gleich darauf wieder haargenau so aus wie zuvor. Sein Kopf fuhr herum und er funkelte mich an. »Du kommst auch noch dran! Stell dich hinten an!«
    »Er hat mehrere Bilder«, flüsterte Cyriel mit unendlich sanfter Stimme.
    Ich vermutete, dass er mich in diesem Moment anblickte. Nachtmann nutzte die Gelegenheit und stieß das Messer so schnell nach vorn, dass weder Cyriel noch ich die Bewegung rechtzeitig

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