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Scheibenwelt 02 - Narren Diebe und Vampire

Scheibenwelt 02 - Narren Diebe und Vampire

Titel: Scheibenwelt 02 - Narren Diebe und Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Terry u Briggs Pratchett
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Ankh-Morpork erwiesen sich als intelligenter und weniger fügsam als ihre Artgenossen vom Lande – für sie waren Briefe warmes und leicht zu beschaffenes Nestbaumaterial. Die Bediensteten der Universität gaben sich alle Mühe, die Briefe von schwer erreichbaren Nistplätzen zurückzuholen. Diese Briefe wurden schließlich mit dem aufgestempelten Hinweis »Von Eulen benutzt« zugestellt, obwohl das eigentlich nicht nötig war. Denn wenn eine Eule für eine gewisse Zeit auf der Post gesessen hat, so ist das auch ohne Stempel unübersehbar.
    Im Jahr 1530 schuf König Cirone II. ein Netzwerk aus Kurieren und Pferden entlang wichtiger Routen, und er ernannte einen »Postmeister«, der das System verwalten und maximale Effizienz gewährleisten sollte. Zum ersten Postmeister ernannte er Sir Rolande de Colline, der zusammen mit dem Gründer der Assassinengilde, Sir Gyles de Murfoote, Ritter und Krieger gewesen war. Diese wichtige Verbindung schützte die Repräsentanten der Königlichen Post vor Dieben. Das System funktionierte recht gut, und der Begriff »Roter Brief-Tag«* geht auf den Umstand zurück, dass die Post oft mit Blutflecken zugestellt wurde. Andererseits: Sie hatte ihren Bestimmungsort erreicht, und das war ein Grund zur Freude.
    * Im Englischen ist mit »Red Letter Day« ein Feiertag gemeint.
    Im Jahr 1635 entschied König Lorenzo I. (der Vater von Lorenzo dem Netten), dass auch die Öffentlichkeit das Königliche Postamt von Ankh-Morpork und der Sto-Ebene benutzen durfte. Das ursprüngliche Gebäude am Breiten Weg wurde gemeinhin Postamt genannt, und der Chefverwalter war der Postmeister. König Lorenzo verfügte gleichzeitig, dass alle Häuser und Anwesen in Ankh-Morpork deutlich mit einer Nummer gekennzeichnet sein sollten, um die Zustellung der Post zu erleichtern. Zu Anfang herrschte ein wenig Verwirrung, weil die Leute dachten, dass sie sich ihre Nummer selbst aussuchen konnten, und eine Zeit lang war die Stadt voller Einsen. Niemand wollte die Nummer acht sein, die als Unglückszahl galt. Diese Verwirrung wurde energisch und durchgreifend gelöst, als der König eine Einsatzgruppe beauftragte, jedes achte Haus abzureißen. Ein weiteres Relikt aus jener Zeit ist, dass alle Gebäude in der Brauerstraße die Nummer 34 tragen, aber das ist Tradition und gilt somit als kurios, nicht als dämlich.
    In der Anfangszeit der Ankh-Morpork-Post verlangte ein Dekret des Königs, dass die Post der Sto-Ebene, die den Königlichen Postdienst benutzte, über Ankh-Morpork ausgeliefert werden musste. Also musste ein Brief von Sto Helit nach Sto Lat (eine Entfernung von etwa fünf Meilen) erst zwanzig Meilen nach Ankh-Morpork zurücklegen und dann noch einmal zwanzig von Ankh-Morpork nach Sto Lat. Erst der Postmeister Jedediah Palmer richtete neue Postwege ein, Cross-Posting genannt, sodass die Post nicht mehr die Route über Ankh-Morpork nehmen musste. Auf seine Initiative geht auch der erste Postkutschendienst zurück.
    Der Legende nach hatte das ursprüngliche Dekret viel mit der Paranoia des Königs und dem sehr großen schwarzen Kessel zu tun, der noch heute im zentralen Postamt steht.

Postkutschen
    Straßenraub war (und ist) ein großes Problem in der Sto-Ebene, und das alte Postsystem ließ Briefe und Kuriere Angriffen gegenüber ungeschützt. Den Passagierkutschen ging es nicht viel besser, und Reisende erreichten ihr Ziel nur selten mit allen ihren Besitztümern oder ihrer gesamten Kleidung. Deshalb entwickelte Postmeister Palmer ein neues System, bei dem jeder Kutscher von einer bewaffneten Wache begleitet wurde. Gleich zu Beginn dieser Neuerung erschossen Postkutschenwächter vier Räuber.*
    * Genauer gesagt, die Männer saßen auf Pferden und sahen für die Wächter »ein wenig seltsam« aus. Wie sich herausstellte, hatte einer von ihnen Dokumente bei sich, die ihn als Vertreter für verschreibungspflichtige Medikamente auswiesen. Aber das galt nur als Beweis dafür, dass Straßenräuber schreckliche Lügner waren.
    Berauscht von seinem Erfolg versuchte es Palmer mit anderen Taktiken und stellte Männer mit mehr Narben als Zähnen und Namen wie Charlie die Schlange ein. Sie saßen als gewöhnliche Reisende verkleidet in der Kutsche und warteten darauf, dass ein (vergleichsweise) unschuldiger Dieb die Kutsche anhielt. Eine beliebte Verkleidung (wer weiß, aus welchem Grund) war »eine-Gouvernante-die-drei-unschuldige-junge-Damen-zum-Mädchenpensionat-Bringt«, aber auch »demütiger-Priester« und

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