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Scherbengericht: Roman (German Edition)

Scherbengericht: Roman (German Edition)

Titel: Scherbengericht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Germán Kratochwil
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es mit dem Sohn der Laglers auf sich habe. Warum musste der, wie ein Hund auf Abfälle wartend, das Gelage umkreisen? Katha sagte ihr, was sie aufgeschnappt hatte, gestand ihr aber, dass sie selbst nicht wisse, was da genau vorgehe. Worauf ihr Bruder denn so böse sei, wollte Sarah auch noch wissen. »Es geht um die Theorie der Komplexe oder so«, konnte Katha dazu nur weitergeben.
    »Na wisst ihr, dieser Futterer ist ein Erzschlawiner«, bestimmte Clementine. »Vor ein paar Jahren ist er einmal zu uns heraufgekommen. Ich sage euch, der interessiert sich nur für Geld und Weiber. Und vielleicht nicht einmal in dieser Reihenfolge – ihr könnt euch nicht vorstellen, mit was für aufdringlichen Augen der mich angeschaut hat. Ein Fallot! Gabriel, du hast ihn vorhin ganz richtig einen ›Schleimer‹ genannt.« Sie musste zu einer tiefen Atempause ansetzen, so stark war sie von der Erinnerung an die Blicke des Sektengründers mitgenommen worden, um dann fortzufahren: »Ich frage mich nur, was ein Irrenarzt an so einem gefressen haben kann.«
    Elias fühlte sich nun eindeutig herausgefordert. »Ja, es stimmt, ich hab mich einmal lange mit ihm unterhalten. Aber ihr müsst wissen: Was mich bei den Sektenführern allgemein immer beschäftigt, ist die manchmal geradezu sinistre Ähnlichkeit ihrer Methoden mit den unseren. Worin liegt da der prinzipielle Unterschied, frage ich mich? Bei dem Geld und den Frauen gewiss nicht.«
    Unmutig unterbrach ihn nun Gretl. »Eli, jetzt stell dich bitte nicht so an – und stell dich vor allem nicht immer selbst in Frage. Das ist ja nicht auszuhalten. Der Kurpfuscher und du, euch trennen Welten!«
    Elias schwieg. Er mimte belustigt mit flatternden Wimpern den zu Unrecht Gescholtenen und hob und senkte, wie verwirrt, mehrmals die Schultern im weißen Inderhemd.
    Während Katha Sarah das Wenige, was sie von den Schalern wusste, erzählte – Gabriel hatte auf ihre Bitte hin, mehr darüber zu berichten, nur mürrisch abgewunken –, begann Siegmunds Lumpi wieder einmal ohne sichtbaren Anlass zu bellen.
    »Was haben wir denn jetzt wieder vorausgesehen?«, fragte ihn sein Herrchen und bemerkte, wie vorher schon einmal: »Es würde mich nicht wundern, wenn wir gleich das Telefon läuten hören würden.« Rotraud lehnte sich horchend zurück und blieb eine Weile in steifer Erwartungshaltung sitzen. Dann stand sie auf.
    »Vielleicht kurvt Trigo übermütig durch die Nussbaumallee und kippt mir noch um«, vermutete sie unter Stößen ihrer Lachkraft. »Diese neue Beweglichkeit muss er erst noch erlernen. Da schau ich lieber mal nach. Bin gleich wieder da.«
    Über die Gäste brach nun wieder die vorherige Schwere herein, aber etwas Missstimmung war ihr jetzt beigemischt. Für Minuten schien jeder seinen eigenen unklar unruhigen Gedanken nachzuhängen. Benny hatte sein Offiziersmesser hervorgeholt und einen Kunststoffzahnstocher aus dem Zubehör gezogen. Er stand auf und enfernte sich ein paar Schritte von der Gruppe. »Rosinenkerne in der Mohnfüllung«, sagte er nur, als bedürfe sein Fortgehen eine Erklärung oder Entschuldigung. Vom Hof her hörte man jetzt den Kettenhund Bertl bellen und bald darauf in ein Jaulen und Winseln einstimmen.
    Katha fragte Gabriel auf Englisch, damit auch Sarah dem Gespräch folgen könne, wie viele Frauen und Männer den Schalerbund ausmachten. Als ihr der Frauenüberschuss offenbar wurde, rief sie auf Deutsch: »Gabo, da bist du ja der Platzhirsch, oder der Hahn im Korb!« Sarah Krohn aber konnte sich mit der Entsprechung top dog nicht anfreunden, diese geradezu planmäßige Promiskuität passte nicht in ihr Weltbild.
    Hinter dem Rücken der Oma, die das Gespräch auf Englisch nicht verstanden hatte, beugte Gabriel sich zu seiner Schwester hinüber und flüsterte ihr zu: »Lass das Thema jetzt! Wir müssen in den nächsten Tagen ernsthaft sprechen. Ich sag dir nur, mach dich los von deinem alten Che, der keiner ist; er wird versuchen, dich hier einzusperren, wird dich kontrollieren, versklaven, vernichten! Das ist es, worüber wir sprechen müssen!« Er wiederholte das »vernichten« in beschwörendem Flüsterton, als er merkte, wie Katha zurückschreckte und der Vater aufzuhorchen schien. Clementine, die mit geschlossenen Augen ganz in sich versunken war, kam zu sich. »Was munkelt ihr beide da schon wieder hinter meinem Rücken?«
    Dass Rotraud, entgegen ihrer Absicht und gewohnter Sorge um ihre Gäste, nicht gleich wieder zurückgekehrt war, ließ Elias

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