Scherbenparadies
»Okay. Was soll ich tun?«
Endlich hatte er es kapiert! Sie hatte ihren Plan vor ihm ausgebreitet. Sandra sollte Selbstmord begehen. Das wäre doch nur fair. Da diese Bitch das aber sicher nicht freiwillig tun würde, musste man eben ein wenig nachhelfen.
Die halbe Nacht hatten sie geredet und den Plan weiter ausgefeilt, bis er perfekt war. Und nun war es so weit.
Die beiden ersten Etappenziele waren erreicht. Ziel eins, das Sven freilich nicht kannte: Sie hatte ein Alibi, falls sie eines brauchen sollte, wenn etwas schiefgehen würde. Unzählige Leute hatten sie mit Vanessa gesehen. Beim Lasagneessen, beim Probieren von Schuhen und Klamotten. Im Buchladen hatten sie sich beraten lassen und auch im Zoogeschäft, wo Janina Vanessa beinahe ein Kaninchen gekauft hätte. Irgendwie hatte ihr die Kleine plötzlich leidgetan und sie hatte sich an ihrer eigenen Großmut erfreut. Doch das Viech war dann doch zu teuer gewesen.
Ziel zwei: Sandra war im Schrebergartenhaus. Sven hatte es geschafft, sie dorthin zu locken.
Für den Rest brauchte er sie. Das konnte er nicht alleine machen. Und sie wollte auch nicht, dass er es alleine tat. Was, wenn er im letzten Moment nicht den richtigen Biss hatte, weil Sandra ihm was vorheulte und ihn weichkochte? Nein, das wollte sie ihm nicht allein überlassen. Außerdem wollte sie es mit eigenen Augen sehen!
Der Lift fuhr scheppernd nach oben. Janina zog das Handy aus der Tasche und glaubte plötzlich, einen vertrauten Geruch wahrzunehmen. Nils. So roch Nils. Sie sehnte sich so sehr nach ihm! Für einen Moment schloss sie die Augen, beschwor seine herauf. Ich tue das alles für dich. Für uns! Vertraue mir. Es ist richtig. Es gibt keinen anderen Weg.
In den nächsten Tagen, wenn er den ersten Schreck überwunden hatte, würde er bereit sein. Bereit für sie. Sie öffnete die Augen und wählte Svens Nummer.
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Er ging offline und steckte das Handy ein. Sein Gesichtsausdruck spiegelte seine Ratlosigkeit. Sandra schöpfte Hoffnung. Nun hatte er die Facebookeinträge gesehen. Nicht sein Sternchen, seine Janina wurde gemobbt, sondern sie, Sandra. Janina hatte ihn belogen. Und sie benutzte ihn. Falls er das noch nicht kapiert hatte, musste sie es ihm klarmachen. Doch Sandra konnte kaum noch die Energie aufbringen zu sprechen. Sie fühlte sich so müde, so bleiern und schwer. Was war das für eine Pampe in dem Glas? Aufgelöste Schlaftabletten? Irgendwann würde man sie hier finden, tot. Selbstmord. Alle würden das denken. Und das Schlimmste war, man würde einen Grund erkennen können. Nein, sogar zwei. Laura, die sie und Vanessa verlassen hatte, und ihre unglückliche Liebe zu Nils. Niemand würde zweifeln, dass sie sich selbst… Nein! So weit durfte es nicht kommen.
Sie riss sich zusammen, versuchte, die Müdigkeit zu verscheuchen. Und für einige Sekunden gelang ihr das.
»Sven, bitte! Du hast es doch gesehen. Mach mich los. Lass mich gehen. Ich hab Janina nichts getan.«
»Ja… also… gut… Aber du sagst niemandem was.« Er schien verwirrt und zögerte. Als ob etwas in ihm unbedingt weiter Janina glauben wollte. Irgendwie verstand Sandra das. Er schien sie wirklich zu lieben… so benutzt zu werden… Aber das war jetzt nicht ihr Problem.
»Versprochen. Ich halte meinen Mund. Das hier ist nie passiert.« Sie sah ihm in die Augen, konnte seinen Blick jedoch kaum noch fixieren. Wie sollte sie es nach Hause schaffen… wenn sie unterwegs einschlief… bei dieser Kälte… nicht daran denken. Sie würde es schaffen. Es war ja nicht weit. Die Gurte schnitten in Arme und Beine. Die rechte Hand fühlte sich ganz taub an.
Sven griff nach dem Gurt, sah ihr noch mal in die Augen, prüfte, ob er ihr glauben konnte. Würde sie ihn wirklich nicht verraten?
Eine Melodie erklang. Svens Handy! Nein. Bitte. Nicht jetzt. Geh nicht ran.
Doch er tat es, meldete sich. »Ja.«
Wer war das? Hoffentlich nicht Janina. Die Augen fielen ihr zu. Sie musste ja nicht gucken, hören reichte. Sie war so müde.
»Ja, klar… Nein… doch… Sie ist…«
Also doch Janina. Warum stotterte Sven so herum, warum sagte er nicht, was Sache war, dass Janina mit ihren Lügen aufgeflogen war?
»Sternchen, beruhige dich. Alles läuft nach Plan.«
Sandra machte mühsam die Augen auf. Wach bleiben!
»Cool down…« Eine Weile hörte er schweigend zu. »Liebst du mich?«
Diese Frage überraschte sogar Sandra. Natürlich, du Depp, sie wird alles sagen, damit du tust, was sie will.
»Du würdest mich nie
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