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Scherbenparadies

Scherbenparadies

Titel: Scherbenparadies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Loehnig
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war Vanessa? Im Häuschen war es ziemlich dunkel. Schemenhaft nahm sie eine Gestalt wahr, die nun auf sie zukam.
    »Komm rein.« Es war Sven, der hinter ihr die Tür schloss.
    Er war groß und trug eine schwarze Motorradkombi. Irgendwie sah er bedrohlich aus. Als er sich nun zu ihr umdrehte, erinnerte sie sich, dass er Kampfsport betrieb. Ein mulmiges Gefühl machte sich in Sandras Magen breit.
    »Wo ist Vanessa?«
    »Nicht hier.«
    Was sollte das jetzt? »Wie? Nicht hier? Ist sie…«
    »Keine Sorge. Es geht ihr gut.«
    Sandra verstand gar nichts mehr.
    »Setz dich. Wir haben etwas zu erledigen.«
    Schritt für Schritt kam Sven näher. Er zog etwas aus der Hosentasche. Ließ es mit einer Bewegung aus dem Handgelenk aufschnappen. Sandra starrte ihn an. Ein Messer. Die Klinge blitzte. Sven stand nun dicht vor ihr. Die Kombi roch nach Öl, sein Atem nach Lakritz. Sein Blick war kalt. Ihr Herz setzte für einen Schlag aus. Adrenalin schoss durch ihren Körper. Angst breitete sich in ihr aus.
    »Was denn zu erledigen?« Ihre Stimme krächzte.
    »Deinen Selbstmord.«
    Was?
    Er deutete mit der Klinge auf sie. »Setz dich.«
    »Komm, hör auf mit dem Quatsch.« Das meinte er doch nicht ernst. »Du machst mir Angst.« Wo war die versteckte Kamera, hinter der gleich alle schenkelklopfend hervorkommen würden?
    »Das ist gut.« Er sprach leise. »Setz dich.« Seine Pupillen waren eng vor Hass. Seine Hand zitterte. Nicht vor Unsicherheit, sondern vor Wut. Das erkannte Sandra instinktiv. Er machte noch einen Schritt auf sie zu. Die Klinge berührte kaum ihre Haut. Doch einen Wimpernschlag später spürte sie etwas Warmes die Halsbeuge hinunterfließen. Unwillkürlich tastete sie mit ihrer Hand danach und starrte dann auf ihre Finger. Blut. Keine versteckte Kamera. Was war hier los? Was wollte Sven? Sie kannte ihn kaum, hatte nichts mit ihm zu tun… nicht mit ihm… aber…
    »Ein drittes Mal sage ich es nicht.«
    Schräg hinter ihr stand ein Sessel. So ein altmodisches Teil mit hoher Lehne. Mit einem Schlag gegen die Schulter stieß er sie hinein, riss etwas von hinten über die Lehne, ihren Kopf und zog es dann um ihre Arme. Noch ehe sie verstand, was hier passierte, hatte er sie mit einem Spanngurt gefesselt. Sie konnte nur die Beine bewegen und auch das nicht mehr lange. Einen Augenblick später waren auch sie mit einem Gurt fixiert. »Lass den Scheiß. Mach mich sofort los.«
    Sven reagierte nicht. Panik stieg in ihr auf, die sie ganz erfüllte, ihr Herz zum Rasen brachte. »Was soll das werden?«
    »Aug um Aug, Zahn um Zahn. Das ist fair. Ich bin für Fairness. Glaub mir.«
    War er verrückt geworden? Aug um Aug? »Sven, ich habe dir doch nichts getan.«
    Er ging vor ihr in die Hocke, starrte ihr in die Augen. »Mir nicht. Aber meinem Sternchen.«
    Seinem Sternchen? »Janina? Spinnst du? Ich hab doch mit Janina keinen Stress.«
    »Ach ne. Kein Stress.« Sein Schlag traf sie unvorbereitet, riss ihren Kopf zur Seite. »Du behauptest, sie pinkelt in der Schule auf den Boden. Miststück.«
    Der Schmerz brannte auf ihrer Wange. Tränen schossen ihr in die Augen. Sie behauptete… Was? Sie war im falschen Film. Nicht sie, sondern… so langsam verstand sie, was ablief. Endlich kapierte sie, wer hinter dem Mobbing steckte. Janina, das stille Wasser!
    »Du legst Kotztüten auf ihren Tisch.« Ein zweiter Schlag traf sie. Es brannte. Ihre Wange schwoll an, sie konnte es spüren.
    »Das war nicht ich. Glaub mir. Nicht ich. Hör auf. Bitte. Ich schwöre es.«
    Irritiert sah er sie an. »Du schwörst?«
    Sandra nickte. »Ich war das nicht. Echt. Du musst mir glauben. Es ist genau umgekehrt. Ich habe nur keine Ahnung, warum sie das macht. Sie disst mich! Sie hat ein Pinkelfoto bei Facebook eingestellt und dazugeschrieben, das wäre ich. Sie hat mir die Kotztüte auf den Tisch gelegt und überall erzählt, ich sei magersüchtig.«
    Seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen. »Halt’s Maul. Janina lügt mich nicht an. Du willst doch nur deinen Arsch retten.«
    Er glaubte ihr nicht. Deinen Arsch retten. Selbstmord. Was hatte er vor?
    Auf dem Tisch stand ein Glas mit einer milchigen Flüssigkeit. Er griff danach und presste es an ihre Lippen. »Trink.«
    Was war das? Gift?
    An den Haaren zerrte er ihren Kopf nach hinten. Etwas von der Brühe schwappte in ihren Mund. Er kippte sofort nach. Es schmeckte bitter und sandig. Einen Teil konnte sie ausspucken. Der Rest rann tief in den Rachen. Sie hustete, schluckte instinktiv.
    Sven. Sie musste

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